Landeshauptstadt: Ein Drittel der 16-Jährigen raucht täglich
Studie über Drogenkonsum unter Zehnt-Klässlern vorgestellt / Amtsärztin kündigt stärkere Aufklärung an
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Studie über Drogenkonsum unter Zehnt-Klässlern vorgestellt / Amtsärztin kündigt stärkere Aufklärung an Von Kay Grimmer Mädchen rauchen, Jungen trinken – das ist, komprimiert, das Ergebnis einer Studie zum Konsum unter 1611 Potsdamer Jugendlichen, die vom Gesundheitsamt durchgeführt wurde. Ein Drittel der 15- bis 17-jährigen Jugendlichen raucht täglich, Mädchen sogar öfter als Jungen. Hingegen haben von den männlichen Befragten knapp ein Drittel angegeben, wöchentlich Alkohol zu konsumieren, bei den Mädchen waren es nur 18 Prozent. Die Beigeordnete für Gesundheit, Elona Müller, erklärte bei der gestrigen Präsentation der Zahlen, dringenden Handlungsbedarf gebe es vor allem beim Suchtverständnis mit Alkohol. „Viele Jugendliche gehen das Thema Sucht aktiv an, vor allem bei Tabak und illegalen Drogen.“ Doch würde das Suchtpotenzial von Alkohol bisher weitgehend unterschätzt werden, so Müller. Zudem sei trotz Anti-Rauch- Aktionen wie „Be smart, don“t start“ das Einstiegsalter bei Tabak in den letzten Jahren weiter gesunken. „Haben wir uns früher Sorgen gemacht, wenn bereits 16-Jährige geraucht haben, liegt das Alter beim Beginn des Rauchens nun bei 13 Jahren“, so Amtsärztin Karola Kaiser. Zukünftig müsse man noch stärker an der Aufklärung arbeiten, welche Folgen sich bei einem frühen und häufigen Konsum entwickeln. Hingegen sei die Nutzung illegaler Drogen „tatsächlich gering“, so Elona Müller. „Das heißt nicht, das Thema wegzudrücken.“ Ecstasy haben über 92 Prozent der Befragten noch nie genutzt. Der Konsum von biologischen Drogen, wie Pilzen oder Stechapfel seien laut Müller vernachlässigbar. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) warnte noch vorgestern, Naturdrogen würden landesweit immer beliebter. Bei Medikamenten sei der Missbrauch ebenfalls gering. Über 88 Prozent hätten noch nie Medikamente als Droge konsumiert. Amtsärztin Kaiser relativierte zudem die Aussagen von Frank Prinz-Schubert, dem Vorsitzenden von Chill-Out, einem Verein für akzeptierende Drogenarbeit in Potsdam. Dieser hatte vor einer Zunahme von Heroinmissbrauch gewarnt (PNN berichteten). „Die gestiegene Anzahl der Beratung bei Heroinsucht bezieht sich ja nicht nur auf die Konsumenten selbst.“ Oft würden auch Angehörige Ratschläge suchen. Sowohl Kaiser als auch Müller widersprachen einem Versorgungsmangel bei der Behandlung schwerer Drogensucht. „Wir haben brandenburgweit zehn Entgiftungsfälle pro Jahr“, so Karola Kaiser. Außerdem gebe es in der Außenstelle des Bergmann-Klinikums In der Aue auch nicht nur einen Pflegeplatz. „Bisher haben wir alle versorgen können“, so Kaiser. Auffälliger seien in den Rettungsstellen die „Rauschtrinker“ an Wochenenden, „die bis zur Besinnungslosigkeit trinken“, so Elona Müller. Befragt nach ihrem Alkoholkonsum haben von den Jugendlichen immerhin mehr als die Hälfte angegeben, an ein bis fünf Tagen pro Monat mehr als fünf Drinks mit starkem Alkohol zu konsumieren. Und fast fünf Prozent haben bei zehn und mehr Tagen pro Monat ihr Kreuzchen gesetzt. Ziel müsse es nun sein, ähnlich der verschiedenen Anti-Rauch-Kampagnen die Suchtgefahren beim Alkohol zu kommunizieren, so die Beigeordnete. Dabei müsse einerseits mit der Aufklärung weit früher als bisher begonnen werden. Im Modellprojekt „Sterntaler“ des Vereins für Gesundheitsbildung e.V werden derzeit Dritt-Klässler an zwei Potsdamer Grundschulen in Drewitz und am Schlaatz über die Gefahren von Drogen aufgeklärt. Dabei hebe man nicht den Zeigefinger, so Amtsärztin Kaiser, sondern arbeite interaktiv, „beispielsweise über Rollenspiele“. Außerdem wolle man, so Elona Müller, verstärkt die Eltern in die Aufklärung miteinbeziehen. Denn eine durchaus überraschende Erkenntnis hat die Umfrage ergeben: Die meisten 16-Jährige sehen noch immer in Eltern und Großeltern die ersten Ansprechpersonen, wenn es um Suchtprobleme geht.
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