Landeshauptstadt: Ein Experimentierparadies
Am 20. März öffnet das Mitmachmuseum Extavium neu mit Angeboten für ältere Schüler und Eltern
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Die Caligari-Halle auf dem Filmparkgelände ist eine Baustelle. Der Bohrer kreischt immer wieder, es riecht nach frischer Farbe, ein türgroßes Loch in der Außenwand ist mit Plastefolie verhängt, auf der Bühne stapeln sich Stühle, Holzkisten stehen herum – und allerlei seltsame Gerätschaften: Ein knallroter Trabant in einem komplizierten Gestänge, ein Schrank mit Zerrspiegeln, ein Klettergerüst, drei gelbe Telefonzellen. Ab dem kommenden Dienstag soll hier das Mitmachmuseum „Extavium“ neu eröffnen. Nach fünf Jahren in der Wetzlarer Straße brauchte das besonders bei Familien beliebte Experimentierparadies mehr Platz. Und den gibt es in der rund 2500 Quadratmeter großen Halle, wie sich Axel Werner, der Mitgründer und Chef des Extaviums, freut.
Der promovierte Physiker zeigt auf das große Loch mit der Folie: Dahinter soll ein Küchenlabor entstehen, erklärt er. Eingerichtet wie eine normale Küche mit Backofen, Kühlschrank, Geschirrspülautomat. Die Extaviums-Besucher können dort später zum Beispiel der Frage nachgehen, was beim Backen eigentlich passiert – oder warum Hühnereier nicht eckig sind. Denn Wissenschaft, davon ist Werner überzeugt, fängt im Alltag an. „Uns geht es darum, den Alltagsbezug zu zeigen“, erklärt er das Extaviums-Konzept: „Für Kinder sind Experimente nicht der Physik wegen spannend, sondern weil sie mit unserem Leben zu tun haben.“ Zum Beispiel in der Küche.
Auch für andere neue Angebote wird das Extaviums-Team am neuen Standort Platz haben: So gibt es erstmals drei Seminarräume, die jeweils groß genug für eine ganze Schulklasse sind. Damit will sich das Extavium noch mehr für Schüler öffnen – auch jenseits des Grundschulalters, für das es bereits jetzt 25 verschiedene Experimentier-Kurse gibt. Für die Älteren hat das Museumsteam zunächst drei neue Themenkomplexe entwickelt: So gibt es jeweils zweistündige Angebote zur Solarenergie, zu Brennstoffzellen und zum Klima und Kohlendioxid. „Das sind die Themen, die in Zukunft sowieso kommen werden“, ist sich Werner sicher. Das Extavium will dabei mit besonders anschaulichen Experimenten punkten: So soll etwa auf dem neuen Außengelände ab dem Sommer auch eine kleine Solaranlage entstehen. Auch einen kleinen Teich und einen Bienenstock soll es dort irgendwann geben.
Werner wünscht sich am neuen Standort auch mehr langfristige Zusammenarbeit mit Schulen. Eine solche feste Kooperation gebe es derzeit bereits mit der Fontaneschule: Innerhalb eines Jahres besuchen alle Klassen einmal das Mitmachmuseum. „Wir haben sonst selten die Chance, länger mit einem Kind zu arbeiten“, sagt Werner.
Dafür hat das Extavium mittlerweile rund 150 Experimentier-Objekte zu bieten – und die sechs Teilzeit-Handwerker in der hauseigenen Werkstatt basteln im Durchschnitt pro Monat ein neues. Gestartet war das Extavium Ende 2006 noch mit 85 Exponaten.
Auch mehr „Laufkundschaft“ erwartet der Physiker und dreifache Vater nach dem Umzug in den Filmpark: Dass das Extavium an den auf Unterhaltung und Spaß ausgerichteten Filmpark gerückt ist, empfindet Werner als gute Entwicklung. Denn auch er will seinen Besuchern Spaß machen – mit Wissenschaft. Die beiden Einrichtungen sollen aber getrennt voneinander arbeiten, betont er: So hat das Extavium ganzjährig geöffnet, während der Filmpark seine Winterpause beibehält. Für Gäste werde es jedoch einen Rabatt für den Eintritt zum jeweils anderen Partner geben – einlösbar auch für einen späteren Besuch an einem anderen Tag, wie Werner betont.
Auch die Eltern sollen zukünftig besser angesprochen werden: Geplant sind „unterhaltsame Wissenschaftsshows“ zu festen Zeiten, insbesondere an den Wochenenden und in den Ferien. Die Premiere ist zur Wiedereröffnung am 20. März geplant. „Für uns ist das ein Experiment“, sagt Axel Werner. Aber das gehört ja zur Philosophie des Hauses: „Das Extavium ist etwas, das nie fertig ist.“
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