zum Hauptinhalt
Blumenliebe. Peter Herling 2015 auf der Buga in Brandenburg/Havel.

© privat

Potsdams Gartendenkmalpfleger: Ein Faible für „Tischgärten“

Potsdams renommierter Gartendenkmalpfleger Peter Herling feiert am heutigen Mittwoch seinen 80. Geburtstag. Mittlerweile hat er Gefallen an Mini-Gärten gefunden.

Stand:

Blumen in eine Vase zu stellen ist eine relativ simple Tätigkeit. Mal mit mehr oder weniger Geschmack. Doch ein Arrangement aus Blumenstielen, Gräsern und Zweigen in ein Gefäß zu zaubern, kann sogar zu einem Kunstwerk werden. Peter Herling ist vor allem in Potsdam dafür bekannt, dass seine Sträuße immer wieder ein optisches Fest von Farben, Formen und Licht sind. Am heutigen Mittwoch feiert der im thüringischen Saalfeld geborene Herling seinen 80. Geburtstag.

Herling lernte in Weimar zunächst den Beruf eines Gärtners, später in Erfurt den eines Blumenbinders, absolvierte an der Fachhochschule Erfurt ein Ingenieursstudium für Garten- und Landschaftsgestaltung und ist seit Anfang 1962 eng mit Potsdam verknüpft. Seinen Arbeitsplatz fand er im Entwurfsbüro für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung, dann im Büro für Städtebau. Ab 1990 bis zum Eintritt ins Rentenalter vor 15 Jahren war Peter Herling in der Unteren Denkmalpflegebehörde Potsdams beschäftigt. Er kennt wohl in Potsdam und Umgebung fast jeden privaten Garten mit künstlerischen Qualitäten und historischen Überlieferungen, öffentliche Parkanlagen ebenso und Friedhöfe sowieso. Gärten vor dem Verfall zu bewahren und sie wieder in den originalen Zustand zurückzuführen galt sein leidenschaftliches Engagement. Und immer war viel Liebe zu den Gartenschöpfungen und die Verehrung für deren Schöpfer dabei.

Dabei unterscheidet sich seine Art der Gestaltung deutlich von der eines Floristen. Herling achtet auf die Individualität des natürlichen Materials. Die alljährlich stattfindende Urania-Ausstellung „Gartenschönheiten in Vasen“ auf der Freundschaftsinsel geht seit vielen Jahren neben Renate Bormann auf seine gestaltende Konzeption zurück. Auch der Hohenzollern-Hochzeit von Georg Friedrich Prinz von Preußen und seiner Frau Prinzessin Sophie in der Friedenskirche Sanssouci gab er gemeinsam mit dem ehemaligen Insel-Gärtner Jörg Näthe und der Keramikerin Dorothea Nerlich floral einen königlichen Glanz.

Herling, der in der Erfurter Gärtnerei Chrestensen die Lehre eines Blumenbinders absolvierte, ist sich bewusst, dass man für kunstvolle Sträuße auch erlesene Vasen benötigt. Da hält er es mit Karl Foerster, der dafür plädierte, dass man in seinen eigenen vier Wänden mindestens 30 bis 50 Blumenvasen benötige, um „neue Beziehungen zu den Blumen zu befruchten“. Aber Herling macht keinen Hehl daraus, dass er die keramischen Gefäße der Marwitzer Künstlerin Hedwig Bollhagen oder der Potsdamerin Dorothea Nerlich besonders gern für seine Gestaltungskünste bevorzugt – weil sie durch ihre ästhetischen Qualitäten mit den vielfältigen Pflanzen ein herzliches Freundschaftsband eingehen, wie er sagt.

Der Karl-Foerster-Garten am Bornimer Raubfang hatte im Gartendenkmalpflegebereich Peter Herlings oftmals Priorität. 1981 erklärte die Stadt das Wohnhaus und die Gartenanlage des Staudenzüchters, Philosophen und Schriftstellers zum Denkmal. Herling verfasste dazu die Begründung für das damalige Institut für Denkmalpflege. 1982/83 rekonstruierten er und der Garten-und Landschaftsgestalter Hermann Göritz den Senkgarten und das Wegenetz. Anlässlich der Bundesgartenschau 2001 konnte dann die Anlage grundsaniert werden. Die Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit von Gartendenkmalen als unersetzlichen Teil der Kulturlandschaft hat er nicht nur in Sachen Karl Foerster unterstrichen, sondern auch beim Garten des Einsteinhauses Caputh, der Anlage der Russischen Kolonie „Alexandrowka“ oder des Schlossparks in Wustrau. Auch in historischen Friedhöfen wie dem in Bornstedt sind Spuren von Herling zu finden. Von ihm stammen zudem Konzeptionen zu neuen Grünanlagen wie beispielsweise in der „Waldstadt“ oder die Gestaltung des Mittelstreifens in der Hegelallee.

Zugleich gibt sich Peter Herling heute eher zurückhaltend, wenn man ihn nach seiner persönlichen Leistung für Potsdam fragt. „Ohne all die anderen Mitarbeiter in der Denkmalpflegebehörde hätte ich meine Arbeit, die mich ausfüllte, nicht bewerkstelligen können. Man ist doch stets aufeinander angewiesen“, sagt er. Die Frage, welcher Garten aber zu seinen bevorzugten Arealen gehöre, beantwortet er kurz und knapp: „Im Moment die Tischgärten“.

Auch hier setzte er eigene Akzente. Gemeinsam mit Dorothea Nerlich entwickelte Herling die nach japanischem Vorbild idealisierten Mini-Gärten, die in Keramikschalen gepflanzt werden. Die Gefäße waren etwa bei der Bundesgartenschau 2015 im Havelland zu sehen.

Schließlich lagen ihm die Gestaltung von Ausstellungen für die Garten- und Landschaftsgestalter Karl Foerster oder Hermann Göritz, für die Keramikerin Hedwig Bollhagen, für die Weberin Henni Jaensch-Zeymer oder den Maler Werner Nerlich im Pavillon auf der Freundschaftsinsel am Herzen.

Und an den Ruhestand denkt Herling schon gar nicht. Für diesen Sommer bereitet er eine Ausstellung auf der Freundschaftsinsel vor. Dann wird seine Tochter, die Korbflechterin Christine Herling, mit von der Partie sein. Sie wird ihre Gefäße präsentieren und Vater fügt mit seinen Bepflanzungen eigene ästhetische Akzente hinzu.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })