Potsdam: Ein Fairtrade-Town-Siegel für Potsdam?
Die Fraktion der Grünen und die Stadtverwaltung sind sich uneinig über Sinn oder Unsinn eines Fairtrade-Siegels für die Landeshauptstadt. Entschieden wird in der Stadtverordnetenversammlung
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Wird Potsdam zur Fairtrade-Town? Ja, wenn es nach den Potsdamer Grünen geht. Sie wollen die Landeshauptstadt – nach Eberswalde (Barnim) – zur zweiten Fairtrade-Town in Brandenburg machen. Fünf Kriterien müssten dazu erfüllt werden, unter anderem der Ausschank von fairem Kaffee im Büro des Oberbürgermeisters und der Verkauf von fairen Produkten in mindestens 27 Geschäften und 14 Cafés der Stadt. In Deutschland wird das Siegel vom gemeinnützigen Verein „TransFair“ verliehen. Bundesweit gibt es bereits 406 Fairtrade-Towns.
Bei der Stadtverwaltung stößt die Initiative jedoch auf wenig Gegenliebe. Die Grünen forderten im Februar vergangenen Jahres mit einem Antrag konkrete Schritte, um das Siegel zu erlangen. Die Vorteile seien unter anderem der Ausbau fairer Gastronomie und fair gehandelter Mode. Auch Fluchtursachen in Ländern des globalen Südens sollen dadurch beseitigt werden. Außerdem will die Fraktion Bildungsarbeit zum Thema „Faire Städte“ in Schulen leisten. „Wenn es von der Landeshauptstadt Potsdam gewollt ist, dann könnte die Stadtverordnetenversammlung nach der Sommerpause den Beschluss fassen, Fairtrade-Town zu werden und die fünf Kriterien zeitnah erfüllen“, sagte Uwe Fröhlich, Stadtverordneter der Grünen, den PNN auf Anfrage. Einige der Voraussetzungen erfüllt Potsdam bereits: Zahlreiche Läden in der Stadt bieten faire Produkte an. Wie allerdings der Titel Fairtrade-Town der Stadt nutzen soll, konnten die Grünen nicht klar benennen.
Das Erlangen des Siegels würde keine besonderen Vorteile bringen, meint Stefan Frerichs, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung: „Es geht nicht darum, sich noch einen Aufkleber auf die Heckklappe zu kleben“, sagte er den PNN. Potsdam sei bekannt für seine Schlösser und Filmstudios und brauche nicht noch einen weiteren Aufhänger für das Marketing. Er und seine Kollegen seien keinesfalls gegen Fairtrade, doch das könne auch ohne Siegel betrieben werden. Der Titel Fairtrade-Town muss alle zwei Jahre erneuert werden und laut Frerichs stelle dies ein gewisses Risiko dar, denn wenn die Stadt die Kriterien nach zwei Jahren nicht mehr erfüllen könne, schade das dem Image. Abgesehen davon sehe er nicht ein, warum sich die Verwaltung auf Beschluss der Grünen um die Erlangung des Titels kümmern solle. „Das ist eine Aufgabe der Zivilgesellschaft, nicht der Verwaltung.“ Die Grünen hingegen kritisierten die „plakative und sporadische Beteiligung“ der Stadt.
Wie es gehen könnte, zeigt Eberswalde: Die Stadt ist seit Juni 2014 eine Fairtrade-Town und will damit ein Zeichen für Nachhaltigkeit und Transparenz setzten. Vor Kurzem gab es in der Stadtbibliothek eine Ausstellung zum Thema Fairtrade. Die Schokolade „Eberswalde fairnaschen“ sei nicht mehr aus der Stadt wegzudenken, so Nancy Kersten, Pressesprecherin der Stadt. Bei der fair produzierten Schokolade handelt es sich um eine Zusammenarbeit der österreichischen Firma Zotter und dem Künstler Andreas Bogdain, der die Verpackung gestaltete. Darauf sind unter anderem das Kloster Chorin und die Zainhammer Mühle in Eberswalde zu sehen.
Die Potsdamer Grünen haben angekündigt, mit Beteiligung der Stadtverwaltung eine Steuerungsgruppe von Vereinen und Verbänden zu gründen, die eine kontinuierliche Begleitarbeit leisten soll. Außerdem soll eine neue Beschlussvorlage in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht werden.Emilie Brummel
Emilie Brummel
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