Sport: Ein fast eheähnliches Verhältnis
Ronald Rauhe und Tim Wieskötter sind eng befreundet und wollen nun im Zweierkajak Olympia-Gold
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Ronald Rauhe und Tim Wieskötter sind eng befreundet und wollen nun im Zweierkajak Olympia-Gold Von Michael Meyer Elf Freunde solltet ihr möglichst im Fußball sein, um zum Erfolg zu kommen. Oder zwei im Kanurennsport. Zwei wie die beiden Paddler Ronald Rauhe (22) und Tim Wieskötter (25) vom Kanu-Club Potsdam im OSC, die sich gegenwärtig noch in München auf ihren Olympia-Start in Schinias vorbereiten. Am Freitag fliegen sie mit der deutschen Kanu-Flotte nach Griechenland, „und das Kribbeln hat schon begonnen“, gesteht Rauhe. „Vor allem, wenn wir uns hier Fernsehübertragungen aus Athen ansehen.“ Die Eröffnungsveranstalung im Olympiastadion verfolgte die Kanu-Nationalmannschaft gemeinsam auf einer Großleinwand. Nicht entgangen ist den Potsdamer Kajakspezialisten in den letzten Tagen, dass die olympischen Ruderwettkämpfe etwas unter dem Nordwind „Meltemi“ litten – doch die Schützlinge von Erfolgstrainer Rolf-Dieter Amend registrieren dies mit einer gewissen Gelassenheit. „Wenn der Wind in der nächsten Woche immer noch für einen unangenehmen Wellengang sorgt, werden wir das Beste daraus zu machen versuchen“, meint Rauhe. „Ändern können wir die Verhältnisse ja doch nicht. Wir belasten uns jetzt nicht damit, sondern blicken unseren Rennen positiv entgegen.“ Schon vor vier Jahren, als Rauhe und Wieskötter bei den Olympischen Spielen in Sydney über 500 Meter um Edelmetall paddelten, sorgte hoher Wellengang für fast irreguläre Bedingungen, unter denen die beiden Bronze eroberten. „Mittlerweile sind wir in dieser Hinsicht weiter gereift. Wir brauchen eigentlich vor nichts Angst zu haben“, unterstreicht Wieskötter. 1999 nahmen die Kanuten aus der Hauptstadt und dem Ruhrpott erstmals im Zweier Platz. Rauhe, für den RKV Berlin fahrend, wurde als frischgebackener Junioren-Weltmeister im 500-Meter-Einer für die Weltmeisterschaften in Mailand nachnominiert und sicherte dort gemeinsam mit dem damals für die KG Essen paddelnden jungen Mann aus Emsdetten als Sechster im K2 über die kurze Strecke den Olympia-Startplatz für Sydney. Ein Jahr später – Wieskötter war inzwischen zum KC Potsdam gewechselt – gewann dieses Duo Gold bei den Europameisterschaften sowie Bronze in Sydney. Danach blieb dieser Zweierkajak bei allen internationalen Titelkämpfen über 500 Meter ungeschlagen. Ob Welt- oder Europameisterschaften: Rauhe/Wieskötter hatten 2001, 2002 und 2003 stets den Titel abonniert. „Natürlich kann unter diesen Vorzeichen unser Ziel jetzt in Athen nur Gold heißen“, zeigt Tim Wieskötter gesundes Selbstvertrauen. „Darauf haben wir alles ausgerichtet, dafür haben wir bestmöglich trainiert.“ Derzeit in der so genannten „Unmittelbaren Wettkampfvorbereitung“ in München „sind wir noch nicht in Top-Form, aber auf dem Weg dazu“, ergänzt sein Freund und Bootspartner. „Alles läuft nach Plan. Momentan drosseln wir das Training, dadurch wird man von Tag zu Tag fitter.“ Dass Tim Wieskötter und Ronald Rauhe – dessen Wechsel im Februar dieses Jahres von Berlin nach Potsdam für einige Furore sorgte – eng befreundet sind und auch außerhalb des Sports viel gemeinsam unternehmen, hält ihr Heimtrainer Rolf-Dieter Amend für einen „ganz wichtigen Faktor“, wie er sagt. „Ansonsten geschieht es schnell, dass man sich Fehler gegenseitig zuweist.“ Bei seinem einstigen Erfolgs-Duo Kay Bluhm/Torsten Gutsche habe er dies erlebt: „Sie waren auch gut miteinander befreundet. Aber als es 1995 mal knisterte und sich beide nichts zu sagen hatten, verpassten sie bei der WM prompt das 500-Meter-Finale. Das ist wie eine kleine Ehe im Boot: Wenn sich beide Partner verstehen, dann klappt es gut.“ Ronald Rauhe lacht bei solchen Worten. „Tim und ich haben zwar beide ein fast eheähnliches Verhältnis, weil wir so viel Zeit im Jahr miteinander verbringen, ohne uns auf den Geist zu gehen. Aber wir müssen nicht noch zusammen in Urlaub fahren.“ Das wird Rauhe mit seiner Freundin Elisa tun, Wieskötter mit Potsdams Geherin Melanie Seeger, mit der er liiert ist. Die beiden werden sich schon in der nächsten Woche öfter im olympischen Dorf sehen, denn Seeger tritt in Athen im 20-km-Gehen an. Fünf Tage, bevor Rauhe/Wieskötter in Schinias gemeinsam im Zweierkajak ihren bisher größten Triumph feiern wollen.
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