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Landeshauptstadt: Ein ganzes Volk gerettet

60 Jahre alte Weide in Babelsberg abgeknickt: Bienenstock umgesiedelt

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60 Jahre alte Weide in Babelsberg abgeknickt: Bienenstock umgesiedelt Babelsberg - Mitarbeiter des Bereichs Grünflächen der Stadtverwaltung retteten gestern in der Großbeerenstraße das Leben eines ganzen Volkes – eines Bienenvolkes. Am Donnerstag ist auf Höhe der Großbeerenstraße 100 eine 60 Jahre alte Weide abgeknickt, erklärte Gebhart Tworke vom Bereich Grünflächen. Es habe keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass der Baum abknicken könnte. „Generell muss man sagen, dass so etwas nicht absehbar ist und es ist auch bei noch so guten Vorbeugemaßnahmen niemals auszuschließen“, sagte Antje Solmsdorf, Bereichsleiterin Grünflächen. Immer wieder käme es vor, dass Bäume aufgrund von Altersschwäche nicht mehr standfest seien. Beim Zersägen des Baumes am Donnerstag stellten Arbeiter ein leises Surren fest. Ein Bienenvolk hatte sich im Baum eingenistet. Die Arbeiter mussten das Zerlegen des Baumes unterbrechen und fachlichen Rat einholen. Christel Lehmann – ebenfalls Mitarbeiterin der Stadtverwaltung und ambitionierte Imkerin – konnte helfen. Seit zehn Jahren ist sie im Imkerverein Potsdam und Umgebung e.V. aktiv. „Ich habe das Einflugloch am Stamm mit einer luftdurchlässigen Binde zugemacht, damit die Bienen beim Transport nicht im Sturzflug rauskommen“, erläuterte Lehmann die Rettungsaktion. Erschütterungen würden die Tiere stören und sie aggressiv werden lassen. Diese Bienen aber seien sehr ruhig gewesen. Daraus ließe sich schlussfolgern, dass die Königin wohl noch im Baumstamm gewesen sei, sagte Lehmann. Dies sei die Hauptvoraussetzung für die Rettung eines Bienenvolkes. Christel Lehmann schätzte, dass sich in dem Baumstamm etwa 20 000 bis 30 000 Bienen befanden. „Das ist die normale Größe einen Bienenvolkes bei diesen Temperaturen“, sagte die Fachfrau. Der Baumstamm wurde auf einen Transporter verladen und in einem Wäldchen bei Bornim abgelegt. Abseits von Fußgängern und Wohngebieten räumt Lehmann den Bienen gute Überlebenschancen ein. Durch den Wald und die angrenzenden Wiese gebe es genügend Futter und Arbeit für die emsigen Tiere. „Neben der Verkehrssicherheit hat auch der Naturschutz Beachtung gefunden“, freute sich Gebhart Tworke über die gelungene Rettungsaktion. „Es ist sehr wichtig, die Tiere nicht einfach zu töten, sondern zu retten. Sie tragen durch das Bestäuben der Pflanzen zur Artenvielfalt in unseren Breiten bei“, erklärte Lehmann. Auch für Tworke war der hohe logistische Aufwand gerechtfertigt, da so ganz auf chemische Mittel verzichtet werden konnte. Christel Lehmann nahm ihren eigenen körperlichen Einsatz gelassen: „Ich wurde von einer Biene gestochen, aber so ein Stich wird bei mir auch nicht größer als der einer Mücke.“ Marcel Piest

Marcel Piest

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