
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Ein Goldener Löwe für die Idee mit dem Kamel
Die Potsdamer Werbeagentur UVA hat viele prominente Kunden. Heute feiert sie ihren 20. Geburtstag
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Andrea Vocks Arbeitsplatz hat normalerweise nicht viel mit Glamour zu tun: Auf dem Schreibtisch der Geschäftsführerin der Potsdamer Werbeagentur UVA liegen Terminkalender, Akten, Kulis und Notizzettel quer durcheinander, dazwischen ragt ein Laptop hervor. Die Preise, mit denen UVA im Laufe der Jahre ausgezeichnet worden ist, stellt Vock heute nur ausnahmsweise dazu; schließlich wäre sonst gar kein Platz dafür. Auch am Donnerstag wird sie die eine oder andere Trophäe vielleicht hervorholen müssen, denn dann feiert die am 12. Februar 1992 gegründete Agentur, die heute vor allem für Kliniken, Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen wie Bio-Rad tätig ist, offiziell ihr 20-jähriges Bestehen.
Angefangen hat die 1965 in Oberursel geborene Firmengründerin Vock ganz klassisch. Nach einem Kommunikationsdesign-Studium in Mainz ging es Ende der 80er Jahre gleich hoch hinaus: Vock begann für die international agierenden Agentur McCann-Erickson in Frankfurt am Main zu arbeiten, wo sie 1992 für ihre Umgestaltung der Werbung für den Tabakhersteller Camel sogar einen Goldenen Löwen in Cannes einheimsen konnte. „Camel hatte damals noch einen ‚Camel-Mann’ als Werbefigur, ähnlich wie der ‚Marlboro-Mann’“, sagt Vock. „Wir entschlossen uns dazu, das Kamel selbst zu einer witzigen Werbefigur zu machen und die Zigaretten-Marke so zu verjüngen – dafür würde man heute natürlich erschossen“, meint sie schmunzelnd.
Die UVA gründete Vock 1992 zusammen mit ihrem ehemaligen Mann Uwe Vock. Der Name ergab sich aus dessen Initialen sowie dem Anfangsbuchstaben von Andrea Vocks Vornamen. „Das war ein kleiner Seitenhieb auf die großen Agenturen, die das damals alle so gemacht haben – die Firmen-Namen hatten keine wirkliche Bedeutung“, erklärt Vock. Heute sitzt UVA in der „Rühmann-Villa“ am Griebnitzsee, doch die Anfänge der laut Vock größten Werbeagentur Potsdams sahen wesentlich bescheidener aus: 1992 war das zwei Mitarbeiter starke Unternehmen zunächst in einem Gebäude der Dok-Film, einer Unterabteilung der Defa untergebracht. „Wenn man direkt aus dem 13. Stock von McCann-Erickson in Frankfurt kommt, war das schon eine Umstellung, auch weil wir bei der Dok-Film keinen Telefonanschluss hatten“, erinnert sich Vock. Kurz darauf verbesserte sich die Situation leicht: UVA konnte in ein nahe gelegenes ehemaliges Feuerwehrhäuschen umziehen, wo es immerhin ein Telefon gab.
Dennoch konnte UVA – vermutlich auch dank des Goldenen Löwen – schnell große Kunden gewinnen, etwa das Erdölunternehmen Statoil, den Telefonanbieter Debitel oder Coca Cola: UVA half dem Unternehmen 1994 mit Verkaufsaktionen bei seinen Vorstößen in die neuen Bundesländer. Nicht nur private, sondern auch öffentliche Institutionen begannen die Dienste von UVA in Anspruch zu nehmen: Das Bundespresseamt, das Bundesfamilienministerium oder die Investitionsbank des Landes Brandenburg zählten und zählen zu den Kunden.
Nach einem weiteren Standortwechsel zog UVA 1997 in die Adenauer-Villa in Babelsberg, 2000 verlegte die Agentur ihren Sitz schließlich in die Rühmann-Villa. Etwa zu diesem Zeitpunkt hatte die Firma mit über 30 Mitarbeitern auch ihr größtes Team. Heute arbeiten 21 Angestellte bei UVA, zwei davon sind Auszubildende.
Dabei hatte die in Babelsberg wohnende Vock ursprünglich gar nicht nach Potsdam gewollt: „Ich hatte eigentlich nach Berlin ziehen wollen und bin hier nur mal rein gefahren, aber ich habe mich von der ersten Sekunde an wohl gefühlt.“ Doch bis UVA auch Potsdamer zu ihren Kunden zählen konnte, dauerte es eine Weile: „Wir sind lange eher als exotisch betrachtet worden“, meint Vock, „aber etwa seit 2000, als das Bewusstsein für den Kreativ-Standort Potsdam wiedererwacht ist, hat sich das geändert.“
Seitdem arbeitet UVA mit Unternehmen wie der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, dem Potsdamer Tierheim, der IHK Potsdam, dem Klinikum „Ernst von Bergmann“ oder dem städtischen Unternehmensverbund Pro Potsdam zusammen, dessen Internetauftritt die Agentur jüngst komplett überarbeitet hatte. Als reine Werbeagentur sieht Vock UVA nicht: „Für mich geht es bei unserer Arbeit nicht um Werbung sondern um Kommunikation.“ Dazu gehöre, ganzheitliche Strategien und Kampagnen zu schaffen, um langfristige Kundenbindungen zu ermöglichen, doch das sei im Laufe der Jahre immer schwieriger geworden, so Vock: „Im Vergleich zu vor 25 Jahren haben wir heute nur noch ein Zehntel der Zeit zum Erarbeiten einer Kampagne. Früher konnte man noch über die Dinge nachdenken, heute wird oft Qualität durch Masse ersetzt.“
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