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Landeshauptstadt: Ein Grundstück, zwei Denkmale, vier Generationen

Eine Familie tut sich die Restaurierung zweier Denkmal-Häuser an und wird vom Baudezernenten gelobt

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Die Zwillinge des Ehepaares Zalfen/Rauer krabbeln fröhlich auf der Barockhaus-Baustelle in der Hegelallee 18 herum. Dass es dort noch reichlich schmutzig und staubig zugeht, stört sie herzlich wenig. Der Fußboden ist erst vor kurzem ausgegossen worden, das Dach schützt schon vor Regen, doch Fenster und Türen fehlen noch. Die Zwillinge gehören zur vierten Generation der Familie, die aus Hessen beziehungsweise Berlin nach Potsdam gezogen ist, im vorigen Jahr das Grundstück neben der ehemaligen Hofgärtnerei kaufte und nun ein Barock- und ein Klassizismushaus saniert. Eines der Häuser, das klassizistische, kann schon bewohnt werden. Dort feierte die Familie – als es noch eine halbe Baustelle war – bereits 2010 das Weihnachtsfest. Großmutter Sabine Hering, die Optimistischste von allen, hofft, dass auch das Barockhaus zu Weihnachten 2011 bezugsfertig ist.

Für das Vier-Generationen-Projekt, auch die Urgroßeltern der Zwillinge ziehen mit ein, hat die Familie alles eigene Geld zusammengelegt und dazu einen Bankkredit aufgenommen. Das barocke Haus, das als das älteste in der Jägervorstadt gilt, wurde etwa 1750 errichtet und wird als Einzeldenkmal geführt. Es ist symmetrisch gestaltet, hat eine Fledermausgaube, wurde mehrfach umgestaltet und bekommt nun seine ursprüngliche Ansicht wieder – bis auf einen versteckten Anbau, der erhalten werden darf. Das zwischen 1820 und 1880 erbaute langgestreckte klassizistische Haupthaus wurde geteilt, so dass jede der Familien – die Künstlerfamilie Hering, die Wissenschaftler Hering/Schilde und die Familie mit den Zwillingen – ein eigenes Haus bewohnen können. Den großen Garten werden sie gemeinsam nutzen. Das habe etwas Ruhiges, Dörfliches mitten in der Stadt, schwärmt Sabine Hering. Die Nachbarn, die in der Hegelallee 18a die ehemalige Gärtnerei saniert hätten, seien ihnen Vorbild gewesen.

Auch Baudezernent Matthias Klipp, der gestern zum Auftakt der Potsdamer Dreiklang-Tage die Bauherren besuchte, war des Lobes voll. Dass selbstnutzende Eigentümer die Mühen auf sich nehmen, ein solches Grundstück denkmalgerecht zu sanieren, sei ein Glücksfall für die Stadt, sagte er. Das könne kein anderer leisten.

Sarah Zalfen, die in Berlin studiert hat, erzählte von der „großen Herausforderung“, die so ein Projekt darstelle. Das Barockhaus sei seit acht Jahren nicht mehr bewohnt gewesen, es habe durchgeregnet und Anbauten zu DDR-Zeiten hätten beide Gebäude extrem entstellt. Alle Zusätze mussten nicht entfernt werden. Sie sind nun aber als solche genau zu erkennen. Schwierig sei es gewesen, so Zalfen, die modernen Ansprüche an Dämmung und Energieersparnis mit den denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu vereinen. In Bauleiter Eberhard Rehbein habe man da einen kompetenten Partner gefunden und es sei sehr hilfreich, dass sich Potsdamer Firmen noch in alten Bautechniken auskennen würden. So werde am Barockhaus das Fachwerk erhalten und sogar teilweise erneuert. Zalfens Ehemann Matthias Rauer nahm den Baustress von der humorvollen Seite. In Hessen habe man in einem noch älteren Haus gelebt, sagte er, man sei also schiefe Wände gewohnt. Zum Tag des offenen Denkmals kann man das Vier-Generationen-Grundstück besuchen, trotz Baustelle wird es Kaffee und Kuchen geben, dazu Führungen zwischen 10.30 und 18 Uhr und ab 11 Uhr spielt das Jazztrio Weltenbummler. Der Potsdamer Dreiklang vereint erstmals die Jazztage (8. bis 11.9.), die Kunstgenuss-Tour (10.9.) und den Tag des offenen Denkmals (11.9.) unter einer Dachmarke.

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