Landeshauptstadt: Ein Haus darf besichtigt werden
Das Brockesche Haus öffnet am Tag des offenen Denkmals seine Türen / Vorträge, Führungen und Diskussionen geplant
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Innenstadt - Zum Tag des offenen Denkmals am Wochenende des 8. und 9. Septembers wird das Brockesche Haus in der Yorckstraße zum ersten Mal seit 1992 wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein. Wie Lorenz Bruckner, Eigentümer der Immobilie Brockesches Haus, am Dienstag bei einem Rundgang durch das stark sanierungsbedürftige Gebäude sagte, sollen die Potsdamer sich selbst davon überzeugen können, welches Potenzial das Haus am Stadtkanal als möglichen zukünftigen Standort für das Potsdam Museum hat.
Zusammen mit dem Förderverein des Potsdam-Museums e.V. und dem ArchitraV e.V., in dem sich seit 2003 Architekten, Bauingenieure, Restauratoren und Bauhistoriker gemeinsam für den Erhalt gefährdeter Baudenkmäler in Potsdam einsetzen, ist die Idee entwickelt worden, das Brockesche Haus für die Potsdamer zu öffnen. Doch wollen sich Bruckner und die Mitglieder der Vereine nicht darauf beschränken, nur Türen und die Bretter vor den Fenstern von 10 bis 18 Uhr zu öffnen. Geplant sind neben Führungen auch Vorträge, ein Filmabend mit dem Mantel- und Degenfilm „Husaren in Berlin“ und am Sonntag eine öffentliche Gesprächsrunde unter dem Motto „Das Brockesche Haus als Potsdam-Museum – Impuls für ein Kulturquartier“. Daneben ist geplant, die Ausstellung „Die Bayreuther in Potsdam“ mit Fotos, Plänen und Modellen zu zeigen und Kronleuchterbehang zu verkaufen.
Wie Thomas Sander vom Verein ArchitraV gestern sagte, soll damit an den königlichen Glasschleifer Johann Christoph Brockes erinnert werden, für den Friedrich II. 1776 das Haus mit der prunkvollen Fassade am Stadtkanal erbauen ließ. Doch werden die zu erwerbenden Kronleuchtersteine nicht aus der Brockeschen Manufaktur stammen, sondern aus einer fränkischen Glasschleiferei. Diese werden zu einem „sehr annehmbaren Preis“ angeboten, sagte Sander. Saskia Hüneke, Kustodin der Skulpturensammlung in Potsdam, wird am Beispiel des Brockeschen Hauses über den Figurenschmuck der Potsdamer Bürgerhäuser, die Kunsthistorikerin Käthe Klappenbach über die Kronleuchter des Johann Christoph Brockes sprechen. Der bekannte Potsdamer Stadthistoriker Hartmut Knitter plant einen „historischen Spaziergang“ um das Brockesche Haus, wo neben der ehemaligen Garnisonkirche mit der Plantage, der lange Stall zu wichtigen Orten in diesem stadtgeschichtlich bedeutendem Areal gehören. Geplant ist auch eine Broschüre, in der die Geschichte des Brockeschen Hauses erzählt werden soll.
Doch trotz des umfangreichen Programms dämpft Markus Wicke, Vorsitzender vom Förderverein des Potsdam-Museums e.V., allzu große Erwartungen was die Innenarchitektur des Hauses betrifft. „Da ist nicht spektakulär. Das war es nie“, so Wicke. Darum spreche man auch vom Brockeschen Haus und nicht mehr vom Brockeschen Palais, weil hier einst nur die Fassade an einen Palast erinnerte. Trotzdem sieht Wicke gerade in der Öffnung des Hauses die beste Möglichkeit für das Brockesche Haus als Potsdam-Museum zu werben. „Damit können sich alle interessierten Potsdamerinnen und Potsdamer selbst darüber ein Bild verschaffen, ob das Haus für ein neues Potsdam-Museum geeignet ist.“ Neben dem Brockeschen Haus steht auch noch das Alte Rathaus am Alten Markt als zukünftiger Standort zur Debatte. Noch in diesem Herbst sollen die Stadtverordneten entscheiden, wo das Potsdam-Museum, das derzeit in beengten Räumen in der Benkertstraße untergebracht ist, zukünftig seinen endgültigen Sitz finden soll.
Doch bevor das Brockesche Haus am Tag des offenen Denkmals Werbung in eigener Sache machen kann, ist noch einiges an Aufräumarbeiten notwendig. Am Samstag wollen Mitglieder der Fördervereine, unterstützt vom Potsdamer Kunstverein, das denkmalgeschützte Haus „besenrein“ machen.
Dirk Becker
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