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Landeshauptstadt: Ein Heimplatz für jeden

In Potsdam gibt es auch künftig genug Junge, die sich um Oma und Opa kümmern können

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Für jeden stationär Pflegebedürftigen kann in Potsdam und Umgebung ein Heimplatz zur Verfügung gestellt werden. Zudem gebe für jeden die Wahlmöglichkeit zwischen mehreren Einrichtungen. Dies erklärte Anette Schmidt, Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienstleistungen (BPA) auf dem 2. Forum „Altersfragen“ zum Thema „Pflege(heim) in Not – Wer pflegt uns heute und morgen?“.

Gisela Gehrmann, die in ihrem Unternehmen „Schickes Altern“ auch. Pflegekräfte weiterbildet, meinte, die Heime und die Pflegekassen seien besser als ihr Ruf. Für Angehörige bestehe in Potsdam und ganz Brandenburg ein dichtes Netz von Beratungsstellen bei den Kassen selbst, bei der Verbraucherzentrale im Hauptbahnhof, die von der Diakonie in der Lindenstraße betriebene Beschwerdestelle „Pflege in Not“. Mangels Information werde dieses Angebot aber von den Betroffenen schlecht genutzt. Ihre Einstellung zur stationären Pflege werde vielmehr stark von der einseitig negativen Berichterstattung in den Medien geprägt. Die dann einsetzende Medienschelte wurde mit Klagen über die daraus erwachsende mangelnde Achtung der Altenpflegerberufs, ihre berufliche Überlastung und schlechte Bezahlung, Nachwuchsprobleme und zu geringe Pflegesätze ergänzt. In der ambulanten Pflege seien für das „Hosenrichten“ zwei Minuten mit einer Vergütung von insgesamt 88 Cent vorgesehen, wurde als Beispiel genannt.

In der Diskussion rückten allerdings die Betroffenen selbst in den Hintergrund. Aus dem Publikum wurde die Odyssee eines 70-jährigen Potsdamers geschildert, der nach einer schweren Erkrankung im Frühjahr, die eine hohe Pflegeintensität erfordert, von einem Heim ins andere abgeschoben wird – nun bereits ins vierte. Dies sei ein Fall für die Beschwerdestelle „Pflege in Not“, meinte dazu deren Leiterin Stefanie Eggers.

Dass für jeden Betroffenen ein Heimplatz zur Verfügung gestellt werden kann, ist statistischen Angaben zufolge nur Momentaufnahme. Die Zahl der Pflegebedürftigen hat sich in Brandenburg in den letzten beiden Jahren um 14 Prozent auf mehr als 85 000 erhöht. Diese Entwicklung hält an. Heute werden noch 48 Prozent der Alten und Hilfsbedürftigen in den Familien gepflegt, diese Möglichkeit wird mit der Entvölkerung ganzer Landstriche (Uckermark, Prignitz, Elbe-Elster) rapide abnehmen. Etwa für das Jahr 2020 ist der Kampf um eine ausreichende Pflege damit vorprogrammiert. Nur Potsdam bildet die große Ausnahme. Bis zu diesem Zeitpunkt wird es noch einmal 11,9 Prozent an Einwohnern gewinnen, darunter viele junge Familien. Der Anteil der Bewohner bis zu 20 Jahren, die sich später persönlich und finanziell um Oma und Opa kümmern können, steigt auf 34,3 Prozent. Im Landesdurchschnitt liegen diese Zahlen bei dramatischen 6,7 bzw. bei 14,6 Prozent. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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