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Landeshauptstadt: Ein Hotel für die Kaserne

Konzept für Langhans-Bau – aber keine Investition

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Innenstadt – Die leer stehende ehemalige Schauspielerkaserne in der Posthofstraße 17 könnte ein Hotel werden. Zwei Absolventen der Technischen Universität Berlin, Fabian Hegholz und Oliver Carstens, haben in ihrer Diplomarbeit Planungen hierfür vorgelegt. Ihr Konzept ist derzeit als Ausstellung in der 6. Etage des Hauses 1 der Stadtverwaltung in der Hegelallee zu besichtigen.

„Mit der beabsichtigten Wiederherstellung des Stadtkanals gewinnt das historisch wertvolle Quartier an Bedeutung“, meint Hegholz und bedauert, dass ein so bedeutendes Baudenkmal wie die Schauspielerkaserne offensichtlich dem Verfall preisgegeben ist. Nach Vorstellung der beiden Absolventen, die bereits als Architekten arbeiten, erscheinen „Stil und Schnitt der Innenräume für eine gehobene Hotelnutzung sehr passend“. Sie wollen damit gleichzeitig das Stadtbild an dieser Stelle reparieren, denn „die einstmals quirlige Lebensader der Potsdamer Innenstadt lässt heute jegliche Urbanität vermissen“.

Nach dem Entwurf der beiden Architekten bildet das Zentrum des Hotels eine gläserne Gasse mit Entrée, Rezeption und zweigeschossiger Halle mit anschließendem Hauptrestaurant und Bankettsaal. Die Grundrisse sind in der Ausstellung zu sehen. Von der Gasse aus erschlossen werden die Hofzugänge, die Tagungsräume und die Schauspielerkaserne mit ihren vielfältigen Räumlichkeiten. Auf den Fundamenten des Schauspielhauses, der 1945 ausgebrannten „Kanaloper“, ist eine Terrasse vorgesehen. Ein erhaltenes Mauerfragment und das Pflaster sollen an den Ursprungsbau von Carl Gotthard Langhans (1732-1808) erinnern. „Mit der Wiedergewinnung des Stadtkanals würde das Gelände erneut zu den urbansten Gegenden Potsdams werden“, so Carstens und Hegholz. Wie das Schauspielhaus stammt der Entwurf für die Kaserne von Langhans; ausgeführt hat beide Bauten Michael Phillip Boumann d.J.

Bis Mitte der neunziger Jahre war das im Auftrag von König Friedrich Wilhelm II. als Unterkunft für Schauspieler gebaute Gebäude ein Mietshaus. Die Gemeinnützige Wohn- und Baugesellschaft (Gewoba) ließ dazumal vom Potsdamer Architekten Bernd Redlich Bestandsicherungsmaßnahmen planen. Vor allem ging es um die Erhaltung des wertvollen Figurenfrieses und der Reliefköpfe. Johann Gottfried Schadow lieferte hierfür einst die Entwürfe, welche die bedeutenden Potsdamer Bildhauer Johann Christoph und Michael Christoph Wohler ausführten. Die Relief-Darstellung symbolisiert die Schutzgötter der Künste. Die Köpfe zwischen den Fenstern des Hauptgeschosses und dem Figurenrelief zeigen in der Mitte Apollo sowie links einen antiken Tragödien- und rechts einen antiken Komödiendichter. Zu den wertvollsten Teilen des Gebäudes gehören neben der äußern Hülle im Inneren das bedeutende Treppenhaus und die „Hosenbeinschornsteine“ unterm Dach. Bei Letzteren handelt es sich um vollständig erhaltenen Schornsteinzüge aus der Erbauungszeit.

Der Gewoba gelang es nicht, ein Konzept zur Bestandsicherung und Gebäudenutzung zu entwickeln. Sie verkaufte statt dessen das wertvolle Grundstück Ende Mai 1996. Der Kaufvertrag enthielt eine Investitionsverpflichtung für die nächsten drei Jahre. Die Gesamtkosten, also Kaufpreis plus Sanierung, sollten sich auf 2,8 Millionen Deutsche Mark belaufen. 150 000 DM Zuschuss wollte die Denkmalpflege zum Erhalt des plastischen Schmucks und 100 000 für die normale Instandsetzung zuschießen.

Mit der Entwicklung war dem Vernehmen nach die Projektentwicklungsgesellschaft von Walter Momper befasst, welche wiederum im Auftrag der BWI Bau und Wohn-Investitionsgesellschaft, hinter welcher der Bayreuther Unternehmer Krause steckt, handelte. Mit der Umnutzung war das auf Altbaumodernisierung spezialisierte Berliner Architekturbüro Edgar Doewe befasst. Geschehen ist bis heute nichts. Verwertungsabsichten und Denkmalerhaltung führten Ende der neunziger Jahre zu einem offenbar schwer lösbaren Konflikt. Vom Bauträger war zu hören: „Entweder ist es so machbar wie wir vorschlagen oder die Klamotte bleibt so stehen wie sie ist.“ Günter Schenke

Günter Schenke

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