zum Hauptinhalt

Von Erhart Hohenstein: Ein Hundertjähriger lud ein

380 PNN-Leser im Kaiserbahnhof / Öffentliche Führungen sollen die Ausnahme bleiben

Stand:

Potsdam-West - Erstmals seit der Sanierung und dem Umbau zur Führungsakademie im Juni 2005 öffnete die Deutsche Bahn AG den Kaiserbahnhof zur Besichtigung. Anlass ist der 100. Geburtstag der im November 1909 in Betrieb genommenen Hofstation am Wildpark. Am Sonnabend konnten zunächst 380 Leser der PNN das zum Welterbe zählende Baudenkmal besichtigen. Der Bahnvorstand berücksichtigte damit, dass in einem PNN-Beitrag zum Jubiläum des Kaiserbahnhofs solche Besichtigungen vorgeschlagen wurden. Sie waren zuvor stets abgelehnt worden.

Die Akademie setzte eigene Mitarbeiterinnen als Guides ein, die zuvor mit der Historie des Welterbedenkmals vertraut gemacht worden waren. Auf die bei jedem Rundgang wiederkehrende Frage nach regelmäßigen Führungen ließen die Damen allerdings keinen Zweifel daran, dass die Öffnung zum Jubiläum die große Ausnahme bleiben soll. Der Bahnhof werde in allen seinen Teilen intensiv für den Lehr- und Forschungsbetrieb der Akademie genutzt, der keinerlei Störungen vertrage. Dies treffe auch auf die Wochenenden zu, wo zudem Klausurtagungen von Bahnvorstand und -aufsichtsrat, hochkarätige Empfänge bis hin zu einem G8-Ministertreffen stattfänden. Die meisten Unternehmen ähnlicher Größe, wie der Energiekonzern Eon, die Autobauer VW oder Daimler besäßen gleichstrukturierte Akademien, für die öffentliche Besichtigungen undenkbar seien.

Die endgültige Klärung der Frage bleibt abzuwarten – Bahnchef Rüdiger Grube und das zuständige Landesministerium hatten weitere Gespräche angekündigt. Die Bahn steht angesichts des großen Interesses an solchen Führungen unter Druck. Den 1600 Plätzen, die sie in diesem Monat zur Verfügung stellt, standen 8000 Anmeldungen gegenüber.

Die Sonnabendführungen zeigten, dass die Bahn dafür eigentlich beste Voraussetzungen geschaffen hat. Zum einen sind die Ergebnisse der Sanierung und Umnutzung vorzeigenswert – vom Kaminzimmer des Kaisers über den jetzt als Betriebsrestaurant dienenden Wartesaal seines Gefolges, die wieder freigelegten Erdgeschossgewölbe mit eingebauten Büros, die originalgetreu erneuerte Bahnhofshalle und das Untergeschoss mit dem bis zu zehn Meter in die Tiefe getriebenen Hör- und Veranstaltungssaal, in dem 170 Personen Platz finden. Ein Glanzpunkt in der Gleishalle sind die beiden als Seminarräumen dienenden historischen Waggons. Zum anderen trägt der Kaiserbahnhof auch Züge eines modernen Museums - mit Aufstellern zur Geschichte und zur Sanierung des Baus, Modellen historischer Loks, einer Vitrine mit Eisenbahnermützen und in der Bahnhofshalle unter begehbarem Glas Gleissegmente von 1835 bis in die Gegenwart. Für eine Entscheidung zugunsten des Publikums spricht, dass die Deutsche Bahn 2010 ihre 175-Jahr-Feier begeht: Am 7. Dezember 1835 fuhr die erste Dampfeisenbahn von Nürnberg nach Fürth. Nach PNN-Informationen wird dann zum Empfang wichtiger Gäste aus aller Welt u.a. auch die Potsdamer Bahnakademie genutzt. Publikumsführungen seien jedoch nicht angedacht, heißt es.

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })