ATLAS: Ein Ja in der Not
Sabine Schicketanz über die neuen Leistungsklassen
Stand:
Es war tatsächlich keine leichte Entscheidung. Soll die Stadt Potsdam fünf der neuen Leistungs- und Begabungsklassen einrichten? Die Debatte in der Stadtverordnetenversammlung war gut geführt: Nur langes gemeinsames Lernen führt zu Erfolgen, sagen die Gegner der Leistungsklassen – und berufen sich auf die Gewinner-Länder der Pisa-Studie. Doch die Leistungsklassen würden nicht nur für ein elitäres Schulsystem sorgen, sondern auch noch das gemeinsame Lernen gefährden: Denn wenn die Begabten schon in der 5. Klasse aufs Gymnasium wechseln, sei damit die sechsjährige Grundschule in Frage gestellt. Individuelle Förderung müsse es auch für Begabte geben, meinen dagegen die Befürworter der Leistungsklassen – und gute Bildungsmöglichkeiten stärkten den Standort. Außerdem: Die Eltern wollten die Begabungsklassen – gibt es sie an staatlichen Schulen nicht, gäben sie ihre Kinder auf private Schulen. Ein Dilemma, für das vor allem die Große Koalition im Land mit ihrem bildungspolitischen Kompromiss verantwortlich ist, der zu Chaos statt zu Verbesserungen führt. Außerdem kommt die Potsdamer Entscheidung zu spät: Die Eltern haben ihre Kinder schon für die Klassen angemeldet. Somit ist das gestrige Ja zu den Leistungsklassen eine Not-Entscheidung – mit nicht absehbaren Folgen.
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