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Gruppenfoto. Katja Wiegand (3.v.r.) im Kreis ihrer Schüler in Laos.

© Anon Phaysavanh

Landeshauptstadt: Ein Klassenraum, zwei Lehrkräfte

Die Potsdamer Anglistik-Studentin Katja Wiegand ist für ein Freiwilligenjahr nach Laos gegangen, um dort Englischunterricht zu geben

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Es gibt eine Redewendung aus Laos, die sehr gut das Lebensgefühl der Einheimischen widerspiegelt, findet Katja Wiegand. „Baw pen nyang“ – „macht nichts“, „kein Problem“. Die junge Studentin hat seit August 2015 insgesamt ein Jahr in der Volksrepublik in Südostasien gelebt und gearbeitet. Katja Wiegand studiert an der Universität Potsdam Kulturwissenschaften und Anglistik. Nach kurzen Studienaufenthalten in Moskau und Südafrika wollte die gebürtige Emdenerin für längere Zeit ins Ausland.

Statt wie so viele Studenten an einem der Erasmus-Programme der Uni teilzunehmen, entschied sie sich bewusst für ein Freiwilligenjahr. Zum einen, weil sie weit weg von Europa Erfahrungen sammeln wollte, zum anderen um Menschen vor Ort Sprachunterricht zu geben. Über das Programm „weltwärts“ kam sie nach Laos. Dieser entwicklungspolitische Freiwilligendienst wurde 2008 durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen. Eine Partnerorganisation in Deutschland vermittelt die Freiwilligen dann ins Ausland. Obwohl in dem Entwicklungsland Laos der allgemeine Lebensstandard sehr niedrig ist, sind die Einwohner sehr lebensbejahend und optimistisch. Wiegand gefällt diese Einstellung: „Sie nehmen Situationen an und versuchen das Beste daraus zu machen“, sagt sie. Dinge, die man nicht ändern kann, werden nicht zu ernst genommen und akzeptiert, ohne sich darüber aufzuregen. Ihr Jahr in Laos verbrachte Wiegand in der Kleinstadt Huay Xai, wo sie zusammen mit einer anderen Freiwilligen in einer kleinen Wohnung untergekommen ist. Huay Xai ist die Hauptstadt der Provinz Bokeo und liegt an der Grenze zu Thailand, im berühmten Goldenen Dreieck, einst das größte Anbaugebiet und Lieferant für den weltweiten Heroinmarkt. Der Opiumanbau ist mittlerweile verboten und die Region etwas in Vergessenheit geraten.

Die 25-jährige Studentin unterrichtete dort Erwachsene in Englisch. Der beste Zugang zu fremden Kulturen, so meint Frau Wiegand, lasse sich über die Sprache herstellen. Das Laotische war jedoch zu Anfang eine große Herausforderung. Mittlerweile spricht sie ein paar Brocken und mit Hilfe von Händen und Füßen klappte die Kommunikation vor Ort ganz gut. Die Schule, in der sie gearbeitet hat, bestand nur aus einem einzigen Klassenraum und ist erst letztes Jahr neu gegründet worden. Nur Englisch wurde dort unterrichtet. Katja Wiegand und ihre Mitbewohnerin Charlotte waren die einzigen Lehrkräfte. Im Schnitt waren etwa 25 Schüler in einer Klasse, alles Erwachsene aus der laotischen Oberschicht, wie Ärzte, Lehrer oder Mitarbeiter verschiedener Ministerien.

Unterrichtet wurde von Montag bis Mittwoch, zweimal am Tag, morgens und nachmittags für jeweils 1,5 Stunden. Ihre Freizeit nutzte die junge Studentin, um das Land und andere Teile Asiens, wie Thailand, Malaysia oder Singapur, zu bereisen. Die kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede zu Deutschland sind groß. Trotz der tropischen Temperaturen wird in Laos oft zum Frühstück eine heiße Suppe gegessen. Auch die Toiletten – Plumpsklos mit Wasserstrahl statt Klopapier – waren gewöhnungsbedürftig. Gefeiert wird in Laos laut, fröhlich und mit viel Gesang und Musik. Mitte April konnte Frau Wiegand bei 40 Grad im Schatten das laotische Neujahrsfest hautnah miterleben. Drei Tage lang feiert dann das ganze Land ausgelassen und feucht-fröhlich, allerdings anders als erwartet. Statt Alkohol fließt hier nur das Wasser in Massen: Die Laoten schütten sich gegenseitig bei jeder Gelegenheit das kühle Nass über die Köpfe. Eine symbolische Reinigung, bevor das neue Jahr begangen wird.

Zurück in Deutschland möchte Katja Wiegand zunächst an der Uni Potsdam ihren Bachelor beenden und anschließend ihr Masterstudium beginnen. Sie kann sich gut vorstellen, dazwischen ein Praktikum beim Auswärtigen Amt oder beim Goethe-Institut im Ausland zu absolvieren. Die Bewerbungen dafür hat sie jedenfalls schon abgeschickt. Sarah Stoffers

Blog von Katja Wiegand

desireforinspiration.wordpress.com

Sarah Stoffers

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