Landeshauptstadt: Ein Kochbuch für Arme
Die Neue Grundschule Marquardt stellt heute die Ergebnisse eines besonderen Projekts vor
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Marquardt - „Pellkartoffeln mit Quark“, ruft es aus der einen Ecke. „Kartoffelplätzchen“, kommt als Vorschlag von rechts. Mit „Sauerampfersuppe“ kommt noch eine Idee dazu. Munter plappern die Kinder der zweiten Klasse in der Neuen Grundschule Marquardt durcheinander und nennen Rezepte, die sie gerade zusammengestellt haben. „Das wird ein Kochbuch für arme Leute“, sagt der kleine Max. Die Arbeit von ihm und seinen Mitschülern ist Teil der aktuellen Projekttage unter dem Motto „Was ist Armut?“, deren Ergebnisse heute in der Schule beim Tag der offenen Tür zwischen 10 und 15 Uhr vorgestellt werden.
Für die Kinder der Schule sei die Konfrontation mit dem Thema Armut oft eine völlig neue Erfahrung gewesen, sagt Schulleiterin Nora Zitscher. Denn zwar gäbe es auch arme Kinder in Potsdam – doch an ihrer Schule sei dies kein sichtbares Thema. „Deswegen sollten die Schüler sehen, dass es auch in ihrer Nachbarschaft Armut gibt, nicht nur in anderen Ländern auf der Welt“, sagt Zitscher.
Der Hauptgrund für die wenigen armen Kinder an ihrer Schule dürfte bei den Kosten liegen: Pro Kind müssen die Eltern rund 45 Euro im Monat zahlen. Denn die private Bildungseinrichtung gehört zum Netz der Anerkannten Schulgesellschaft mbH (ASG), die in Potsdam derzeit drei Standorte betreibt. Die Neue Schule Marquardt ist dabei der jüngste Baustein: Erst seit Anfang des Schuljahres ist sie geöffnet. In dem sich als bilinguale Ganztagsschule verstehenden Haus lernen laut Zitscher derzeit 39 Schüler in drei Klassen. Zukünftig sollen maximal zwei Klassen je Jahrgang mit bis zu jeweils 20 Schüler in der Grundschule lernen – durchschnittlich weniger als in normalen Grundschulen. „Schon jetzt haben wir viele Anmeldungen für das nächste Jahr“, sagt Zitscher. Dann rechne sie bereits mit zwei Klassen mehr.
Doch gerade wegen der guten Lernbedingungen und den relativ wohlhabenderen Eltern sei ein Thema wie Kinderarmut an ihrer Schule wichtig, sagt Nora Zitscher. Bald sollen die Ergebnisse des Projekts beim gleichnamigen Wettbewerb „Was ist Armut?“ der „Aktion Mensch“ vorgestellt werden. Denn nicht nur das Kochbuch für kleine Geldbeutel, auch mehrere Foto-Collagen zu dem Thema sind entstanden. Lena, eine der Schülerinnen, fand besonders den gemeinsamen Einkauf beeindruckend, hat erstmals auf Preise geschaut: „Es gibt ja Salz für nur 19 Cent und auch welches für mehrere Euro – warum eigentlich?“
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