Landeshauptstadt: Ein Kosmos für Kreative
Kulturlobby-Initiative präsentiert Zehn-Punkte-Plan für das Rechenzentrum
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Sie kamen in Frieden: Am Rechenzentrum landete am Montagnachmittag ein gutes Dutzend „Aktionauten“, angeführt von einem mit Affenmaske verkleideten Kosmonauten. Mit Schwämmen und Wasser machten sich die Aktivisten an eine erste Reinigung des 18-teiligen Glasmosaiks „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ von Fritz Eisel, mit dem der Rechenzentrums-Bau an der Ecke Breite Straße und Dortustraße geschmückt ist. Auf der mitgebrachten Fahne war das Motto zu lesen: „Ein kleiner Schritt für Künstler, aber ein großer Schritt für die Stadt“ – eine Anspielung an Neil Armstrongs berühmten Ausspruch bei der Mondlandung.
Zu der Kunst- und Mitmachaktion hatte die Arbeitsgemeinschaft Künstlerische Rauminterventionen aufgerufen. Entstanden sei die Idee im Rahmen der Gespräche über die künftige Nutzung des Hauses für die Kreativszene, die die Initiative Kulturlobby Potsdam mitführt, wie Sprecher Stefan Pietryga sagte. Man wolle damit die Öffentlichkeit auf die Pläne für das Haus und den öffentlichen Raum an dieser Stelle aufmerksam machen, erklärte Pietryga, der als Künstler und Bildhauer unter anderem bundesweit Innenräume von Kirchen gestaltet. Für die Kreativszene habe ein solches Haus mit bezahlbaren Mieten in der Innenstadt eine große Bedeutung.
Wie berichtet plant die Stadt die Eröffnung als Kunst- und Kreativzentrum Anfang September. Laut einer Mitteilung des Oberbürgermeisterbüros an die Stadtverordneten soll bis Ende Juli ein Vertrag mit dem künftigen Betreiber des Gebäudes geschlossen werden. Er soll das Haus von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, müsste aber alle Kosten für Management, Betrieb und die Instandhaltung aus der Miete refinanzieren, heißt es in dem Vorschlag der Stadt.
Die Kulturlobby-Initiative hat nun ihrerseits eine Liste mit zehn Forderungen für das Rechenzentrum erarbeitet, die am heutigen Dienstag an die Stadtverordneten gehen soll. Darin sprechen sich die Aktivisten unter anderem für eine gemeinschaftliche Organisationsstruktur aus. Ein künftiger Betreiber müsse an die Entscheidungen sowohl eines Nutzerbeirates als auch eines fachpolitischen Beirats unter anderem mit Akademikern, Künstlern und Stadtpolitikern gebunden sein, lautet eine der Forderungen. Mögliche Gewinne sollen der Entwicklung des Hauses, der Förderung der Nutzer und der Öffentlichkeit zugute kommen. Im Erdgeschoss soll ein öffentlich zugänglicher Raum als „Schaufenster“ bleiben.
Die Kulturlobby schlägt neben einer Stelle für Verwaltungsaufgaben seitens des Betreibers auch eine Stelle für die inhaltliche Koordination vor – und bringt sich dafür selbst als möglichen Akteur ins Spiel. Entsprechende personelle Ressourcen seien reserviert, heißt es.
Die Kreativen fordern außerdem, dass die Pro Potsdam weiterhin die Pflege und Instandhaltung übernimmt und eventuelle Bauaufsichts- und Brandschutzfragen im Vorfeld klärt. Die Kreativen wollen auch eine langfristige Perspektive: Die derzeit auf drei Jahre angelegte Zwischennutzung müsse der Entwicklung langfristiger Lösungen dienen, heißt es im Zehn-Punkte-Plan.Jana Haase
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