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Homepage: Ein kreativer Geist

Neulich holte ihn seine eigene Erfindung wieder ein. Als Vinton G.

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Neulich holte ihn seine eigene Erfindung wieder ein. Als Vinton G. Cerf, einer der beiden Väter des Internets, für einige Tage verreist war, bekam er aus dem internetgestützten Sensor-Netz in seinem Haus die Nachricht, dass die Temperatur im Weinkeller zu hoch sei. Und weil niemand zu Hause war, der sich darum kümmern konnte, erhielt er alle fünf Minuten diese SMS, drei Tage lang! Die Geister, die er rief: Vor über 30 Jahren hatte Cerf zusammen mit Robert Kahn mit dem Internet-Protokoll TCP/IP den Grundstein für das Internet gelegt.

In dieser Woche war der 67-jährige Internet-Pionier in Potsdam zu Gast, am Mittwoch am Hasso-Plattner-Institut, wo er als Fellow ausgezeichnet wurde, und am Donnerstag als Hauptredner des diesjährigen Leibniz-Kollegs an der Universität Potsdam. Klar, es ging um die Zukunft und das Potenzial des Internets. „Zwei Milliarden Menschen sind bereits Internetnutzer, die übrigen viereinhalb kriegen wir auch noch“, scherzte Cerf, der heute Vizepräsident von Google ist. Als „Chief Internet Evangelist“ ist er bei Google für die weitere Popularisierung des Netzes zuständig.

Cerf weiß, wo der Markt von morgen liegt: in Asien. Bereits heute finden sich die meisten Internetnutzer nicht mehr in den USA oder Europa, sondern in China – obwohl dort nur 20 Prozent der Bevölkerung Zugang zum Netz haben. Das Potenzial ist also nach oben noch offen. Zumal heute die meisten Einsteiger nicht mehr mit teuren PCs oder Laptops, sondern mit günstigen Mobilgeräten anfangen. Das erste Interface, das Cerf 1969 entwickelt hat, ist heute im Museum zu finden. „Einige denken, ich gehöre nun auch ins Museum, aber ich bin immer noch hier“, rief Cerf bei seiner Ehrung am Plattner-Institut aus. Und tatsächlich ist er noch nicht reif fürs Museum, vielmehr macht er sich weiter Gedanken über die Zukunft des Internet.

Dabei geht es nicht nur um das neue Internet-Protokoll IPv6 oder seine Pläne für ein interplanetares Internet. Cerf ist ein kreativer Geist, der die Möglichkeiten des Internets weiterdenkt. So kann heute schon Software Motive von Fotos erkennen und zuordnen. Wenn man beispielsweise ein Buch fotografiert, erhält man über eine Suchmaschine Informationen dazu, etwa in welcher Bibliothek es zu finden ist, den Inhalt oder den Preis. In Zukunft braucht man also nicht einmal mehr Worte in Suchmaschinen zu tippen, es reicht ein Klick mit der Handykamera und die Informationen stehen zur Verfügung. Schon heute kann Software ganze Internetseiten in verschiedene Sprachen übersetzen und sie dann im Original wieder zusammenbauen.

Das Geheimnis des Internets? Dass es sich von selbst organisiert. „Das Besondere ist, dass das Netz eine freiwillige Kooperation ist, es gibt keine zentrale Steuerung“, sagt Cerf. Und das ist es, was ihn so fasziniert, dass das Internet so lebendig wurde, immerhin stecken ja Milliarden von Menschen dahinter. Jan Kixmüller

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