Von Jana Haase: Ein Kreis schließt sich
Der Europäische Filmpreis ging viermal an Babelsberg: Großer Gewinner wurde „Das weisse Band“
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Potsdam/Bochum - Gefeiert wurde mit dem einen oder anderen Drink bis tief in die Nacht. „Aber ich war so glücklich, dass ich gar nicht betrunken wurde“, sagte der Babelsberger X-Filme-Produzent Stefan Arndt gestern den PNN. Das von ihm produzierte Drama „Das weisse Band“ von Regisseur Michael Haneke wurde der große Sieger beim Europäischen Filmpreis, der am Samstagabend in der Bochumer Jahrhunderthalle verliehen wurden. Die ebenso beklemmende wie bildgewaltige Geschichte einer Dorfgemeinschaft kurz vor dem ersten Weltkrieg konnte dabei vier Nominierungen in drei Preise verwandeln: „Das weisse Band“ wurde als Europäischer Film 2009 ausgezeichnet, zwei weitere Preise erhielt Michael Haneke für seine Regie und das Drehbuch. „Soviel hatten wir nicht für möglich gehalten“, gestand Stefan Arndt gestern.
Große Freude aber auch bei Studio Babelsberg: Die britische Schauspielerin Kate Winslet wurde für ihre Hauptrolle in der Studio-Koproduktion „Der Vorleser“ erneut geehrt – mit ihrer Darstellung der KZ-Wächterin Hanna Schmitz hat sie unter anderem schon den Oscar und den Golden Globe gewonnen.
„Ein guter Film hat ein langes Leben“, kommentierte gestern Henning Molfenter, der Chef der Studio Babelsberg Motion Pictures und Koproduzent von „Der Vorleser“. Er war gemeinsam mit Carl L. Woebcken und Christoph Fisser vom Studio-Vorstand nach Bochum gefahren und konnte dort neben Regisseur Roland Emmerich („2012“), der 2010 in Babelsberg drehen will, auch den „Vorleser“-Hauptdarsteller David Kross und Regisseur Stephen Daldry begrüßen. Daldry nahm den Preis für Winslet entgegen und verlas dabei eine Grußbotschaft, in der Winslet das außergewöhnliche Talent von David Kross hervorhob.
„Mit diesem großen Preis schließt sich nochmal ein Kreis“, sagte Henning Molfenter und betonte die Bedeutung des europäischen Filmmarktes für die Studios: „Europa ist die Zukunft für Filme, die hier in der Region entstehen“, so der Wahlpotsdamer. Trotz vieler Hollywood-Produktionen wolle Babelsberg deshalb weiterhin auf europäische Koproduktionen setzen: „Für uns als Studio ist es wichtig, in Europa dabei zu sein und eine große Rolle zu spielen.“
Auch Medienboard-Chefin Petra Müller freute sich über den Erfolg der beiden vom Medienboard Berlin-Brandenburg geförderten Produktionen: „Und das umso mehr, als es ein Jahrgang mit starker Konkurrenz war“, wie sie gestern sagte: „Das ist ein fantastisches Ergebnis und ein toller Abschluss für dieses wunderbare Filmjahr.“ Wie berichtet, bilanzierte die Förderinstitution der beiden Länder bereits drei Wochen vor Jahresschluss einen neuen Zuschauerrekord mit sieben Filmen, die in den deutschen Kinos die Millionengrenze geschafft haben.
Zu den „Zuschauermillionären“ gehört „Das weisse Band“ mit bisher knapp 500 000 Besuchern noch nicht. Stefan Arndt erhofft sich von dem Preisregen jetzt aber auch neues Interesse: „Wir sind gespannt auf die Reaktionen. Wir haben ja das Glück, das der Film derzeit in 15 Ländern in den Kinos läuft.“ Weitere zehn Länder, darunter vor Weihnachten auch die USA, kämen demnächst hinzu.
Nach Hollywood schaut die Babelsberger Filmwelt am morgigen Dienstag wieder mit besonderer Spannung: Denn dann werden die Nominierungen für die „Golden Globes“ verkündet. Und nach dem Erfolg vom Wochenende kann „Das weisse Band“ als Favorit gelten.
Siehe auch Seite 23
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