
© Michael Burkart
Homepage: Ein magisches Gehölz
Die Großblättrige Stechpalme Ilex
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Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.
„Stechpalme und Phönixfeder, elf Zoll, handlich und geschmeidig“, sagt der Zauberstabverkäufer Ollivander in „Harry Potter und der Stein der Weisen“. Das so beschriebene magische Gerät entpuppt sich schließlich als richtig und Harry kauft es, auf dass es ihm fortan beim Zaubern helfe. Wobei Stechpalme keineswegs gleich Stechpalme ist. Die Gattung Ilex umfasst weltweit fast 600 Arten, die meisten in den Tropen und Subtropen der Neuen Welt sowie in Ostasien. In West- und Südeuropa ist die Gewöhnliche Stechpalme (Ilex aquifolium) verbreitet, auf den Kanarischen Inseln Ilex canariensis sowie Ilex perado, die auch auf Madeira und den Azoren vorkommt.
Zwei weitere Arten gibt es im Kaukasusgebiet. In unserem Erdteil sind demnach vergleichsweise wenige Arten vertreten. Die genannten Regionen sind bekannt für das Vorkommen von Tertiär-Relikten, also Überlebenden aus wärmeren Klimaperioden, und mit ihren ledrigen, immergrünen Blättern sind diese Stechpalmen als Elemente der damals weit verbreiteten Lorbeerwälder gut zu erkennen. Die Großblättrige Stechpalme (Ilex altaclerensis) ist eine Hybride, nämlich das Produkt einer Kreuzung aus Gewöhnlicher Stechpalme und Ilex perado. Die Hybride ist durch besonders große Blätter und Früchte ausgezeichnet.
Wer nun für repräsentativen Weihnachtsschmuck auf diesen Strauch oder kleinen Baum zurückgreifen will, sollte das Geschlecht der Pflanze beachten. Ilex sind nämlich meist zweihäusig, treten also entweder als Männlein oder Weiblein auf, und nur die Damen tragen die dekorativen roten Früchte. In eine frost- und windgeschützte Ecke des Gartens gepflanzt, kann die „Palme“ dann regelmäßig für die Weihnachtsdekoration beschnitten werden.
Mehrere stattliche Exemplare dieser Hybride stehen im Botanischen Garten, die größte davon an die zehn Meter hoch mit einem Stammumfang von 92 Zentimetern. Unter den „Rekordbäumen“ der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft ist kein dickeres Exemplar bekannt. Im Botanischen Garten führt ein neues Faltblatt zu den Rekordbäumen. Der Garten bittet darum, keine Zweige des Ilex zur Dekoration oder für magische Zwecke abzuschneiden. Solcherart „Selbstbedienungsmentalität“ habe in letzter Zeit überhandgenommen. Ohnehin besitze kaum jemand eine Phönixfeder, ganz abgesehen von den unterschätzten Gefahren der Zauberei. Michael Burkart
Die letzten Veranstaltungen des Jahres im Botanischen Garten sind heute der Lichtbildervortrag „Es blüht in den Pyrenäen!“ von Klaus Klopfer (17 Uhr) und am Sonntag (14 Uhr) „Tanne, Fichte, Zipfelmütze – Geschichten vom Weihnachtsbaum“ für Kinder ab 5 mit Steffen Ramm
Michael Burkart
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