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Landeshauptstadt: Ein Meisterkoch aus Potsdam Jury zeichnet

Carsten Rettschlag aus

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Behauptet da jemand, Köche könnte es nur nach Lehr- und Wanderjahren in der halben Welt an die Spitze bringen? Carsten Rettschlag beweist das Gegenteil: Der Küchenchef und Besitzer des Restaurants „Juliette“ in der Jägerstraße wurde soeben von der Jury der „Berlin Partner“ zum „Brandenburgischen Meisterkoch 2014“ ernannt. Bemerkenswert: Er hat nach der Lehre, die er 1993 in Klein Kreutz begann, das Land zum Arbeiten nur einmal kurze Zeit verlassen – um im Alt-Berliner Biersalon in Berlin 2006 seine erste Chefstelle anzutreten. Glück für Potsdam, dass er darin nicht seine Erfüllung fand, denn er kehrte nach knapp einem Jahr zurück, ging ins Restaurant Uhlmann und nach Liebenberg, bis dann schließlich 2010 der Job im „Juliette“ frei wurde, wo er früher schon zweimal gearbeitet hatte.

Lob von allen Seiten machte ihm schließlich auch den Schritt leicht, 2012 den gesamten Betrieb zu übernehmen. Er warf fortan das enge Korsett der französischen Küchenstilistik ab und ist nun im kulinarischen, regional betonten Freistil unterwegs. „In diesem Jahr hat Rettschlag auch gezeigt, dass es ihm gelungen ist, eine Brandenburger Handschrift auszuarbeiten“, so Jurypräsident Stefan Elfenbein. Kuriosität am Rande: Die Jury hatte ursprünglich bei Stimmengleichheit für das Beelitzer „Kochzimmer“ votiert, dort lehnte man die Auszeichnung aber ab.

Ganz in Berlin angekommen ist dagegen Roel Lintermans, der aus Belgien stammende Küchenchef im „Les Solistes“ im Hotel Waldorf Astoria in Charlottenburg. Er arbeitet dort zwar eigentlich als Statthalter des berühmten Pariser Küchenchefs Pierre Gagnaire, brauchte aber trotzdem kaum ein Jahr, um sich auf dem umkämpften Berliner Markt einen eigenen Namen zu machen. Gekonnt, kunstvoll und ausgesprochen mutig kombiniert er intensivste Aromen und ungewohnte Texturen, heißt es in der Laudatio.

Zum „Aufsteiger des Jahres“ wählte die Jury Marcus Zimmer vom neu eröffneten Restaurant im Hotel am Berliner Steinplatz. Er wird gelobt für seine Konsequenz im Umgang mit deutscher und Berliner Küche. Berliner Szenerestaurant des Jahres wurde das „The Grand“ in der Nähe des Alexanderplatzes, das sich laut Laudatio jeden Tag vom Ort für den Business- Lunch bis zum ausgelassenen Klub mit Bar wandele und mit der dennoch unverkennbaren Küchenhandschrift von Tilo Roth beeindrucke. Außerdem vergab die Jury den Titel „Berliner Gastgeber“, der an Peter Frühsammer ging, einen guten alten Bekannten, der schon in den 80er-Jahren als Sternekoch erfolgreich war und nun die Gerichte seiner Frau Sonja an den Gast bringt.

Fehlt noch was? Tim Raue, natürlich. Der einzige international bekannte Berliner Küchenchef ist der „gastronomische Innovator“ des Jahres, ein Titel, den die Jury noch über den Meisterkoch stellt. Raue, im Moment Herr über drei Restaurants, trat dem möglichen Eindruck entgegen, dies sei eine Art Lebenswerk-Auszeichnung. Er möchte, so kündigte er an, bis 2018 jedes Jahr in der Stadt ein weiteres Restaurant eröffnen, und immer eine Nische besetzen. Die Weddinger „Factory“ soll im November kommen.Bernd Matthies

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