Landeshauptstadt: Ein Nachfolger nach Maß
Gabriele und Ronny Kuß übernahmen Firma Koebcke / Förderprogramm der Handelskammer half
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„Das war ja nicht irgendeine Firma“, sagt Gabriele Kuß, „die mir zur Übernahme angeboten wurde.“ Sie habe 1996 bei der Koebcke Repro Center GmbH angefangen, den Vertrieb übernommen und den Potsdamer Markt aufgebaut. „Da steckt viel Kraft und Herzblut drin.“ Zu den Kunden gebe es, erzählt sie weiter, ein sehr persönliches Verhältnis. Das hätte sie auf jeden Fall erhalten wollen.
Und so war es kein allzu schwieriger Entschluss, ja zu sagen zur Firmenübernahme, als sich Manfred Koebcke in den Ruhestand verabschieden wollte. Dem Berliner Unternehmer war der Abschied von seiner Potsdamer „Tochter“ offenbar nicht leicht gefallen, denn an den Ufern der Havel aufgewachsen, hatte er nach der Wende in Potsdam sofort ein kleines eigenständiges Unternehmen gegründet, einen Copy-Shop.
Untergebracht im gerade erst errichteten Gebäude des DDR–Tiefbaukombinates, konnte der wachsen und sich zu einer Werbeagentur mausern, die von der Gestaltung bis zum fertigen Produkt Druckaufträge übernimmt und derzeit zwölf Mitarbeiter beschäftigt. Hinzu kommt im nahenden August noch der erste Azubi. Und all das wollte er in bewährte, nicht in irgendwelche Hände legen.
Eine Denkpause legte die tatkräftige 51-jährige Gabriele Kuß aber trotzdem erst einmal ein. Schließlich musste eine ganze Reihe rechtlicher Fragen beantwortet und ein Kredit aufgenommen werden. Hilfe gab es durch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam, die Mittel des Landes, gekoppelt mit Förderung aus dem Europäischen Sozialfond anzapfen konnte, um die Firma durchzuchecken und die Übernahmeformalitäten rechtlich und steuerlich zu begleiten. „Das hat uns sehr geholfen“, meint Gabriele Kuß. Sie beriet sich aber nicht nur mit Fachleuten, sondern auch mit Sohn Ronny, der nach einer Bankkaufmannslehre gerade sein Studium in Betriebswirtschaft abschließt.
Beide zusammen glaubten sich stark genug, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Ronny ist seit 1. Juli geschäftsführender Gesellschafter, Gabriele Mitgeschäftsführerin und – wie schon bewährt – für Vertrieb und Personalfragen zuständig. Die Mitarbeiter wurden alle behalten. Es kam sogar noch eine weitere hinzu. Und es soll in neue Technik investiert werden.
Das Potsdamer Duo ist jedoch nur eines von mehreren, bei denen die Inhaber-Nachfolge geklärt werden muss. Die IHK hat dafür seit 1. März extra eine Beratungsstelle eingerichtet, die Andreas Lehmann leitet. „Das Interesse an Unternehmensübernahmen ist groß“, meint Lehmann. Meist seien es Familienmitglieder, die weitermachen wollen, wenn der Senior in den Ruhestand geht. Aber auch der Fall, dass bisher abhängig Beschäftigte sich als Chefs versuchen wollen sei nicht selten. 35 solcher Unternehmensnachfolger in Westbrandenburg hätten sich schon bei der Beratungsstelle sachkundig gemacht. Bis das Sonderprogramm im Februar 2009 ausläuft, werden sicher noch weitere folgen. Gelingt die Übernahme, sind immer auch Arbeitsplätze gesichert. dif
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