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Debatte um Potsdams Garnisionkirche: Ein Ort der Zukunft

Altbischof Wolfgang Huber warb in seiner Osterpredigt für den Wiederaufbau der Garnisonkirche.

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Ein guter Geist, „der nicht Vergangenheit verklärt, sondern der Zukunft zugewandt ist“, soll in der wiederaufgebauten Garnisonkirche herrschen. Diese Erwartung äußerte Altbischof Wolfgang Huber in seiner Predigt am Ostersonntag in der Kapelle am ehemaligen Standort der Kirche. Huber, der auch Chef des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche ist, sagte in seiner Osterpredigt, das Gotteshaus möge ein Ort der Gewissensbildung, Verantwortung und Versöhnung werden. Der Diskussion um die Wiedererrichtung des einst stadtbildprägenden Barockgebäudes wolle man jedoch keineswegs ausweichen: „Wir stellen uns der Debatte um dieses Gebäude.“

Huber warb in dem abendlichen Gottesdienst für das Wiederaufbauprojekt. Es bedürfe der Unterstützung durch eine große Gemeinschaft von Menschen – wobei der Altbischof damit nicht die finanzielle Basis des Aufbaus meinte, sondern vielmehr die inhaltliche Ausprägung der künftigen Arbeit in den Blick nahm. Schließlich sei man aufeinander angewiesen, wenn es darum gehe, den, wie er sagte, falschen Tönen „nicht das letzte Wort zu lassen“. Huber spielte damit auf eine Gruppe linker Aktivisten an, die vor einigen Tagen eine Gedenkveranstaltung zur 80. Wiederkehr des „Tags von Potsdam“ störten, indem sie, bekleidet mit Wehrmachts- und SA-Uniformen sowie nazi-ähnlichen Armbinden, mit Fackeln durch die Stadt liefen, um so gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche zu demonstrieren. Schon am Vortag waren sie durch die Innenstadt marschiert.

Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, müsse eine der Lehren aus der verhängnisvollen deutschen Geschichte sein, so Huber. In diesem Sinne komme Veranstaltungen wie dem Demokratie-Spaziergang am 20. März oder auch dem am selben Tag vorgestellten Bus der Demokratie eine wichtige Bedeutung zu. Die Garnisonkirchenstiftung wolle künftig die Diskussion darüber anregen, wie die großen Herausforderungen unserer Zeit mit demokratischen Verfahren gelöst werden könnten. Und über die heutige Rolle von Armeen werde hier, an der einstigen Garnisonkirche, natürlich auch zu reden sein, versicherte Huber. So wolle man der Frage nachgehen, welche Verantwortung das Militär für den Frieden habe.

Während der Predigt in der vollbesetzten Kapelle verlieh Huber seiner Hoffnung Ausdruck, die Garnisonkirche möge in Zukunft ein lebendiges Zentrum der Auseinandersetzung mit Fragen des Gewissens und der Verantwortung sein. Dieser Ort solle die Menschen zusammenführen und nicht trennen. Denn, so der Altbischof, in Gemeinschaft weiche das Beschwerliche, die Hoffnung werde hingegen gestärkt. Holger Catenhusen

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