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Landeshauptstadt: Ein paar Bagatellen zu viel

Versicherung wirft Autohaus in Babelsberg Betrug vor: Ermittlungen eingeleitet

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Babelsberg - Das waren wohl ein paar Bagatellen zu viel: Wegen des Verdachts, über Jahre seine Versicherung betrogen zu haben, ermittelt das Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg gegen den Besitzer des Seat-Autohauses in der Großbeerenstraße. Gestern durchsuchten 60 LKA-Beamte und Staatsanwälte das Autohaus in Potsdam und 21 weitere Objekte in Brandenburg, Bayern und Berlin.

Der Geschäftsführer des Autohauses, der 48-jährige Rüdiger W., dem früher auch das benachbarte Skoda-Autohaus gehörte, werde verdächtigt, in möglicherweise mehr als 300 Fällen Bagatellunfälle vorgetäuscht zu haben und vorwiegend über die Haftpflichtverletzung seines Betriebes die Behebung der teils fiktiven Schäden abgerechnet zu haben, sagte der LKA-Sprecher Toralf Reinhardt gestern gegenüber den PNN. Mehrere Mitarbeiter des Unternehmens stehen nach PNN-Informationen im Verdacht, an Betrügereien beteiligt gewesen zu sein. Das Verfahren geht auf eine Anzeige einer Versicherung zurück.

Bei den Durchsuchungen gestern seien umfangreiche Beweise gesichert worden, so Reinhardt. Vorwiegend habe es sich um elektronische Daten aus Computern und so genannte Diagnosegeräte aus den Werkstätten gehandelt.

Die Masche ist nach derzeitigem Ermittlungsstand in den meisten Fällen offenbar immer die gleiche gewesen: Das Autohaus informierte Kunden, deren Auto auf dem Betriebsgelände standen, dass es leider – meist durch Unachtsamkeit eines Mitarbeiters – einen kleineren Schaden am Fahrzeug gab. Dem Kunden sei dann erklärt worden, dass der Schaden behoben und die Kosten vom Autohaus beziehungsweise dessen Versicherung getragen werde. Da die Schäden immer unter 1000 Euro – also im Bagatellbereich – blieben, hätte die Versicherung ohne größere Prüfung dem Autohaus die angeblichen Reparaturkosten erstattet. Irgendwann kam der Betriebshaftpflichtversicherung des Autohauses jedoch die auffällige Häufung der Bagatellschäden verdächtig vor und das Unternehmen aus Frankfurt am Main erstattete Anzeige wegen des Verdachts des „Betruges zum Nachteil der Versicherung“. Allein im Jahr 2004 sind Versicherung und Ermittler bisher auf 15 verdächtige Bagatellschäden gestoßen, die auf dem Betriebsgelände oder bei der Anlieferung von Neuwagen entstanden sein sollen. Nachweisbar sei insgesamt derzeit ein Schaden von mehr als 40 000 Euro. Intern gehen die Fahnder jedoch davon aus, dass sie bei ihren weiteren Ermittlungen auf einen Gesamtschaden, der „deutlich im sechsstelligen Bereich“ liege, stoßen werden. Nach Angaben des LKA gibt es bislang Hinweise auf Straftaten ab dem Jahr 2003. Kunden seien nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht wissentlich in die Betrügerein verwickelt, sagte LKA-Sprecher Reinhardt. Ob auch Kfz-Sachverständige beteiligt waren, werde derzeit geprüft.

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