Landeshauptstadt: Ein Paar nur beim Tanzen
Katja Polanski und Stephan Schulze vom Tanzsportclub Rot-Gold brachten es zu Landesmeisterehren
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„Ich werde weiter tanzen“, beschloss der 15-jährige Stephan schon bei der Pennäler-Tanzstunde vor 20 Jahren. Statt sich wie andere Jungen über die Runden zu quälen, entdeckte er sein Talent für schwungvolle Drehungen auf glattem Parkett. Heute gehört der 35-Jährige schon zu den Senioren im Tanzsportclub Rot- Gold Potsdam, trainiert den Nachwuchs und arbeitet im Vorstand mit. Mit seiner Partnerin Katja Polanski (37) trainiert er eigentlich zu wenig – wie er selbst zugibt – , aber beide haben es in ihrer Kategorie Senioren I A gerade erst zum Landesmeister gebracht. Das Tanzen scheint ihnen also im Blut zu liegen. Zum ersten Mal in der gemeinsamen Karriere wird das Paar auch an den Deutschen Meisterschaften 2007 in Frankfurt teilnehmen. Das Wichtigste für die Beiden – wie wohl für die meisten Mitglieder des Rot-Goldenen Vereins– ist jedoch, dass das Tanzen Spaß macht, man in Bewegung ist und sich mit Gleichgesinnten trifft. Die 113 Mitglieder des Potsdamer Clubs gehören nicht unbedingt zur Spitzenklasse, Stephan Schulze spricht sogar von „Breitensport“, obwohl sich das beim Tanzen ein bisschen komisch anhört, aber als Turnierveranstalter hat Rot-Gold einen ausgezeichneten Ruf. Und so wurde das 11. Tanzturnier am Wochenende im Kongresshotel am Templiner See wieder einmal zum größten im Land Brandenburg mit 170 startenden Paaren in allen Altersklassen auch aus anderen Bundesländern.
Katja Polanski begab sich erst viel später aufs glatte Parkett. Sie kam 1993 zum Tanzsportclub und brachte es in fünf Jahren zur Turnierreife. Sie und Stephan sind nur auf der Tanzfläche ein Paar. Das macht das Trainieren schwierig, zumal Katja Polanski als Direktorin für internationale Angelegenheiten an der TU Bergakademie Freiberg nur an den Wochenenden nach Potsdam kommt und zu Hause in Geltow auch noch ein kleiner Sohn und der auch im Club tanzende Ehemann auf sie warten. Da hilft nur gute Zeiteinteilung, um die etwa zehn Turniere im Jahr zu schaffen, auf denen man für Meisterehren punkten kann und muss. „Bei uns sind viele Tanzpaare gleichzeitig auch Ehepaare“, sagt Schulze, der in Berlin als Messtechniker arbeitet. Aber die Variante, nur beim Tanzen ein Paar zu bilden, habe auch seine Vorteile. So wird Frust beim Trainieren, schließlich klappe ja nicht immer alles auf Anhieb, nicht mit in die Beziehung geschleppt und auch Ehestreitigkeiten blieben beim Sport außen vor. Bei den beiden scheint das jedenfalls recht gut zu funktionieren, sonst hätten sie es nicht bei nur einem Übungstag in der Woche so weit gebracht. Auch am vergangenen Wochenende schwebten sie – beide edel in Schwarz gekleidet – sehr selbstbewusst über die Tanzfläche.
Tanzen ist übrigens kein ganz billiger Sport. Ein Abendkleid , aber auch das hübsche Nichts, das bei den lateinamerikanischen Tänzen getragen wird, kostet meist über 1000 Euro und die Herren liegen mit ihren Fräcken, die eigens fürs Tanzen von speziellen Schneidern angefertigt werden, bei 1000 bis 2000 Euro.
Der Tanzsportclub Rot-Gold hat sich übrigens ganz bewusst für eine breitensportliche Arbeit entschieden und verweist junge Turniertalente nach Berlin. Dort hätten sie bessere Bedingungen, meint Schulze. In Potsdam sei es zum Beispiel sehr schwierig, Sporthallen für das Training der Kinder zu finden, meint er. Wolle man es jedoch zu deutschen oder gar internationalen Meisterehren bringen, müsse man schon als Kind mit dem Training beginnen und mit 15/16 Jahren erste Preise einheimsen. Bei Rot-Gold fangen die jüngsten Mitglieder da erst mit dem Tanzen an.
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