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Landeshauptstadt: Ein Park-„Friedensfest“, das keins sein sollte

Stiftung und Bürgerinitiative vertraten auch beim gemeinsamen „Familienausflug“ konträre Positionen

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Babelsberg - Es war eine Veranstaltung in rauen Zeiten, zu der die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gestern geladen hatte. „Ein Familienausflug in den Babelsberger Park“ war angekündigt, mehr als ein Dutzend Initiativen des Stadtteils beteiligten sich daran. Für das Fest konnte selbst die „Bürgerinitiative Babelsberger Park“ gewonnen werden, bislang ärgste Kritikerin der Stiftung. Beide befinden sich seit Anfang des Jahres in Diskussionen über die Parkordnung, deren Restriktionen sowie den allgemeinen Charakter der Babelsberger Grünfläche, die Weltkulturerbe ist.

Julia Theek, die die Veranstaltung für die Stiftung organisierte, warb für die Gemeinsamkeiten, die Bürgerinitiative und Stiftung hätten: „Beide wollen doch den Park als schönen Ort bekannt und erlebbar machen.“ Man solle die Veranstaltung als „Friedensfest“ ansehen. Nur wollten weder Stiftungsdirektor Hartmut Dorgerloh noch Vertreter der Bürgeriniative davon etwas wissen, beide Seiten bestritten diese Bezeichnung. „Wir wollen deutlich machen, dass der Babelsberger Park Erlebnis- und Lebensraum für viele ist. Die unterschiedlichsten Interessen müssen dabei in Einklang gebracht werden“, sagte Dorgerloh. Zur Feier des Tages hatte die Stiftung sogar eine Wiese im Süden des Parks als Spielfläche freigegeben. Dort existierte einst ein „Großer See“ mit Wasserfall, das Areal ist jedoch seit Jahrzehnten nur ein Wiesengrund. Pläne der Stiftung sehen nun vor, den See wieder zu reaktivieren. Gestern tollten Kinder über die Rasenfläche. „Wir haben die Genehmigung nur deshalb erteilen können, weil die Vegetationsperiode abgeschlossen ist“, sagte Dorgerloh, der solche einzelnen Ausnahmen auch in Zukunft für machbar hält.

David Helm von der Bürgerinitiative wollte den Sinn einer Ausnahmegenehmigung für diesen Bereich nicht ganz verstehen. „Wenn diese Fläche sowieso in ein paar Jahren geflutet werden soll, können doch bis dahin auch Kinder dort spielen.“ Er befürchtete, dass die Stiftung Aspekte des Naturschutzes oftmals nur vorschieben würde. „Denkmal- und Naturschutz sind wichtig, aber keine Totschlagargumente.“ Der Park habe die Größe, alle Interessen in sich zu vereinigen, auch die einer familienfreundlichen Nutzung. „Wir wollen doch nicht alles überall“, so Helm.

Stete Kritik gibt es von Seiten der Bürgerinitiative an den Sanktionen bei Verstößen gegen die Parkordnung. „Ausschließliche Verbote bringen nichts, es muss Aufklärung geben“, forderte Helm. Doch von Betroffenen höre man in der Bürgerinitiative, dass die Parkwächter „wie die Axt im Walde durchgreifen“ würden und oftmals nur abkassieren wollten. Dem widersprach Dorgerloh: „Rund 95 Prozent der Maßnahmen bestehen aus reiner Aufklärung über das Fehlverhalten, nur bei schweren oder wiederholten Verstößen werden Bußgelder erhoben.“ In diesem Zusammenhang verteidigte der Stiftungschef die so genannte „Fotojagd“ auf Parksünder. „Fotos wurden in erster Linie gemacht, um Sachverhalte zu dokumentieren“, erklärte Dorgerloh. Das sei gängige Praxis, die „klar nach Regeln des Ordnungswidrigkeitengesetzes“ geschehen sei. Dabei habe es sich nur um Einzelfälle gehandelt, wenn sich Sünder nicht ausweisen konnten oder nicht bezahlen wollten. „Aber es gab nie eine Datenbank, wenn der Sachverhalt abgeschlossen war, wurden die Fotos gelöscht“, so Dorgerloh. Er gehe davon aus, dass nach Prüfung durch die Brandenburger Datenschutzbeauftragte diese Praxis wieder aufgenommen werden könne. Doch es ist genau diese Handhabe der Stiftung, die die Mitglieder der Bürgerinitiative empört: „Der Umgang mit uns Nutzern ist brutal“, sagte Anja Lydia Bittcher. Die Stiftung agiere derzeit „selbstherrlich und feudalistisch“. Kay Grimmer

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