Landeshauptstadt: Ein Platz in der Sonne

Wildpark – Von den Hunden rundherum lässt er sich nicht stören – die sind ja auch hinter Gittern und können nur neidisch sein: seelenruhig sitzt ein weißer Schwan auf der Wiese im Innenhof des Tierheims im Wildpark und sonnt sich. Schon seit drei Wochen ist der Vogel am Wildpark zu Gast und bietet den Besuchern ein ungewöhnliches Bild.

Nein, keine Vogelgrippe. „Der Vogel hat ein kaputtes Bein“, erklärt Christina Dortschy, die für die Vögel im Tierheim zuständig ist. Sie nimmt den Schwan auf den Arm und untersucht das Gelenk. Der Schwan wehrt sich nicht. Er kennt seine Pflegerin.

Am 22. März hatten Mitarbeiter der Weissen Flotte im Tierheim angerufen: der Vogel hatte sich in einer Angelsehne verheddert. Der Bereitschaftsdienst rückte sofort aus und nahm den lädierten Wasservogel unter seine Fittiche.

Nun wird er liebevoll gepflegt: „Ich massiere ihm täglich das Bein“, sagt Dortschy. „Außerdem bekommt er jeden Tag Sonnentherapie.“ Anderthalb Stunden darf er dann raus auf die Wiese: „Auf der Rasenfläche ist er gezwungen, aufzutreten und sein Bein zu trainieren“, erläutert Ellen Thrum, stellvertretende Leiterin des Tierheims.

Wildvögel seien aber gar nicht so seltene Gäste: „Wir nehmen nicht nur Haustiere auf, sondern auch Bussarde, Falken oder Wildenten, meistens Tiere mit gebrochenem Flügel. Die bleiben dann natürlich nur so lange bei uns, bis sie wieder gesund sind.“ In einem Buch werden die Daten und Umstände der Einlieferung und des Aufenthalts der Tierpatienten genau vermerkt. Ungewöhnlichster Gast während Thrums fünfjähriger Amtszeit sei ein Hängebauchschwein gewesen: „Das mussten wir dann aber an ein anderes Tierheim abgeben. Wir hatten einfach nicht die Ausstattung, um das Tier zu versorgen.“

Wann der Schwan wieder genesen sein wird, ist unklar. Einen Namen hat er jedenfalls noch nicht bekommen.

Jana Haase