
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Ein prima Saftladen
Das Potsdamer „Cacadoo“ macht bei Stiftung Warentest eine gute Figur gegen 13 Berliner Saftbars
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Ziemlich überrascht war Stefan Adam, als ihn mehrere seiner Kunden darauf hinwiesen, dass die von ihm betriebene „Cacadoo“-Saftbar im Sterncenter in der jüngsten Ausgabe von „Stiftung Warentest“ aufgetaucht sei. „Viele sind explizit wegen des Artikels gekommen und haben mich darauf angesprochen“, sagt der 29-Jährige. Zum Glück nicht, um sich über schlechte Testergebnisse zu beschweren – denn der Produktratgeber hatte passend zum heißen Sommerwetter frisch gepresste Orangensäfte von 14 Saftbars auf Qualität und Geschmack getestet. 13 davon kamen aus Berlin, eine aus Potsdam: Das „Cacadoo“ ist die einzige Bar in der Landeshauptstadt, die sich hauptsächlich auf den Verkauf von Fruchtsäften konzentriert.
Mit einer Note von 2,5 (gut) in „mikrobiologischer Qualität“ und „sensorischer Beurteilung“, sowie einer „sehr geringen“ Pestizidbelastung – die außer der Potsdamer Saftbar nur eine andere Bar erreichen konnte – rangiert das „Cacadoo“ im oberen Drittel der Testergebnisse. Mikrobiologische Qualität meint die Belastung mit Keimen und Krankheitserregern, bei der sensorischen Beurteilung wurden die Getränke von geschulten Profi-Schmeckern auf guten Geschmack und Geruch kontrolliert (siehe Kasten).
„Ich hab mich über die Ergebnisse gefreut. Wir sind auch ein bisschen stolz auf uns“, sagt Adam. Von den Testern selbst habe er aber nichts mitbekommen. Kein Wunder, grundsätzlich kündigen die Mitarbeiter der Stiftung Warentest ihr Kommen nie an – damit sich Firmen nicht darauf vorbereiten können –, sondern kaufen anonym ein, „wie der Verbraucher auch“, so Lebensmittelchemikerin Birgit Rehlender, die den Test geleitet hatte. „Für die Potsdamer Saftbar haben wir uns entschieden, weil wir uns auf Bars in Einkaufszentren konzentriert haben. Und für Berliner ist die Entfernung zum Sterncenter relativ gering“, begründet Rehlender die Auswahl.
Damit die Warenprüfer nicht zufällig eine schlechte Probe schlucken mussten, hatten sie jeweils drei Becher Orangensaft gekauft. „Wir hatten aber nicht einen Ausreißer“, sagt Rehlender. Den Testkauf kann Stefan Adam daher schlechterdings gemerkt haben, schließlich gehen bei ihm zu Hochzeiten am Tag Hunderte Saftbecher über die Theke, bei täglich etwa 150 bis 200 Kunden. „Jetzt, wo es so heiß ist, wird eigentlich nicht so viel gekauft, da die meisten Leute draußen sind“, sagt Adam, dessen Arbeitsplatz direkt unter einer Rolltreppe liegt, an dem links und rechts die Kunden des Sterncenters vorbeischlendern.
Um die Qualität der frisch gepressten Säfte zu gewährleisten, muss vor allem auf eine gute Temperatur geachtet werden: Die Saftpresse des „Cacadoo“ kühlt den durchlaufenden Saft während der Verarbeitung der Orangen, Grapefruits und Karotten auf sieben Grad. Da der Vorgang aber relativ kurz ist, hatte der Orangensaft laut Stiftung Warentest beim Kauf eine Temperatur von 21 Grad und lag damit weit über anderen Saftbars, deren Säfte teilweise bis zu neun oder sieben Grad kalt waren.
Dafür bezieht das „Cacadoo“, das noch eine zweite Filiale im „Eastgate-Center" in Berlin-Marzahn hat, seine Früchte von einem regionalen Anbieter und kann mit einem Preis von circa 7,25 Euro pro Liter punkten; nur einer der von Stiftung Warentest vorgestellten Säfte war günstiger (fünf Euro pro Liter), hatte aber schlechtere Testergebnisse.
Insgesamt am besten schlossen der „Saftladen“ in Steglitz und „McConell's Obsttresen“ in Berlin-Mitte ab: Beide hatten sowohl bei mikrobiologischer als auch bei sensorischer Qualität die Note 2,0 (gut) und eine „geringe“ Pestizidbelastung. Am schlechtesten schnitt „Saftschubser“ in Kreuzberg ab: Mikrobiologische und sensorische Note jeweils 5,0 (mangelhaft) – der Saft hatte zu sehr nach Banane geschmeckt.
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