zum Hauptinhalt

Landtagsneubau: Ein Problem mit der Kommunikation

Der Wutausbruch von Architekt Kulka hat einen Grund. Finanzminister Helmuth Markov wurde dazu in den Landtag zitiert. Hintergrund ist ein knallharter Streit um Kosten und das Gewölbe im Treppenhaus.

Stand:

Am Tag nach dem Wutausbruch des Landtags-Architekten Peter Kulka wird vor allem eines deutlich: Die Landesspitze hat bei dem Prestigeprojekt mit nationaler und internationaler Strahlkraft ein Kommunikationsproblem. Das Binnenverhältnis zwischen Landtag als Bauherr, Finanzministerium als federführendes Ressort, der BAM AG als Bauunternehmen und dem Architekten leidet unter Verständigungsproblemen.

Die Landtagsopposition zitierte am Mittwoch Finanzminister Helmuth Markov (Linke), der für den Bau zuständig ist, vor den Hauptausschuss. Markov erklärte die aktuellen Vorgänge, die Auslöser für Kulkas Brandrede waren, die aber auch deutlich machten, was schieflief. Demnach schlug Kulka im Juni 2012 vor, das zentrale Treppenhaus nicht nach historischem Vorbild, sondern modern und statt der Flachdecke eine Gewölbe zu bauen. Die Kunstkommission des Landtags stimmte dem zu unter dem Vorbehalt, dass dies folgenlos für die Kosten und den Terminplan bleibt. Diese Zusicherung gab es auch vom Baukonzern BAM. Doch als das Finanzministerium dann den Auftrag dazu heraus gab, wollte die BAM nicht bestätigen, dass das Gewölbe sich nicht auf Kosten- und Bauzeitplan niederschlägt.

Genau darüber laufen jetzt Verhandlungen, auch am gestrigen Mittwoch gab es eine Runde. Markov will verhindern, dass das die BAM bei den Kosten draufsattelt, nur weil die Baustelle allein für das Gewölbe eingerichtet bleibt. „Wir verhandeln knallhart, damit die Kosten nicht explodieren“, sagte Markov. „Dass das dem Architekten zu lange geht, das kann ich verstehen.“ Dass aber der Landtag im Herbst 2013 fertig und gestaffelt abgenommen werden soll, das Gewölbe aber erst während des Probebetriebs eingebaut werden soll – davon erfuhren das Landtagspräsidium und die Kunstkommission nichts. Kurzum: Kulka ist unzufrieden, weil BAM und Land sich nicht einig werden. Es bricht bei einem offiziellen Termin aus ihm heraus. Und erst dadurch erfahren die Landtagsabgeordneten davon. Und sie waren nicht einmal einladen zu dem Termin am Dienstag, bei dem Mäzen Hasso Plattner für seine Spende für das Kupferdach und die historische Fassade gedankt werden sollte. Offenbar hatte der Landtag im Vorfeld darauf gedrungen, auch Vertreter des Landtags, des Präsidiums einzuladen – vergeblich. Parlamentspräsident Gunter Fritsch sagte diplomatisch, er hoffe, dass die Wünsche ernst genommen und rechtzeitig abgestimmt werden. Dabei hatte Markov nach der Grundsteinlegung 2011 genau das versprochen. Die Oppositionsfraktionen CDU, FDP und Grüne nannten Markovs Vorgehen nicht tragbar und taktlos.

Auch das öffentliche Informationsbedürfnis wird schlecht bedient. „Das ganze Projekt ist nie richtig öffentlich kommuniziert worden“, beklagt Hans-Joachim Kuka vom Stadtschlossverein. Am Dienstag bedurfte es erst des emotionalen Ausbruchs des Architekten, um den vorläufigen Verzicht auf die historische Gewölbekuppel über dem Treppenhaus vor dem Plenarsaal öffentlich zu machen.

 Doch gibt der Tag danach auch Platz für Relativierungen. Kulkas Auftraggeber ist die BAM, nicht das Land. „Es ist die Crux bei Private-Public-Partnership-Projekten wie dem Landtag, dass der Architekt für seinen Auftrageber plant und keinen so tiefen Einfluss auf den Bauherren hat“, sagt Bernhard Schuster, Präsident der Brandenburger Architektenkammer. Kulka sieht das nicht anders, fühlt sich aber im „Mahlstein“ zwischen Land und BAM zunehmend erdrückt. Wenn sich Kulka so vehement beklagt, dass die von ihm entworfene Kuppel über dem zum Plenarsaal führenden Treppenhaus vorerst nicht gebaut wird, hat auch damit zu tun, dass er einen Teil seiner Handschrift am neuen Landtag verloren gehen sieht. Weil die äußere Fassade Knobelsdorffs Sprache spricht, war Kulka bemüht, dem Innenhof seine Handschrift zu geben. „Kulka hat ein neues Raumerlebnis im Hof geschaffen, indem er ihm zusätzliche Funktionen gegeben hat“, sagt der Potsdamer Architekt Christian Wendland, ein ausgewiesener Kenner preußischer und Potsdamer Baukultur. Das historische Treppenhaus habe Kulka zugunsten einer eigenen Handschrift verändert, das mit Knobelsdorff wenig zu tun, während die Kuppel den einst königlichen Baumeister zitiert.

Zustimmung bekommt Kulka von seinem Potsdamer Architekten-Kollegen bei der Frage der äußeren Beleuchtung des Landtages. Kulka hatte beklagt, bislang bei Überlegungen nicht einbezogen worden zu sein. „Es ist durchaus eine wichtige Frage, wie der Landtag seinen künftigen Sitz an exponierter Stelle im Stadtbild markieren will“, befindet Wendland. Dem Vernehmen nach laufen zwischen Land und Stadt Gespräche, wie die Schloss-Fassade angestrahlt werden soll. „Es ist aber Aufgabe des Landes“, sagt Stadt-Sprecher Stefan Schulz. Die Stadt werde auf dem Alten Markt unmittelbar neben dem Stadtschloss durch Laternen mit einer preußischen Königskrone für Erhellung sorgen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })