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Da driftet auseinander, was zusammengehört: Ein sichtbarer Spalt am Fortunaportal, das mit Hilfe von TV-Moderator Günther Jauch wiedererrichtet wurde.

© Andreas Klaer

Von Alexander Fröhlich: Ein Riss zwischen Stadt und Baukonzern

Der Zustand des Fortunaportals hat sich in Obhut der Stadt verschlechtert – das belegen Gutachten

Stand:

Innenstadt - Wegen der Risse im Fortunaportal auf dem Alten Markt gerät nun der Sanierungsträger der Stadt Potsdam in Erklärungsnot. Wie mehrere Gutachten belegen, die den PNN vorliegen, hat sich der Zustand des Sandstein-Bauwerks bereits vor der Übergabe an das Land und den Baukonzern BAM verschlechtert. Am gestrigen Donnerstag eskalierte daher der Streit zwischen dem Sanierungsträger und der BAM Deutschland AG, die für das Land als Bauträger den Neubau des Landtags in historischer Kulisse errichtet. Zuvor hatte der Sanierungsträger gemutmaßt, dass die „gegenwärtig zu verzeichnenden Schäden“ und die „für die Standsicherheit offensichtlich problematischen Risse“ erst nach der Übergabe des Grundstücks an das Land im März und im Zuge der Gründungsarbeiten für den Landtag im unmittelbaren Umfeld des Portals entstanden seien.

Tatsächlich aber sind Schäden weit länger bekannt. Risse, „Abplatzungen, größeren Feuchte- und Putzschäden“ waren bereits in einem vom Sanierungsträger Potsdam in Auftrag gegebenen Gutachten des Berliner Architekturbüros U.M.A im September 2006 festgestellt worden. Demnach gab es schon vor vier Jahren „umfangreiche Rissbildungen an und zwischen verschiedenen Bauteilen sowie Kantenabbrüche an Bauteilen und Feuchteschäden“. Als dasselbe Büro zwei Jahre später, also 2008, wegen der archäologischen Grabungen im Umfeld des Portals ein zweites Gutachten erstellte, kam es zu einem ähnlichen Ergebnis. Es waren „keine wesentlichen Veränderungen an dem Bauwerk eingetreten, die zu einer Beeinträchtigung der Funktions- und Standsicherheit, Dauerbeständigkeit und des optischen Erscheinungsbildes führen könnten“.

Vor der Übergabe des Fortunaportals an das Land hat die Dr. Zauft Ingenieurgesellschaft im Februar 2010 das Bauwerk erneut untersucht. Die Gutachter stellten fest, „dass sich die vorhandenen Schäden“, die bereits 2006 gefunden worden waren, „zum Teil verstärkt haben“. Selbst bereits überarbeitete Bereiche wiesen neue Risse auf. Abschließend halten die Gutachter fest: „Die Fassaden des Fortunaportals sind insgesamt als gut bis befriedigend zu bewerten.“

Genau darauf beruft sich auch der Sanierungsträger. Dessen Aussagen, auch die BAM habe im Zuge der Übergabe nichts anderes festgestellt, wies der Baukonzern gestern zurück. Der ließ nach eigenen Angaben am 12. März 2010 vor Beginn der Baumaßnahme ein weiteres Gutachten erstellen. Dieses habe das „analoge Erscheinungsbild“ wie jenes aus dem Jahr 2006 aufgezeigt – „nur dass sich der dort benannte Zustand etwas verschlechtert darstellt“. Seit dem ersten Spatenstich seien keine weiteren Veränderungen festzustellen. „Das Bauwerk wird regelmäßig mittels eines Monitorings überwacht“, teilte die BAM mit. „Das Bauwerk wurde vom Tragwerksplaner und Bodengutachter untersucht und ist standsicher. Es besteht keine Gefahr.“ Nun werde der Untergrund mit Beton verfestigt, dazu müsse das Portal abgestützt werden. „Eine Sanierung des Gebäudes ist nicht notwendig.“ Lediglich die umfangreichen Feuchteschäden sollten beseitigt und die Gebrauchsspuren optisch überarbeitet werden.

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