Von Alexander Fröhlich und Peer Straube: Ein Scherbenhaufen
Gespräche für Bollhagen-Museum gescheitert / Nachlass geht nach Velten
- Peer Straube
- Alexander Fröhlich
Stand:
Potsdam/Oranienburg – In der Landeshauptstadt wird es kein Hedwig-Bollhagen-Museum geben. Die Gespräche mit dem Rathaus über die Dauerausstellung zu der bedeutendsten deutschen Keramikdesignerin des 20. Jahrhunderts sind nach PNN-Informationen gescheitert.
Ursprünglich sollte der Nachlass der 2001 verstorbenen Keramikerin bereits seit zwei Jahren im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ in der Hermann-Elflein-Straße zu sehen sein. Nach der Debatte über die Rolle Bollhagens (1907-2001) im Dritten Reich hatte sich das Vorhaben aber mehrfach verzögert. Nun läuft alles darauf hinaus, dass der Nachlass nach Velten geht. Die Initiative dazu kam von CDU-Landeschefin Johanna Wanka, als diese noch brandenburgische Kulturministerin war. Die Verhandlungsgespräche mit dem Veltener Ofen- und Keramikmuseum, dem Landratsamt Oberhavel und dem Kreismuseum Oranienburg seien weit fortgeschritten, hieß es von mehreren Seiten.
Offiziell bestätigen wollte das aber niemand. Sowohl in Oranienburg, Velten und als auch im brandenburgischen Kulturministerium ist von leitender Stelle betont worden, man wolle die Verhandlungen kurz vor deren Abschluss nicht gefährden. Steffen Skudelny von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die Bollhagen-Stiftung und den Nachlass der Keramikerin treuhänderisch verwaltet, lehnte jeden Kommentar ab. Er werde die neuen Pläne in spätestens zwei Wochen bekannt geben.
Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zeigte sich überrascht. „Wir wissen, dass es unterschiedliche Vorstellungen gibt, doch hatten wir weitere Gespräche vereinbart“, sagte er den PNN. Er bedauere die Entscheidung außerordentlich. Man habe „großes Interesse“ daran gehabt, das Bollhagen-Museum einzurichten. Dass das Scheitern der Pläne mit der Rolle Bollhagens in der Nazi-Zeit zusammen hängt, glaubt Jakobs nicht. „Wir haben das Thema hervorragend aufgearbeitet. Das war nicht mehr Gegenstand von Konflikten.“ Eine im Sommer 2008 vorgestellte Studie im Auftrag der Stadt hatte bestätigt, dass der Kauf der Marwitzer „HB-Werkstätten“ von einer jüdischen Vorbesitzerin zum Spottpreis ein Fall von „Arisierung“ und Bollhagen „Nutznießerin“ des Systems war.
Tatsächlich herrscht seit einiger Zeit Funkstille zwischen der Stiftung auf der einen Seite sowie dem Potsdamer Rathaus und der hier ansässigen Bollhagen-Gesellschaft auf der anderen Seite. Bereits vor mehr als einem Jahr kam es zum Streit zwischen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Stadt. Offenbar ging es aber nicht nur um die Zusage der Stadt, Kosten für Miete und Bewirtschaft von mehr als 50 000 Euro für zunächst zwei Jahre zu tragen. Denn im März 2009 hatte die Stiftung von „unterschiedlichen Vorstellungen von der Umsetzung des Museums in Form und Inhalt“ gesprochen, die eine Zusammenarbeit verhindert hätten. Seither bewegt sich nichts mehr. „Es ist Eiszeit“, sagt ein Beteiligter auf Landesebene. „Nun hoffen alle auf Tauwetter, aber mit Potsdam läuft nichts mehr.“ Auch Heinz Schönemann, Vorsitzender Bollhagen-Gesellschaft in Potsdam, sagte, auf Briefe von ihm und der Stadt an die Stiftung mit Bitte um Aufklärung habe es keine Antwort gegeben.
Dabei war das Museum als Prestigeobjekt gedacht. Die Potsdamer Stadtverordneten hatten 2007 beschlossen, den Nachlass Bollhagens dauerhaft in der Landeshauptstadt auszustellen. Anlässlich des 100. Geburtstages der Künstlerin gab es 2007 bereits eine international beachtete Ausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG). Schirmherrin war Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Bekennender Liebhaber von Bollhagens Kunst ist der frühere Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD). Nach 1990 war er maßgeblich daran beteiligt, Bollhagen als Ikone und Aushängeschild Brandenburgs darzustellen. Entsprechend hoch angebunden war die Trauerfeier für sie 2001 in der Potsdamer Friedenskirche. 1997 war sie mit dem Bundesverdienstorden geehrt worden.
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