Sport: „Ein schmaler Grat“
Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder über den Einzug ins Viertelfinale der Champions League
Stand:
Herr Schröder, warum gönnen Sie Ihren Fußballerinnen keine wohlverdiente Ruhepause? Kaum vom Champions-League- Spiel aus Kopenhagen zurück, haben Sie am Donnerstagvormittag mit Turbine Potsdam gleich wieder im Luftschiffhafen trainiert.
Wir haben am Sonntag das nächste Spiel und müssen uns darauf vorbereiten. Nach der Rückkehr aus Dänemark waren wir sowieso alle zusammen, warum also sollten wir erst nach Hause fahren und uns am Abend nochmal treffen? So hatten anschließend alle ihre Ruhe. Am Freitag wird dann wieder normal trainiert.
Vor dem Achtelfinal-Rückspiel der UEFA Champions League bei Brøndby IF machten Sie sich Sorgen über den Einzug ins Viertelfinale. Wie groß ist nun Ihre Erleichterung über Turbines deutlichen 4:0-Sieg?
Uns allen ist ein großer Mühlstein vom Herzen gefallen. Wir hatten zwar vorher gehofft, aber nach einem 1:0 im Hinspiel ist das ein schmaler Grat. Man weiß vorher nie, wie so ein Rückspiel läuft. So einen klaren Sieg wie jetzt kann man vorher nicht planen. Bis zum 2:0 war ich mir der Sache immer noch nicht sicher.
Woran machen Sie im Nachhinein Turbines deutlichen Sieg vom Mittwoch fest?
Zum einen haben wir ein schnelles, sehr gut herausgespieltes Tor gemacht. Dadurch wurde der Gegner verunsichert und unser Selbstbewusstsein noch gestärkt, unsere spielerische Linie in Kopenhagen durchsetzen können. Auch nach diesem ersten Treffer hatten wir viele gute Szenen und Chancen, die wir diesmal – anders als im Hinspiel in Babelsberg – auch zu weiteren Toren nutzten. Positiv ausgewirkt hat sich außerdem unsere taktische Veränderung, bei der wir Stefanie Draws aus der Abwehr weiter nach vorn zogen. Durch diese gelungene Umstellung erreichten wir eine Stabilisierung im Mittelfeld. Das wird auch für unsere künftigen Spiele durchaus eine Alternative sein. So können wir noch flexibler spielen.
Mit Jessica Wich und Tabea Kemme haben sich am Mittwoch zwei Ihrer Spielerinnen verletzt – können die beiden am Sonntag im DFB-Pokal-Heimspiel gegen Holstein Kiel schon wieder auflaufen?
Kemme wird am Sonntag nicht spielen können. Sie hat sich bei einem gegnerischen Foul eine Kapselverletzung im rechten Knöchel zugezogen. Wich hat durch einen Schlag eine starke Prellung der Halswirbelsäule und der linken Schulter erlitten, ist aber vielleicht am Sonntag wieder einsatzbereit.
Werden Sie dann wieder mit Ihrer neuen taktischen Variante auflaufen?
Mal sehen, wir müssen natürlich von Spiel zu Spiel sehen, was am besten ist. Jedenfalls werden wir uns gegen Kiel keine Schonung auferlegen. Zum einen sind wir das unseren Fans schuldig, zum anderen kämen wir sonst aus unserem Rhythmus, den wir durch die Rückkehr von Anja Mittag und Jennifer Zietz in die Mannschaft wiedergefunden haben.
Zurück zur Champions League. Im Viertelfinale, das in der nächsten Woche ausgelost wird, könnte es schon zum deutsch-deutschen Duell Potsdam – Duisburg kommen.
Es wäre nicht gut für den deutschen Frauenfußball, wenn es dieses Duell schon im Viertelfinale geben würde. Aber das Los könnte durchaus so fallen.
Welcher Klub wäre Ihnen in der nächsten Runde am liebsten?
Da das Viertelfinale im März ausgetragen wird, wäre ein Duell mit Torres Calcio Sassari in Italien sicher angenehmer als Spiele in Norwegen oder Schweden.
Das Interview führte Michael Meyer.
Bernd Schröder (67) ist seit 1971 Trainer Turbine Potsdams. Mit seinem Team gewann er 2004 den UEFA-Cup und zog er nun zum vierten Mal ins Viertelfinale des Europacups der Fußball-Frauen ein.
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