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Wenn mindestens fünf Millionen Euro Spenden da sind, geht es los. Der Turm der Garnisonkirche  im Bild ein Modell  soll bis zum 31. Oktober 2017 errichtet sein.

© A. Klaer

Von Guido Berg: Ein Schritt zur Garnisonkirche

Erster Spatenstich für zeitweiliges Andachtsgebäude an der Breiten Straße

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Innenstadt - Befürworter und Gegner eines Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche „sind sich viel näher als viele ahnen“. Das erklärte Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Garnisonkirchen-Stiftung, gestern beim ersten Spatenstich für ein temporäres Andachts- und Ausstellungsgebäude am Standort der einstigen Barockkirche an der Breiten Straße. „Wir sind uns alle einig“, so Leinemann, „dass dieser Ort wichtige Fragen aufwirft“. Allerdings „glauben wir im Unterschied zu den Kritikern, dass dieses Gebäude notwendig ist“. Anhand der Garnisonkirche könnten „geschichtliche Brüche“ sichtbar gemacht und junge Leute über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft diskutieren.

Erst am Montag dieser Woche hatten verschiedene Potsdamer – darunter Lutz Boede von der Wählerinitiative Die Andere – zur Gründung einer Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ aufgerufen. Diese Diskussionsbereitschaft junger Leute „freut mich“, erklärte Leinemann. Hinsichtlich einer möglichen Forderung nach einer Bürgerbefragung zum Wiederaufbau der ehemaligen preußischen Militärkirche sagte Leinemann: „Ich glaube nicht an eine Mehrheit, die die Garnisonkirche ablehnt.“

Das zumeist aus Holz gefertigte Andachtsgebäude des Büros Killinger und Westermann Architekten wird für etwa 400 000 Euro bis zum 23. Juni 2011 errichtet. „Dafür verbürge ich mich“, sagte Leinemann. Am 23. Juni 1968 begann der Abriss der Garnisonkirchen-Ruine auf Beschluss der SED-Führung. Auch für den Abbau des temporären Gebäudes nannte der Stiftungsvorstand einen konkreten Termin, den 30. Oktober 2017. Der Grund: „Am 31. Oktober 2017 weihen wir das Turmgebäude ein“, sagte Leinemann. Denn: „Man muss sich ein Ziel setzen, um es zu erreichen.“ An diesem Tag jährt sich zum 500. Mal der Thesenanschlag von Martin Luther an der Wittenberger Schlosskirche.

Gegenwärtig verfügt die Stiftung über drei Millionen Euro, zwei Millionen Euro davon stammen aus Mitteln ehemaliger Parteien und Massenorganisationen der DDR. Wenn die Stiftung zwischen fünf bis sieben Millionen Euro aus Spenden zusammen hat, „beginnen wir mit dem Turmbau“, kündigte Leinemann an. Ersten Schätzungen zufolge werde der Turm der Garnisonkirche etwa 39 Millionen Euro kosten. Noch in diesem Jahr soll ein Planungsbüro damit beauftragt werden, den Wiederaufbau konkret zu planen und die genaue Bausumme für den Turm zu ermitteln. Ebenfalls bereits mitgeplant werden alle baulich-technischen Schnittstellen zum später zu errichtenden Kirchenschiff. Das betrifft Leinemann zufolge etwa beide Fundamente, die Heizungsanlage, die Hausanschlüsse.

Das nun im Bau befindliche zeitweilige Andachts- und Ausstellungsgebäude wird laut Architekt Friedrich Killinger über zwei Etagen verfügen. Das Gebäude wird für Gottesdienste zur Verfügung stehen, aber auch die neu konzipierte Garnisonkirchen-Ausstellung aufnehmen. Diese werde vom Berliner Büro Pabst & Kuhrau und dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) erarbeitet. Die Außenseite wird Killinger zufolge eine Ansicht des inneren Kirchenschiffs der Garnisonkirche im Maßstab von eins zu zwei zeigen. Vor dem Gebäude soll eine Aussichtsplattform entstehen, von der während der archäologischen Untersuchungen Einblicke in das Fundament der Kirche möglich sind.

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