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Landeshauptstadt: Ein Sommer fern der Platte

Kleingartenverein an der Katharinenholzstraße besitzt als einziger ein eigenes Wasserwerk

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Kleingartenverein an der Katharinenholzstraße besitzt als einziger ein eigenes Wasserwerk Wer im Verein „An der Katharinenholzstraße“ einen Kleingarten besitzt, erreicht in sieben Minuten Spaziergang das Krongut Bornstedt und in einer Viertelstunde Schloss Sanssouci. Der Boden ist, eine Seltenheit in der märkischen Streusandbüchse, recht fruchtbar und lässt prachtvolle Pfirsiche und anderes Edelobst reifen. Auf einer der 65 Parzellen steht ein riesiger Kirschbaum, der der zweitgrößte in der Mark sein soll. Katharinenholzforst und Klausberg schützen vor heftigen Winden und Spätfrösten. Mit der Bewässerung der Kulturen haben die Kleingärtner null Probleme. Ihre Sparte besitzt als einzige in Potsdam ein eigenes Wasserwerk, das aus einem 30 Meter tiefen Brunnen gespeist wird. Der Vorsitzende Joachim Ebert untertreibt also ein bisschen, wenn er seinen Verein eine „ganz normale, durchschnittliche Kleingartenanlage“ nennt. Zu DDR-Zeiten verbrachten hier viele Mitglieder ihren Sommerurlaub, und nach Abflauen der mit Öffnung der Grenzen 1989 einsetzenden Reisewelle ist das heute schon fast wieder so. Der ehemalige Bauingenieur Ebert zieht für diese Aussage unter anderem den erneut ansteigenden Elektroenergieverbrauch heran. Die Mitglieder, meist reiferen Jahrgangs, kommen gut miteinander aus. Auch hier spricht der Vereinsvorsitzende von „Standardkleingärtnern“, Leuten eben, die „zu wenig Geld haben, um sich ein eigenes Haus zu leisten, aber nicht ihr ganzes Leben in der Platte verbringen wollen“. Ebert verschweigt nicht, dass er sich auch ärgern muss. Nicht über seine Kleingärtner, aber über die Stadtverwaltung. Da sind die Straßenbäume an der Amundsenstraße seit Jahren nicht mehr gepflegt und beschnitten worden. Bei Günter Schmidt beispielsweise, als Bauverantwortlicher eine der Stützen des Vereins, ragen die Äste schon so weit über den Zaun, dass sie mehr als ein Drittel der Gartenfläche beschatten. Darauf wächst natürlich nichts Gescheites mehr. Mehr noch ärgern sich die Vereinsmitglieder aber über die sechs Gärten, die sie vor einigen Jahren verloren haben. Die Stadtverwaltung vergab die Fläche an einen Investor, der hier groß bauen wollte. Passiert ist absolut nichts. Die Gärten sind zur Wildnis verkommen, in der Fremde ihren Müll abladen und sich leider nicht nur die Füchse, sondern auch die Ratten Gute Nacht wünschen. „Warum gibt uns die Stadt die Fläche nicht zurück?“ fragt Joachim Ebert. „Binnen kurzer Zeit würden wir sie wieder zum Grünen und Blühen bringen.“ Wie alle Potsdamer Kleingärtner halten die an der Katharinenholzstraße die Erhebung gesonderter Müllgebühren durch die Stadt für ungerechtfertigt, worüber bekanntlich ein Rechtsstreit läuft. „Bei uns fällt nichts an“, bekräftigt Ebert. „Gartenabfälle werden kompostiert, das bisschen Hausmüll nehmen wir mit nach Hause in die Tonne, wofür wir ja Gebühren bezahlen. Und in der Gegend herum werfen wir Unrat schon gar nicht.“ Zum Beweis führt er an den Teufelsgraben, der Grenze zur südlich gelegen Sparte Am Drachenberg. Grabensohle und -wände sind unratlos sauber. Der Graben war im 19. Jahrhundert angelegt worden, um das Gartenland vor Überschwemmungen zu sichern. Eine von der LPG bewirtschaftete Gärtnerei bildete den Vorgänger des Kleingartenvereins, der 1978 gegründet wurde und damit einer der jüngsten im Stadtgebiet ist. Im Vorjahr wurde er 25 Jahre alt, da fiel das alljährliche Sommerfest in einem aus Beständen der Volksarmee übernommenen Mannschaftszelt etwa üppiger aus.

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