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Landeshauptstadt: Ein stiller Gruß aus Potsdam

Dass Georg Friedrich nicht in Fischerhude, der Heimat seiner Jugend, geheiratet hat, nimmt ihm in dem malerischen Dorf niemand übel

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Fischerhude - Eine Hochzeitssuppe als Tagesangebot: Auf der Speisekarte des Bistro im Herzen von Fischerhude, einem malerischen Dorf bei Bremen, steht sie ganz oben. Doch mit der Preußen-Hochzeit in Potsdam habe das nichts zu tun, sagt die Kellnerin: „Wir kennen diese Leute nicht, die da heiraten.“

Der zweite Versuch ist erfolgreicher: In einem gemütlichen Café erzählt die junge Frau beim Aufschneiden von Torten, dass sie Prinz Georg Friedrich von Preußen von der Schule her kenne. „Er war ein ganz prima Kerl. Man hat nie bemerkt, dass er aus einem hohen adligen Haus kommt. Wir haben ihn Georg genannt und mit ihm genauso gespielt wie mit den anderen“, sagt sie: „Übrigens, dort drüben ist er aufgewachsen.“

Es sind nur ein paar Schritte bis zum Elternhaus. Obwohl der Garten einen gepflegten Eindruck macht, scheint in dem Haus mit der tief herunter gezogenen Dachhaube unbewohnt. Auf dem Türschild der Name: von Preußen. Das Klingelzeichen bleibt ungehört.

Etwas später erzählt ein alt eingesessener Fischerhuder, dass die Mutter, Prinzessin Donata, wieder geheiratet habe und nicht mehr hier wohne. „Beliebt war sie in Fischerhude. Vor allem, weil sie nie Aufhebens um ihre Person gemacht hat. Gern haben wir ihr Engagement für die Kinderklinik in Rumänien unterstützt.“ Auch Georg Friedrich hat einen guten Stand bei den Dorfbewohnern. Als „höflich, freundlich, gut erzogen“, beschreibt ihn die Pensionswirtin. Aber zufrieden sei sie, dass die Hochzeit nicht in Fischerhude stattfindet: „Die Feierlichkeiten hätten sicherlich den Rahmen unserer kleinen Kirche gesprengt.“ Am Fernsehen war sie dabei: „Wunderbar hat das Brautpaar ausgesehen. Und der evangelische Pfarrer sprach ganz toll, sehr persönlich“, schwärmt sie. Unter den Hochzeitsgästen hat sie auch Pfarrer Ringmann wiedererkannt: „Das finde ich anständig, dass er eingeladen wurde, schließlich hat er den Georg Friedrich konfirmiert.“ Auch andere Fischerhuder waren in Potsdam, Freunde aus Kinder- und Jugendtagen.

Den Nachbar der Pensionswirtin stimmt traurig, dass nie vom Vater des Prinzen die Rede ist. Louis Ferdinand jun. starb 1977 nach einem Unfall bei der Bundeswehr, Georg Friedrich wurde ein Jahr nach seiner Geburt Halbwaise. „Auf unserem Friedhof ist er beerdigt“, sagt der Nachbar und führt zu der Stelle. Schlicht und würdig ist die Grabstätte gestaltet, eingegrenzt von einer Rhododendron-Wand. Vielleicht ging für einen Moment ein stiller Gruß von Potsdam nach Fischerhude, hier zu seinem Grab. Klaus Büstrin

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