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Landeshauptstadt: Ein Strich lernt laufen

Vorlesungsreihe für Kinder über das Filmhandwerk – ein Projekt von HFF, Filmmuseum und Thalia

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Wie die Bilder laufen lernten und der Ton in den Film kommt, können Kinder an Potsdams Kinderfilmuniversität erfahren. Am Sonntag startet die Veranstaltungsreihe, die künftig einmal im Monat in einer einstündigen Vorlesung die verschiedenen Gewerke des Filmhandwerks vorstellt. Das Potsdamer Filmmuseum und das Filmtheater „Thalia“ bieten die Kulisse für die Lektionen. Zudem sind sie Partner in dem Projekt, das die Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) für Schüler zwischen neun und zwölf Jahren initiiert hat.

„Das Konzept ist europaweit einmalig“, sagt HFF-Mitarbeiterin Claudia Wegener vom Studiengang Medienwissenschaften. Obwohl seit mehreren Jahren in Deutschland viele Bildungseinrichtungen regelmäßig Vorlesungen für Schüler anbieten, habe sich bisher noch keine Kinderuni nur einem speziellen Thema gewidmet. „Das gibt uns die Gelegenheit, die Welt des Films von vielen Seiten vorzustellen, und den Kids die Chance, sich in das Thema zu vertiefen“, beschreibt Wegener das Anliegen der Reihe.

Vor allem jedoch soll die Kinderfilmuni den jungen Filmfans wieder Lust auf einen Kinobesuch machen. „Kinder konsumieren heutzutage Filme überwiegend durch das Fernsehen oder DVDs“, verweist Wegener auf die Rezeptionsforschung. Mit den Veranstaltungen solle das Kino „verstärkt als Erlebniswelt ins Blickfeld rücken“. Medienpädagogische Intention sei zudem, „die schillernde Filmwelt etwas aufzubrechen und den Blick hinter die Kulissen freizugeben“. Bis Ende März ist jeweils an einem Sonntag im Monat eine Veranstaltung geplant. Ralf Forster vom Filmmuseum wird sich am 18. November dem Thema Filmgeschichte widmen. Dabei will er sich auf die Zeit von 1880 bis 1910 konzentrieren. „Zu dieser Zeit gab es den abendfüllenden Kinofilm überhaupt noch nicht“, sagt Forster. Er will den Kindern im Kinosaal des Filmmuseums zweiminütige Clips aus den Jahren 1898 bis 1905 vorspielen, die das Publikum früher auf Jahrmärkten zu sehen bekamen. Die Clips aus Deutschland und Frankreich zeigen Akrobaten vor exotischer Kulisse oder Tänzer und erste Beispiele für filmische Tricks.

Film zum Anfassen wird Forster in Form von technischen Geräten wie einer „Wundertrommel“ präsentieren, die um 1880 Mode war. „In dem zylindrischen Gerät befindet sich ein Papierstreifen mit Zeichnungen, die einen Film suggerieren, wenn man das Gerät dreht“, erläutert Forster das Prinzip. Unter dem Motto „Wie lernt ein Strich laufen?“ steht im Januar 2008 die Vorlesung von HFF-Professorin Christina Schindler. Die Dozentin vom Studiengang Animation will aufzeigen, wie viel Arbeit nötig ist, um Fantasiefiguren auf die Leinwand zu bringen. Wie Geräusche für den Filmsound produziert werden und welche Rolle die Musik im Film spielt, will HFF-Professor Ingo Kock vom Studiengang Ton in seiner Vorlesung im Februar 2008 erläutern.

Den Abschluss des Wintersemesters bildet Ende März 2008 der Vortrag von HFF-Professor Jens Becker vom Studiengang Dramaturgie/Drehbuch. Er wird erklären, wie man mit filmischen Mitteln eine Geschichte erzählt. Die Vorlesungen für das Sommersemester werden zurzeit noch konzipiert, sagt Wegener. Dabei sollen den Schülern die Bereiche Kameraführung, Szenografie und Montage nahe gebracht werden.

Seit einigen Tagen können sich Interessierte für die Kinderuni bewerben. „Die Nachfrage ist enorm“, freut sich Wegener. Bis zu 500 Kindern biete die Kinderfilmuni pro Veranstaltung Platz. Die Teilnahme werde mit einem Zertifikat belohnt. Der Eintritt pro Veranstaltung koste mit 3,50 Euro weniger als eine Kinokarte.ddp

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