Sport: Ein Traumergebnis „Erstes Tor war eine Befreiung“
Der FFC Turbine Potsdam kann nach dem 4:0 daheim gegen Trondheim für das UEFA-Cup-Finale planen Conny Pohlers: Jetzt wollen wir auch ins Finale
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Der FFC Turbine Potsdam kann nach dem 4:0 daheim gegen Trondheim für das UEFA-Cup-Finale planen Conny Pohlers: Jetzt wollen wir auch ins Finale Von Michael Meyer Der 1. FFC Turbine Potsdam kann für die Finalspiele um den UEFA Women“s Cup planen. „Die Chance lassen wir uns nach diesem Traumergebnis nicht mehr nehmen“, versprach Mannschaftskapitän Ariane Hingst am Sonnabend nach Potsdams 4:0 (0:0) daheim im Halbfinal-Hinspiel gegen den SK Trondheims-Ørn. „Und wenn wir im Rückspiel zu zehnt auf der Linie stehen sollten.“ Das dürfte nicht nötig werden, denn spielen die „Turbienen“ am kommenden Sonnabend in Trondheim annähernd so begeisternd wie vorgestern vor 2067 Zuschauern, sind ihnen die Endspiele gegen Djurgården Stockholm oder Arsenal London sicher. „Wir haben über hundert Prozent gespielt “, schwärmte Trainer Bernd Schröder von seiner Elf, die schon vor der Pause klar dominierte, sich viele Chancen erspielte und Pech hatte, als Wimbersky den linken Außenpfosten (6.) sowie Odebrecht die Querlatte traf (45.). Dafür entschädigte Halbzeit zwei um so mehr. Turbine spielte sich in einen regelrechten Rausch, und die zuletzt Ladehemmung zeigende Conny Pohlers (Schröder: „Ich hatte schon überlegt, ob ich sie überhaupt aufstelle.“) sorgte mit einem Doppelschlag für die Vorentscheidung. Zunächst köpfte sie eine Omilade-Flanke von rechts ein (53.), dann nutzte sie die Vorarbeit von Mittag und Zietz auf der rechten Seite zum 2:0 (56.). Wimbersky überwandt nach einem Fuss-Pass von links Trondheims Torfrau im zweiten Versuch (73.), und nach dem 4:0 durch Pohlers erneut nach Zietz-Vorarbeit (85.) – das elfte (!) UEFA- Cup-Tor der Nationalstürmerin – sangen die Fans „Oh, wie ist das schön.“ Potsdam hatte die alles andere als namenlosen, aber enttäuschenden Norwegerinnen regelrecht vom Feld gefegt. Von deren angekündigter Offensive war nichts zu sehen. „Das war ein einfach geiles Spiel“, strahlte Jennifer Zietz, die maßgeblich zum Triumph beitrug, weil sie Trondheims Spielmacherin und 106-fache Nationalspielerin Unni Lehn zur Wirkungslosigkeit verurteilte. Anja Mittag lobte die ganze Truppe: „Heute haben alle sehr gut gespielt. Nun dürfte eigentlich nichts mehr passieren.“ Das glaubt auch Inken Becher, die gemeinsam mit Carlson und Fuss ein souveränes Abwehr-Bollwerk bildete. „Das hat richtig Spaß gemacht und müsste uns eigentlich reichen“, sagte sie, während Sonja Fuss zur Taktik der Gäste meinte: „Deren lange Bälle nach vorn nervten irgendwann, aber wir hatten uns gut darauf eingestellt.“ Nationaltrainerin Tina Theune-Meyer hatte das von der Tribüne aus auch gesehen: „Potsdam zeigte eine druckvolle erste und effektive zweite Halbzeit. Die Mannschaft bot eine sehr gute spielerische Linie und war gut vorbereitet, wovon ich aber nicht überrascht bin.“ Hin und her gerissen war Karen Espelund, Vorsitzende des UEFA-Ausschusses für Frauenfußball sowie Generalsekretärin des norwegischen Fußballverbandes. „Potsdam hat eine sehr gute Mannschaft, die völlig verdient gewann. Ihr 4:0 ist ein komfortabler Vorsprung. Von unserer Mannschaft war ich ein bisschen enttäuscht, sie hat einige Gegentore durch Stellungsfehler zugelassen“, meinte sie, und auch Trondheims Coach Trond Nordsteien anerkannte: „Wir haben heute ein schlechtes Spiel gemacht und gegen eine sehr sehr gute Mannschaft verloren. Unsere Chancen aufs Weiterkommen sind nun gleich Null.“ Ehe der FFC Turbine nach Mittelnorwegen düst, fliegt er am Dienstag zum Bundesliga-Nachholspiel zum FC Bayern München (Anstoß 17 Uhr). „Wir wollen uns jetzt auch unseren Fans in München ordentlich zeigen“, so Coach Schröder, der das 4:0 vom Sonnabend als „sehr wichtig für unsere Stadt, unser Land, unsere Region und den ganzen Osten“ würdigte. Turbine Potsdam: Angerer; Carlson, Becher, Fuss; Omilade, Zietz, Hingst, Odebrecht; Wimbersky (74. Cristiane), Pohlers (88. Thomas), Mittag. Trondheim-Ørn: Hjelmseth; Lie (64. Hole), Følstad, Tronseth, Mørkved; Jordanger (73. Engen), Lehn, Enlid; Skard, Pedersen, Nyrønning (83. Kringen). Was sagen Sie zu Ihren drei Toren, Conny Pohlers? Ich bin froh, dass der Knoten bei mir endlich wieder geplatzt ist. Mein erstes Tor war wie eine Befreiung, mir ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen. Und dass ich gleich zweimal in einem Spiel mit dem Kopf treffe, das kommt auch nicht so oft vor. Zuletzt hatten Sie ziemliche Ladehemmung. Stimmt, nach den letzten Spielen konnte es heute eigentlich nur besser werden. Die Chance, ins UEFA-Cup-Finale zu kommen, war noch eine zusätzliche Motivation. In der 58. Minute wurden Sie in Trondheims Strafraum durch Gunhild Følstad umgeschubst, ein Pfiff der Schiedsrichterin blieb aus. War es ein Elfmeter? Sagen wir mal so: als Ballack bei Chelsea London ähnlich fiel, wurde gepfiffen. Wann waren Sie sich sicher zu gewinnen? So lange Trondheim kein Tor machte, war ich ganz ruhig. Und nach dem 1:0 wusste ich: Das wird heute was. Wird die Reise zum Rückspiel am nächsten Sonnabend für Ihre Mannschaft nun zum lockeren Betriebsausflug? Wir sind noch nicht durch, das wird in Trondheim nicht einfach. Aber diese Chance lassen wir uns jetzt nicht mehr nehmen. Jetzt wollen wir auch ins Finale! Wer wäre Ihnen als Endspiel-Gegner lieber – Djurgården oder Arsenal? Arsenal ist vom Namen her prominenter. Was sagen Sie zum Bundesligaspiel am Dienstag beim FC Bayern München? Hinfliegen, siegen, zurückfliegen, regenerieren. Das Interview führte Michael Meyer
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