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Duell der Routiniers. Potsdams Viola Odebrecht (rechts) und Duisburgs Inga Grings wollen am Sonntag ins Champions-League-Finale in London einziehen.

© dpa

Von Michael Meyer: „Ein trügerisches Ergebnis“

Turbine Potsdam empfängt in der Champions League nach einem 2:2 Duisburg zum Halbfinal-Rückspiel

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„Ich glaube nicht, dass es diesmal Verlängerung und ein Elfmeterschießen geben wird“, sagt Viola Odebrecht vor dem Halbfinal-Rückspiel der UEFA Women’s Champions League, in dem sie mit Turbine Potsdam am Sonntag den FCR Duisburg empfängt. Im Halbfinale des vergangenen Jahres war Duisburg mit einem 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel an den Babelsberger Park gekommen, wo Turbine durch ein 1:0 die Verlängerung erzwang und sich in einem packenden Elfmeter-Duell mit 3:1 für das Finale in Getafe qualifizierte. In der diesjährigen Semifinal-Auflage spielten die Potsdamerinnen am vergangenen Samstag im Hinspiel in Homberg 2:2. Der FCR müsste nun gewinnen oder zumindest 3:3 spielen, um Turbine die Tickets zum Finale am 26. Mai in London – wo FC Arsenal London oder Olympique Lyon (Hinspiel in Lyon 2:0) wartet – noch abzujagen.

„2:2 hört sich auf dem Papier gut an, und wir gehen mit einem Vorteil ins Spiel. Aber wir dürfen und werden Duisburg nicht unterschätzen. Das wäre töricht“, meint Viola Odebrecht. „Trotzdem bin ich guter Dinge.“ Nach Lage der Dinge wird die Mittelfeldspielerin am Sonntag wieder auf ihren angestammten Platz zurückkehren, nachdem Potsdams Cheftrainer Bernd Schröder im Hinspiel am Samstag die da noch an einer leichten Oberschenkelzerrung laborierende Spielerin überraschend rechts in die Abwehr beordert hatte. „Darüber war ich selbst überrascht, denn dort hatte ich noch nie gespielt“, gesteht Viola Odebrecht, die sich nun wieder fit meldet. „In der Nationalmannschaft war ich mal in der Viererkette getestet worden, das wurde aber schnell wieder verworfen. Ich war auch am Samstag mit meinem Spiel nicht so zufrieden. In einigen Situationen habe ich mich schon zu ungeschickt angestellt.“ Schröder aber wagte diese ungewöhnliche Umbesetzung. „Zum einen konnten wir so mit Bianca Schmidt dem schnellen Duisburger Mittelfeld etwas entgegensetzen“, erklärte der Coach. „Zum anderen war das Risiko einer erneuten Verletzung Odebrechts auf dieser Position geringer als im zentralen Mittelfeld.“ Nun aber dürfte die routinierte Spielerin wieder vorrücken, da Schmidt wegen ihrer zweiten Gelben Karte zwangspausieren muss.

Viola Odebrecht ist mit ihren 28 Jahren die älteste Spielerin in Potsdams Champions-League-Mannschaft. Beim FCR Duisburg gehört diese Rolle Inka Grings (32). „Ich war generell von Turbines Aufstellung im Hinspiel überrascht. Aber Bernd Schröder hat damit Erfolg gehabt, daher spricht sie für ihn“, meint die Torjägerin, die die diesjährige Bundesliga-Saison mit 23 Treffern beendete und am vergangenen Samstag gegen Turbine zum zwischenzeitlichen 1:1 ausgeglichen hatte. Grings glaubt noch an die Chance ihrer Mannschaft, am kommenden Sonntag das Karl-Liebknecht-Stadion jubelnd verlassen zu können. „Natürlich ist ein Sieg im Hinspiel wie im vergangenen Jahr immer beruhigender und somit eine angenehmere Ausgangsposition“, erklärt sie. „Mit dem 2:2 können wir aber sehr gut leben. Wir haben zweimal einen Rückstand wieder aufgeholt, das spricht für die Mannschaft und für ihren Charakter. Deshalb gehen wir am Sonntag mit einem gesunden Optimismus ins Spiel.“ Mit dem 1:0 im Rücken habe sich ihre Elf im Halbfinal-Rückspiel 2010 möglicherweise ein bisschen zu sicher gefühlt, glaubt Grings. „Vielleicht spielte das auch eine Rolle. Aber wir haben aus dem letzten Jahr gelernt und wissen, wie schwer es werden wird, in Potsdam zu spielen. Wir freuen uns dennoch auf die Partie. Die Stimmung in der Mannschaft stimmt auf jeden Fall.“

Grings verhehlt nicht, dass ein gewisser Druck auf ihrer Mannschaft lastet. Nur als Champions-League-Sieger wäre Duisburg auch in der nächsten Saison international dabei. „Wir hatten uns in der Saison mindestens einen Titel als Ziel gesetzt. Da wir aber leider in den beiden anderen Wettbewerben frühzeitig rausgeflogen sind, ist das unser letzter Strohhalm“, erzählt sie. „Das wussten wir schon vor dem Viertelfinale in Everton. Wir haben uns diesen Druck auch selbst aufgebaut, aber Druck gehört im Leistungssport dazu.“

Während bei Turbine noch ein Fragezeichen hinter dem Einsatz Josephine Hennings steht, die im Hinspiel vorzeitig mit einer schmerzhaften Beckenprellung vom Platz musste, kann der FCR ohne Personalsorgen anreisen. „Alle sind gesund, trainieren mit und sind mit Herzblut und engagiert bei der Sache“, verkündet Duisburgs Trainer Marco Ketelaer. Die lange verletzt gewesene Torhüterin Ursula Holl ist ebenso wieder mit von der Partie wie Mittelfeld-Nationalspielerin Simone Laudehr, die am vergangenen Samstag ihre zweite Gelbe Karte absaß.

Angesichts eigener Personalsorgen sieht Bernd Schröder dem Sonntag trotz des 2:2 mit einer gewissen Unruhe entgegen. „Wir gehen geschwächt in dieses Spiel, das viel schwerer wird als das Hinspiel“, glaubt der Trainer. „Nach einem 0:1 wie im vergangenen Jahr kann man nur gewinnen. Das 2:2 ist numerisch gut, aber ein trügerisches Ergebnis. Damit kann man nur verlieren.“ Schröder, dessen Mannschaft seit dem 6. September 2008 (0:3 gegen Bayern München) kein Heimspiel mehr verlor, rechnet am Sonntag mit einem „ausverkauften Haus“, wie er sagt. Auch Bundespräsident Christian Wulff hat sich erneut angekündigt.

Elfmeterschießen hat Bernd Schröder übrigens in dieser Woche nicht extra trainieren lassen. Laut Viola Odebrecht wird es auch nicht so weit kommen. (mit dpa)

Anpfiff ist am Sonntag um 14.15 Uhr. Das ZDF überträgt live.

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