
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Ein umstrittener Aufsatz
Denkmalschutz gegen Bau an Helmholtz-Gymnasium / Zeitplan für Campus Kurfürstenstraße gefährdet
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Innenstadt - Ein Einspruch der Oberen Denkmalschutzbehörde gefährdet den Zeitplan für die Realisierung des Campus Kurfürstenstraße. Konkret geht es um einen geplanten Anbau an das Haupthaus des Helmholtz-Gymnasiums, das vormalige Victoria-Gymnasium in der Kurfürstenstraße. Es gebe mit den Denkmalschützern des Landes Brandenburg „konträre Meinungen“, bestätigte Bernd Richter, Chef des Kommunalen Immobilien Service (KIS), der das Campus-Projekt Kurfürsten-Campus realisiert. Die bisherigen Abstimmungen hätten bereits drei Monate Zeit in Anspruch genommen. „Schlimmstenfalls ist insgesamt eine sechsmonatige Verzögerung zu erwarten“, erklärte der KIS-Chef. Ungeachtet des Widerstandes der Denkmalschützer werde er „noch in der ersten Hälfte 2012“ die Baugenehmigung beantragen, kündigte Richter an. Der Potsdamer Gestaltungsrat habe den Bauentwürfen auf einer nichtöffentlichen Sitzung am 19. Januar zugestimmt und Anregungen zur Verbesserung des Entwurfes gegeben. Richter: „Was sich im Genehmigungsverfahren entwickelt, bleibt abzuwarten.“ Können sich Bauaufsicht und Denkmalschutz nicht einigen, muss letztlich die Landeskulturministerin als Fachaufsicht des Landesamtes für Denkmalpflege entscheiden, ob gebaut werden kann.
Wie Elisabeth von Heimendahl, Vorsitzende der Elternkonferenz, gegenüber den PNN gestern präzisierte, handelt es sich nur um einen Teil des Anbaus, einen baulichen Aufsatz, den die Obere Denkmalschutzbehörde nicht genehmigen will. Intention dieses Aufsatzes ist es, so die Elternsprecherin, eine zweite Fluchttreppe für den Kunstsaal zu schaffen, der derzeit gesperrt ist. Da bereits ein identischer baulicher Aufsatz dieser Art vorhanden ist, würde nach Ansicht Elisabeth von Heimendahls „eine Symmetrie geschaffen“. Der Denkmalschutz argumentiere dagegen, der Aufsatz würde im Gegensatz zum Rest des Anbaus von der Benkertstraße aus zu sehen sein. Sonst für Denkmalschutzbelange offen, erklärte die Elternsprecherin, in diesem Fall habe sie für die Position der Denkmalschützer „kein Verständnis“. Vom Landesamt für Denkmalschutz war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.
Der Campus Kurfürstenstraße ist ein Projekt, das seit Jahren verfolgt wird. Es hat die Vereinigung der Eisenhart-Grundschule und des Helmholtz-Gymnasiums zu einem Schulcampus zum Ziel. Zur Finanzierung wurde eine Öffentliche-Private-Partnerschaft (ÖPP) erwogen und verworfen. Umgesetzt wird das 19,3 Millionen Euro teure Bauprojekt durch einen Kredit des KIS, wie KIS-Chef Richter erklärte. Zum Vorhaben gehört die Sanierung des Haupthauses des Helmholtz-Gymnasiums sowie die Errichtung eines Neubaus für das Traditionsgymnasium, dessen Geschichte bis auf die Gründung der „Grande Ecole“ in der Friedrich-Ebert-Straße im Jahre 1738 zurückgeht. Das heute genutzte Schulhaus wurde 1878 bezogen. Im Unterschied zum Aufsatz des Anbaus ist der Neubau auf dem Campus-Areal unumstritten.
Zum Campus-Projekt gehört auch die Sanierung des Haupthauses der Eisenhart-Grundschule. Diese werde „in wenigen Wochen abgeschlossen sein“, so KIS-Chef Richter. Die nach den Schilderungen von Elisabeth von Heimendahl enorm anspruchsvolle Logistik der Bauabfolgen an der Kurfürstenstraße könnte durch den Einspruch des Denkmalschutzamtes ins Stocken geraten. So sollten die Schüler aus dem Haupthaus des Helmholtz-Gymnasiums im Sommer 2012 in das Haupthaus der Eisenhart-Schule wechseln. Dann sollte laut Plan das Gymnasiumsgebäude saniert und bis Ende 2013 auch Neubau und Anbau errichtet sein. Richter zufolge sind die „zeitlichen Auswirkungen“ der Einsprüche „schwer zu prognostizieren“. Klar ist Elisabeth von Heimendahl zufolge, dass im Februar 2014 die Schüler der Eisenhart-Schule aus ihrem Interimsgebäude in der Gutenberg-/Ecke Hebbelstraße wieder in die Kurfürstenstraße zurückziehen müssen, weil dann die Genehmigung für den Hortbetrieb im Ausweichquartier ende. Die Elternsprecherin: „Wir hängen alle mit Herzblut an dem Projekt, doch ohne die Genehmigung verzögert sich alles.“
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