Sport: Ein unplanmäßiger Sieger aus Israel
Der Potsdamer Schlössermarathon erlebte mit 3255 Läufern gestern einen neuen Teilnehmerrekord
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Frauke Fichtner hat schon so manche Marathonstrecke der Welt absolviert – 2006 beispielsweise in Stockholm, im vergangenen Jahr auf Honolulu. Gestern gab die 32-jährige Niedersächsin von der LG Kreis Verden erstmals ihre Visitenkarte in Potsdam ab – und gewann den 5. Pro-Potsdam-Schlössermarathon nach 3:09:15 Stunden vor Antje Hehn (3:15:26) und Ramona Zenk (beide SC Charlottenburg/3:19:04). „Es war ziemlich warm, aber schön hier“, erzählte die Apothekerin aus Achim, die an der Universität im schwedischen Uppsala arbeitet, nach ihrem insgesamt siebten Marathonrennen. „Beispielsweise an Sanssouci vorbei zu laufen, das ich mir als Touristin schon mehrmals angeguckt habe.“
Haim Noam Parchi war dagegen erstmals in Potsdam und gewann eher unplanmäßig die 42,195 Kilometer der Männer. Eigentlich sollte der Israeli, der seit einem halben Jahr in Berlin arbeitet und für das Brooks Running Team des BSV 1892 läuft, nur den Halbmarathon absolvieren und als „Hase“ Tempo für seinen Vereinskameraden Lennart Sponar machen. Der aber stieg aus, er lief durch – und siegte in der neuen Potsdamer Rekordzeit von 2:31:29 h vor Uwe Bäuerlein (PSV Staffenstein/2:39:55) und Olaf Haller (Aurelia Sport Berlin/2:47:55). „Es war ein sehr hartes Rennen und für eine neue Bestzeit heute zu heiß“, meinte der 28-Jährige, der im Vorjahr den Berlin-Marathon in 2:28:08 h absolviert hatte und im Ziel von seiner Freundin Dafna Shav – selbst zuvor Elfte des Halbmarathons – geherzt wurde.
Die beiden Israeli gehörten zu den insgesamt 3255 Frauen und Männern aus 27 Ländern, von denen rund 550 den Marathon liefen und 100 die halbe Strecke walkten – das war neuer Teilnehmerrekord. Angesichts der schon gestern Vormittag vom Himmel brennenden Sonne hatten sich einige von ihnen kurzfristig entschieden, statt zwei doch nur eine Runde vom Luftschiffhafen aus durch das Weltkulturerbe Potsdam zu laufen; also den Halbmarathon. Benjamin Lindner von der SG Spergau, der die 21,0975 Kilometer der Männer gewann, setzte sich schon nach fünf Kilometern vom übrigen Feld ab und sorgte am Ende mit 1:10;26 h für eine neue Strecken-Bestzeit. „Es war nicht leicht, gegen sich selbst zu laufen. Aber ich wusste, dass hier keine große internationale Konkurrenz mitmacht, weil es mehr ein Volkslauf ist“, sagte der 24-Jährige, der Martin Butzlaff (VLG Magdeburg/1:13:49) und Niels Bubel (BSV 1892/1:14:07) auf die Plätze verwies.
Zum fünften Mal dabei und zum fünften Mal auf dem Medaillentreppchen stand Karsta Parsiegla. Die 44-jährige Teltowerin im Dress des SC Charlottenburg verwies nach 1:27:09 h die erst 20-jährige Laura Opt-Eynde (JK Running Berlin/ 1:29:07) und Andrea Danne (Rot-Weiß Thyrow/1:35:49) auf die Plätze und war sichtlich zufrieden. „Wegen der Hitze habe ich mich für nur eine Runde entschieden. Die ganze Marathonstrecke ist heute nur was für Top-Leute, denen meine ganze Hochachtung gehört“, meinte Parsiegla, die 2004, 2005 und 2007 selbst den Schlössermarathon gewonnen hatte.
Ging es für die einen um Top-Zeiten und -Platzierungen, jubelten andere auch über Platz 827 oder tausendund... Alvar Schulze vom LWV Potsdam zum Beispiel – gestern eins von zehn gestarteten Geburtstagskindern – machte sich zu seinem „35.“ an der Seite seines Schwiegervaters Manfred Kienitz als 1469. seines ersten Halbmarathons selbst ein schönes Geschenk. Apropos Präsente: Steffen Reiche erhielt als Chef des Leichtathletikverbandes Brandenburg von Ministerpräsident Matthias Platzeck vor dem Start einen Fördermittelbescheid des Landes über 20 000 Euro für Wettkampfgeräte und Messtechnik überreicht. Anschließend schickte Platzeck per Startschuss das Läuferheer auf die Reise, während Reiche selbst den Halbmarathon bestritt.
Dass wegen der Hitze gestern sieben Teilnehmer mit Kreislaufproblemen ins Krankenhaus mussten, schmälerte den sehr positiven Gesamteindruck des Lauffestivals nicht. „Wir sind alle sehr zufrieden“, konnte Stadtsportbund-Geschäftsführerin und Org.-Chefin Anne Pichler konstatieren. Am 7. Juni 2009 soll Schlössermarathon Nummer sechs folgen.
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