Homepage: Ein Verteilungsproblem
Die Universität Potsdam ist voll: In den Stoßzeiten gibt es in manchen Fächern nur noch Stehplätze
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Unter den derzeitigen Umständen möchte sich Thorsten Scholtz (Name von der Red. geändert) manchmal gar nicht auf den Weg zur Universität Potsdam machen. „Hat man sich erst einmal durch die hoffnungslos überfüllten Busse durchgekämpft, kann man sich auf überfüllte Seminarräume freuen“, bemängelt der Germanistik-Student. In den Hauptzeiten müssen manche Studenten sogar mit einem Platz auf dem Boden oder den Treppen vorlieb nehmen. Auch in den Mensen kann man nicht aufatmen – in den Stoßzeiten bilden sich auch dort lange Schlangen.
„Wir können dieses Phänomen nicht schön reden“, sagt auch Uni-Sprecherin Janny Armbruster. Zwar seien nur einige Studiengänge davon betroffen – diese Fächer dann aber besonders stark. Nicht nur die philosophische Fakultät, wie etwa die Religionswissenschaften, seien außergewöhnlich überfüllt. „In diesem Jahr gab es einen regelrechten Run auf das Jurastudium“, erklärt Armbruster. Da man die Zugangsbeschränkung Numerus Clausus (NC) für die Rechtswissenschaften gelockert habe, habe es in diesem Jahr äußerst viele Bewerber gegeben. Deshalb müssten jetzt vor allem die Erstsemester in überfüllten Räumen ausharren, so die Uni-Sprecherin. Zwar biete das neue Gebäude in Griebnitzsee den Studenten genug Platz in den Vorlesungen – bis zu 700 Leute passen in einen großen Hörsaal – doch die Seminare der Erstsemester seien einfach überbelegt.
„Um ein qualitativ hohes Studium zu ermöglichen, sollten höchstens 40 Studenten ein Seminar besuchen“, sagt Thomas Grünewald, Vize-Präsident der Universität für Lehre und Studium. Doch bei 4000 Erstsemestern, wie es Holger Drews, Sprecher des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg beziffert, sei das nicht so einfach. Insgesamt studieren in diesem Jahr knapp 18 800 Studenten an der Potsdamer Universität, 1041 Studierende mehr als im letzten Jahr. „Wir haben unsere Kapazitäten fast erreicht“, betont der Vize-Präsident Grünewald indessen.
Trotzdem muss sich die Universität an den Hochschulpakt von 2020, der zwischen Bund und Ländern geschlossen wurde, halten. Im Zuge dieses Paktes muss das Land Brandenburg jedes Jahr 7500 neue Studienplätze schaffen, erklärt Drews. Im Gegenzug würden die Länder Unterstützung in der Forschung erhalten. Bei der Studienplatzschaffung in Brandenburg ist die Universität der Landeshauptstadt natürlich am meisten betroffen – in diesem Jahr habe die Uni Potsdam fast die Hälfte an Erstsemestern im Land Brandenburg aufgenommen, so Drews.
Trotzdem habe der „Platzmangel nichts mit den steigenden Studentenzahlen zu tun, betont Grünewald. Vielmehr handele es sich um ein Verteilungsproblem. Da man vorher nicht prognostizieren konnte, welche Studiengänge regelrecht „gestürmt“ würden, könne die Universität die Raumverteilung nur kurzfristig planen. „Wir werden uns sehr bemühen, mit der Überlast fertig zu werden, und wenn nötig auch das Geld dafür in die Hand nehmen“, sagt Grünewald.
Auch der Sprecher des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), Tamás Blenessy, findet, dass die Universität sich sehr darum bemüht, den Platzmangel in den Griff zu bekommen. Nur die Kommunikation zwischen den Beteiligten funktioniere manchmal nicht richtig. „Es ist schade wenn sich die Dozenten vorher nicht über Raumpläne informieren.“ Auch Germanistik-Student Thorsten Scholtz stimmt dem zu: „Es hängt alles von den Dozenten ab.“ Manche Dozenten würden es eben auch bei überquellenden Seminarräumen schaffen, ein angenehmes Lernklima aufzubauen.
Susanna Maier
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