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Sport: Ein Weltmeister für alle Fälle
Borussia Mönchengladbach profitiert von Christoph Kramers WM-Teilnahme
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Mönchengladbach - Als Christoph Kramer vor der Partie gegen den VfB Stuttgart als Weltmeister geehrt und bejubelt wurde, ahnte er noch nicht, dass er am Ende die größten Emotionen im Borussia-Park auslösen würde. „Ich habe gebrannt und mich gefreut, wieder auf dem Platz zu stehen“, sagte der erst knapp zwanzig Minuten vor dem Ende eingewechselte Mittelfeldspieler. Er rettete Borussia Mönchengladbach mit seinem Treffer in der 90. Minute in einem schon verlorenen geglaubten Spiel noch das 1:1 (0:0)-Unentschieden.
Im Gegensatz zum WM-Finale, an das er sich nach einer Gehirnerschütterung gar nicht mehr erinnern konnte, hatte er die entscheidende Szene hinterher noch parat: ,„Ich wollte schon irgendwo links hinschießen“, sagte Kramer zu seinem Tor. „Aber wo er reingeht, ist auch Zufall.“
Schon Sekunden nach seiner Einwechslung war er kurz davor, die Borussenfans unter den 50 000 Zuschauern in Verzücken zu versetzen. Mit seiner zweiten Ballberührung leitete Kramer den wohl schönsten Angriff des Spiels ein, als er mit einem Lupfer aus dem Lauf den ebenfalls eingewechselten Thorgan Hazard bediente, der mit einem Drehschuss nur den Pfosten traf.
„Er ist mit viel Power reingekommen und hat uns Antrieb gegeben“, sagte Borussias Torhüter Yann Sommer zum ersten Auftritt Kramers in dieser Saison. Im Pokal und beim Play-off-Hinspiel zur Europa League hatte Trainer Lucien Favre noch auf den Mittelfeldspieler verzichtet, der nach dem Triumph in Rio verspätet in die Vorbereitung eingestiegen war. Der WM-Titel hat dem 23-Jährigen aber offensichtlich noch einmal einen Schub gegeben. Zu seinem späten Ausgleichstreffer sagte André Hahn schmunzelnd: „Dafür ist unser Weltmeister da. Das war wirklich Wahnsinn.“
In der Tat kam die Rückkehr des Newcomers ins Team der Borussia zum rechten Zeitpunkt. Wie stets in den vergangenen neun Jahren taten sich die Gladbacher gegen den VfB besonders schwer und lagen durch das Tor von Alexandru Maxim kurz nach der Pause 0:1 zurück. „Wenn man einen Weltmeister auf der Bank hat und den noch bringen kann, wenn’s klemmt, dann ist das schon angenehm“, sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.
Viele hatten gehofft, dass Kramer schon in der Startelf stehen würde. „Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, 90 Minuten waren noch nicht drin“, sagte der Nationalspieler selbst. Trainer Favre verfolgt einen klaren Plan mit Kramer. „Er hat seit zwei Monaten kein Spiel über 90 Minuten gemacht und ist erst seit drei Wochen im Training“, erklärte der Schweizer.
Gleichwohl erkannte Favre, dass der WM-Titel und die Zeit bei der Nationalmannschaft den 23-Jährigen beflügelt haben. „Das sieht man schon im Training. Er spricht viel mehr und hat großes Selbstvertrauen. Er ist ein super Spieler. Das ist für einen Trainer fantastisch“, bekannte Favre. Auch für das Team: „Er ist eine große Persönlichkeit und kann uns sehr viel helfen“, sagte Torhüter Sommer.
Borussias Trainer sprach hinterher von einem Punktgewinn gegen den VfB. „Es ist gut für den Kopf, auch in Hinblick auf Donnerstag, dass wir zum Auftakt nicht verloren haben.“ Dank Kramer. Daher ist auch denkbar, dass der Weltmeister im Play-off-Rückspiel um die Europa-League-Qualifikation gegen FK Sarajevo am Donnerstag (20.45 Uhr/Sky und Kabel 1) schon wieder in die Startformation rückt. dpa
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