Landeshauptstadt: Ein Wintertraum in Babelsberg
100 Teilnehmer bei Spaziergang am Griebnitzsee / Raffauf gegen Weiterverkauf von Bundesgrundstücken
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Babelsberg - Manchmal schafft die Natur sehr schnell, was sonst Jahre dauert. Der Dauerfrost hatte nicht nur auf dem Groß Glienicker, sonder auch auf dem Griebnitzsee einen Uferweg angelegt, gegen den kein Eigentümer protestieren kann. Am Sonntag spazierte der Verein „Griebnitzsee für alle“ mit seinen Anhängern hocherhobenen Hauptes auf dem See an all den Grundstücken vorbei, deren Besitzer den Uferweg gesperrt haben. Das schöne Wetter hatte etwa 100 Verfechter eines freien Uferweges aufs Eis gelockt.
Anlass für den Sonntagsausflug war das Ende der eingeschränkten Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplan 125 (Uferzone Griebnitzsee). Sie lief am Freitag ab, doch der Vereinsvorsitzende Walter Raffauf wollte am Wochenende noch einmal möglichst viele Befürworter des freien Uferwegs mobilisieren. Zu ihnen gehörte auch der Fraktionsschef der Linken, Hans-Jürgen Scharfenberg, der gute Chancen sieht, den Uferweg neu anzulegen und durchgängig zu öffnen. Man werde auf die Prüfung der Einsprüche bei der zweiten öffentlichen Auslegung warten und nach der Auswertung dann voraussichtlich im Herbst den neuen Bebauungsplan beschließen, erklärte er.
Danach sollen die Verhandlungen mit den privaten Grundstückseigentümern beginnen, um von ihnen die Flächen für den Uferweg zu erwerben. Die Stadt rechnet damit, dass nicht alle Eigentümer verhandlungsbereit sind und dass es erneut Klagen gegen den Bebauungsplan geben wird. Potsdam selbst ist nach schwierigen Kaufverhandlungen mit dem Bund Besitzer von 50 Prozent der Uferflächen und die Stadtverwaltung hofft, dass der neue B-Plan einer gerichtlichen Prüfung standhält. Der alte B-Plan war bekanntlich vom Oberverwaltungsgericht kassiert worden, unter anderem wegen zu großer Inanspruchnahme privaten Eigentums. Deshalb soll der Weg nun näher ans Ufer verlegt und privaten Wünschen mehr Rechnung getragen werden.
Walter Raffauf sieht jedoch schon wieder neue Probleme am Horizont auftauchen. Er habe gehört, sagte er gestern, dass die Stadt vom Bund erworbene Flächen weiterveräußern will, wenn die Grundstückserwerber das Anlegen des Uferwegs gestatten. Das sei dann aber wieder eine Frage des guten Willens und wie es um den bestellt ist, könne man an den Sperrungen sehen. Raffauf ist der Meinung, dass die Stadt ihre Flächen unbedingt behalten soll. Ihm geht es dabei nicht nur um den Uferweg, sondern auch um öffentliche Zugänge zum See.
Außerdem ist er der Auffassung, dass noch nicht ausreichend geprüft worden ist, ob man für den neuen Uferweg nicht viel mehr Schwemmland als bisher geplant nutzen könnte. Dieses angeschwemmte Land gehört den Grundstückseigentümern nämlich nicht und hebelt sie als Besitzer von Wassergrundstücken aus. Für einige ergebe sich damit eine neue Verhandlungssituation, wenn sie ein Bootshaus oder einen Steg bauen wollen, meint Raffauf. Hella Dittfeld
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