Landeshauptstadt: Ein Zeugnis fürs Goldene Abitur Humboldt-Abiturienten von 1962 trafen sich
Mehr als 80 Schüler sind es gewesen, die 1962 am jetzigen Humboldt-Gymnasium in der Heinrich-Mann-Allee ihr Abitur gemacht haben. Am Mittwoch feierten die End-Sechziger ihr goldenes Abi-Jubiläum und als Überraschung gab es für sie – die eng in die Schulbänke gezwängt saßen – von Direktorin Carola Gnadt noch einmal Zeugnisse.
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Mehr als 80 Schüler sind es gewesen, die 1962 am jetzigen Humboldt-Gymnasium in der Heinrich-Mann-Allee ihr Abitur gemacht haben. Am Mittwoch feierten die End-Sechziger ihr goldenes Abi-Jubiläum und als Überraschung gab es für sie – die eng in die Schulbänke gezwängt saßen – von Direktorin Carola Gnadt noch einmal Zeugnisse. Allerdings ohne Noten und nur zur Erinnerung.
Man habe sich schon in den vergangenen Jahren hin und wieder getroffen, erzählt Gisela Mauch-Koch. Da sei es nun nicht mehr so aufwendig gewesen, die Adressen zusammenzubekommen. Vor einem knappen Jahr hat eine fünfköpfige Gruppe begonnen, das goldene Treffen zu organisieren und wer es nur irgendwie ermöglichen konnte, war auch gekommen.
Gisela Mauch-Koch gehört zu denen, die es im Umkreis von Potsdam hielt. Sie wurde Lehrerin in Wilhelmshorst und konnte dort bis zu ihrer Pensionierung Russisch unterrichten. Das habe sie Schuldirektor Peter Fuchs zu verdanken, der einst selbst in der Sowjetunion studierte. Nach der Wende sei der Russisch-Unterricht eher ein Experiment gewesen, das sich aber bewährt habe, erzählt sie. Auch die Biografie von Barbara Kolodziej ist ohne Brüche. Sie wurde als Krankenschwester bis zur Rente gebraucht und nun freut sie sich, dass Potsdam so schön geworden ist. Auf das fertige Stadtschloss wartet sie mit Ungeduld.
Ganz anders sieht es dagegen bei Amadeus Hartwig aus. Die Bemerkung im Zeugnis, dass es ihm an sozialistischer Reife mangele, verhinderte eine Zulassung zum Studium. Erst über den Krankenpflegerberuf und den Wehrdienst konnte er eine Zulassung erreichen. 1982 sei er wieder „mit dem System kollidiert“ und illegal in den Westen geflohen. Das beeinflusse sein Verhältnis zu Potsdam bis heute, sagt der promovierte Kinderarzt. Auch Annita Zajonzek-Müller hat eine zweite Heimat gesucht und sie in Stuttgart gefunden. Sie sei gleich nach dem Abitur, das sie unbedingt noch an der Humboldt-Oberschule ablegen wollte, heimlich in den Westen gegangen. „Wir Zurückgebliebenen hatten deshalb den Ärger“, sagt eine Klassenkameradin. Die Stasi sei sofort aufgetaucht und habe wissen wollen, wer eingeweiht war. „Keiner“, sagt Annita Zajonzek-Müller. „So war es besser.“ Helmut Caspar hat ebenfalls mehrfach die Flucht nach vorn angetreten, wurde vom Lehrer zum Zeitungsredakteur und dann zum Denkmalpfleger. Er blieb allerdings all die Jahre in der DDR. Er ist übrigens einer der wenigen aus der Klasse 12 A 2, der sein Schulfranzösisch anwenden konnte. Er machte Führungen durch Sanssouci und das Neue Palais auf Französisch.
Der 83-jährige Lehrer Reinhard Henze hat die Schulgeschichte in einem Buch aufgezeichnet und es herausgebracht, als 1997 der Name Humboldt-Schule 50 Jahre alt wurde. Etwa 3000 Schüler habe er am Humboldt unterrichtet, sagt er.
Und die fühlten sich gestern viel wohler als noch zu Schulzeiten. Es wurde durcheinandergeredet, gelacht, alte Begebenheiten erhielten neuen Glanz und dass man auch Kartoffeln gemeinsam gerodet hatte, war vielen sogar entfallen. H. Dittfeld
H. Dittfeld
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