Landeshauptstadt: Ein zweiter Anker
In der Brandenburger Straße hat nach Karstadt das zweite Kaufhaus eröffnet: C&A. Nun gibt es an beiden Enden der Einkaufsmeile einen Kundenmagneten – hoffen zumindest die Händler dazwischen
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Innenstadt - Von außen könnte man meinen, C&A habe sich in der Brandenburger Straße in einer kleinen Boutique eingemietet. Erst nach Betreten des zweistöckigen Hauses mit der barocken Fassade wird klar, dass der historische Gebäudeteil nur den Eingangsbereich des Kaufhauses darstellt. Der Großteil des Geschäftes befindet sich in dem von außen nicht erkennbaren Neubau dahinter – ganze 1700 Quadratmeter groß ist der neue C&A, der am gestrigen Donnerstag eröffnet wurde.
Damit ist die Filiale das zweitgrößte Kaufhaus in der Potsdamer Innenstadt – nach Karstadt am anderen Ende der Brandenburger Straße. Die Inhaber der vielen kleineren Läden dazwischen hoffen nun, dass die Haupteinkaufsmeile der Stadt belebter wird. „Bislang spielt sich in der Brandenburger Straße das meiste in dem Bereich zwischen Friedrich-Ebert- und Lindenstraße ab“, sagte Wolfgang Cornelius, Vorsitzender der Händlergemeinschaft AG Innenstadt. „Wir gehen davon aus, dass sich die Laufkundschaft durch den neuen Magnet C&A gleichmäßiger verteilt.“ Auch auf zusätzliche Kunden hofft Cornelius – vor allem aus dem westlichen Umland. Dazu trage auch das nahe Parkhaus am Luisenplatz bei.
Montags bis samstags von 9.30 bis 20 Uhr können die Kunden aus Potsdam und der Umgebung künftig bei C&A einkaufen. Auf zwei Etagen wird Damen-, Herren- und Kinderkleidung angeboten. Hingucker ist der nach oben und zu den Seiten verglaste Lichthof im hinteren Teil, der den Blick auf historische Backsteinmauern freigibt. 16 Umkleiden gibt es zum Anprobieren und für Kinder eine Fernsehecke.
Der Neubau des Kaufhauses – der die Adresse Brandenburger Straße 5-6 hat, zum Großteil aber im Luisenforum zwischen Brandenburger-, Charlotten- und Hermann-Elflein-Straße liegt – war äußerst kompliziert. Realisiert hat ihn die Deutsche Gewerbehaus AG, etwa sieben Millionen Euro wurden investiert. Vorstand Sruel Prajs hatte zu Beginn der Arbeiten im August 2012 sogar vom „schwierigsten Bauvorhaben meines Lebens“ gesprochen. So mussten etliche Kubikmeter Bodenaushub mit einem kleinen Bagger durch die schmale Toreinfahrt aus dem Innenhof geschafft und ein Unterwasser-Fundament gegossen werden – schließlich sollte das Haus trotz des hohen Grundwasserspiegels im Keller ein Warenlager bekommen. Ebenso musste der Denkmalschutz gewahrt werden, wie Filialleiterin Denise Schumacher sagt (siehe Interview). Die komplizierten Bauarbeiten führten letztlich auch zu der um zweieinhalb Monate verspäteten Eröffnung – eigentlich sollte das Haus am 31. August 2013 seine Tore öffnen.
Nun steht der fertige Block im Innenhof. Der untere Teil ist wie die Gebäude ringsum mit gelblichem Backstein gemauert, der obere eine moderne Konstruktion. Während im Inneren des Kaufhauses schon gestöbert, anprobiert und gekauft wird, sind im Hof noch Bauarbeiter beschäftigt. Unter anderem muss noch das restliche Pflaster verlegt werden.
Konkurrenz für die kleinen Händler in der Nachbarschaft fürchtet AG-Innenstadt-Chef Cornelius nicht. „Die Mischung aus Großbetrieben und individuellen Geschäften macht’s.“ Möglicherweise werde das ein oder andere Geschäft anfangs Probleme mit dem neuen großen Nachbarn haben, sagt er. Die Läden müssten dann aber ihr Sortiment anpassen und sich bewusst abgrenzen. „Wichtig ist ein spezielles Profil und eine hohe Passantenfrequenz. Letztere ist jetzt durch die drei Kaufhäuser Karstadt, C&A und Strauss Innovation gesichert.“ Auch die Stadtverwaltung spricht von einem „Frequenzbringer“, der mehr Kunden in die Innenstadt locken könne. „Bei Karstadt haben wir ja gesehen, dass ein solcher Magnet funktioniert“, sagte Stadtsprecher Markus Klier.
Die Brandenburger Straße ist nicht der einzige Standort in Potsdam, an dem neue Läden entstehen. Auch in den Bahnhofspassagen gibt es zahlreiche neue Geschäfte, Ende November kommt mit dem Elektronikmarkt Saturn ein neuer Großmieter hinzu. Anfang des Jahres wurde für das Einkaufszentrum am Potsdamer Hauptbahnhof die jahrelange Sortimentsbeschränkung gelockert, seitdem zogen unter anderem bereits der Drogeriemarkt DM, der Bio-Supermarkt Bio Company sowie die Modegeschäfte Vero Moda und Tom Taylor ein.
Auch das Stern-Center wird größer. Bis 2016 sollen rund 6000 Quadratmeter in der ersten Etage hinzukommen – Gastronomiebetriebe, Bekleidungsgeschäfte und Läden mit Schuhen, Drogeriewaren oder Elektronik sind geplant.
Und auch in der Innenstadt sind noch Potenziale, vor allem am wieder entstandenen Alten Markt. Rund um den Landtagsneubau sollen sich nach dem Willen der Stadtverwaltung Geschäfte aus den Bereichen Tourismus, Kultur und Bildung ansiedeln. Katharina Wiechers
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