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Landeshauptstadt: Einbruch in eine Domäne der Männer

Liliana Ciuraru aus Rumänien führt seit drei Jahren ein Ladenlokal – und will sich durchsetzen

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Es ist zwar schon längst keine ausschließlich türkische Domäne mehr, einen leckeren Döner herzustellen, aber die meisten Stände und Döner-Geschäfte sind doch noch fest in Erfinder- und in Männerhand dazu. Liliana Ciuraru hat es da nicht leicht, sich durchzusetzen. Aber die eher zarte Frau mit dem eisernen Willen sagt: „Ich gebe nicht auf.“ Die als Kellnerin ausgebildete Rumänin hat seit knapp drei Jahren ein Ladenlokal in der Friedrich-Ebert-Straße übernommen und ihm mit weiblicher Hand eine freundliche Atmosphäre mit Korbgestühl verliehen. Von früh bis spät wuselt sie nun in ihrer leuchtend weißen Bluse zwischen der kleinen Küche und der Theke hin und her und sieht darauf, dass weder Gaumen noch Auge zu kurz kommen.

Dass es die inzwischen 40-Jährige 1993 nach Potsdam verschlug, war eher Zufall. Sie wollte heraus aus dem Land, in dem es für sie keine Perspektive gab, heraus auch aus einer unglücklichen Ehe und sie suchte eine bessere gesundheitliche Versorgung für ihre kranke Tochter zu bekommen.

Die alleinstehende Mutter von zwei Kindern war sich für nichts zu schade, um das zu erreichen. 1995 erhielt sie eine Arbeitserlaubnis und nahm jede Arbeit an, die sich ihr bot. Sie war Helferin in einer Kindereinrichtung, Altenpflegerin, aber auch Verkäuferin. Potsdam gab ihr eine Heimstatt und im Umgang mit den Kunden beziehungsweise den ihr Anvertrauten konnte sie auch ihr Deutsch aufbessern.

Als dann 2005 in der Friedrich- Ebert-Straße ein Dönergeschäft zur Übernahme angeboten wurde, griff sie zu. Doch es sei schwierig, gesteht die Neueinsteigerin, bei der starken Konkurrenz mitzuhalten. Ein Döner sei für 2,50 Euro eigentlich gar nicht herzustellen, um dann auch noch die steigenden Energiekosten abzudecken. Um etwas Spielraum zu bekommen, hat sich die Rumänin noch ein paar andere leckere Sachen ausgedacht, für die sie die Rezepte aus ihrer Heimat mitgebracht hat. Und es ist auch noch eine Kaffeemaschine geordert worden, die neben einem kräftigen Espresso Mixgetränke herstellt.

Die Verbindungen in die alte Heimat hat Liliana Ciuraru wegen der unschönen Erinnerungen zwar abgebrochen, doch hier in Potsdam ist sie zur rumänischen Enklave geworden. Mit Landsleuten wird auch mal im Garten gegrillt, und dann verfällt die gesamte Gruppe in den heimatlichen Dialekt. Das aber ist die Ausnahme, denn Liliana Ciuraru möchte ihre Ankunft in Deutschland vor 15 Jahren perfekt machen und durch eine Einbürgerung krönen.

Den Antrag hat sie im März dieses Jahres gestellt und sie hofft natürlich, dass sie die Prüfung auch schafft. Eine Freundin aus Siebenbürgen, die als Spätaussiedlerin den Sprung in die neue Heimat schon geschafft hat, wird ihr dabei helfen. „Ich will beweisen, dass ich es als Frau auch allein schaffen kann, mir hier eine Existenz aufzubauen“, sagt die zähe Frau und es sieht ganz so aus, als ob sie es mit Willenskraft, allerdings auch mit hohem Arbeitseinsatz, auch schafft.

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