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Taufe: Eine der neuen Stadler-Variobahnen trägt seit Samstag den Namen Luzern. Anlass dafür waren die Feiern zum 20-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Potsdam und der Stadt in der Schweiz, die am Wochenende stattfanden.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Eine besondere Tram – und ohne Risse

Zehn Jahre Städtepartnerschaft zwischen Potsdam und Luzern: Am Samstag wurde gefeiert und zurückgeblickt

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Es war ein Termin, bei dem der eigentliche Anlass ein wenig in den Hintergrund rückte. Am Samstagvormittag tauften der Luzerner Stadtpräsident Urs Studer (parteilos) und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) eine der neuen Stadler-Straßenbahnen auf den Namen der Potsdamer Partnerstadt – ein Programmpunkt der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum der Städtpartnerschaft zwischen Potsdam und Luzern. „Möge sie nie aus der Bahn geworfen werden“, wünschte Studer der Tram. Der Stadtpräsident wusste nicht, dass die Neuanschaffung unter anderem wegen Rissen an den Radgummis in die Kritik geraten war.

Die auf den Namen „Luzern“ getaufte gelb-blaue Bahn sei ohne die „feinen Risse“ und absolut sicher, versicherte Stadtwerke-Chef Wilfried Böhme am Ort der Taufe vor der Wilhelmgalerie. Darüber hinaus gehe es um die Betriebssicherheit von sieben bisher angeschafften Stadler-Bahnen zum Stückpreis von 2,5 Millionen Euro. Laut Böhme handele es sich um oberflächliche Risse an den Rädern, die den Betrieb bisher nicht gefährdeten. Alle 5000 Kilometer würden die Bahnen „auf Herz und Nieren“ geprüft, so Böhme. Und: „Wenn wir an den Radgummis Schäden feststellen, tauscht die Firma Stadler das gesamte Fahrwerk aus.“

Solche Sorgen hat Urs Studer aus Luzern nicht. Das Oberhaupt der 75000-Einwohner-Stadt in der Zentralschweiz berichtet, dass seine Stadt bereits 1961 die Straßenbahn abgeschafft habe. „Bei uns fahren stattdessen Trolleybusse“. Alt-Potsdamer kennen diese als O-Busse, wie sie noch Anfang der 1990er Jahre in der Großbeerenstraße verkehrten. Nach dem neuen „nachhaltigen Verkehrskonzept“ ist hier eine neue Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof zum Keplerplatz vorgesehen.

Studer äußerte sich bedauernd über den Verzicht auf die Straßenbahn in Luzern, „denn die Oberleitungsbusse bleiben im dichten Verkehr zu oft stecken“. Er finde es „toll“, dass in Potsdam eine Bahn mit dem Namen „Luzern“ fährt.

Jakobs erinnerte in seiner Tauf-Rede an die Besiegelung der Städtepartnerschaft am 4. Mai 2002. Mit dabei waren die frühere Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Birgit Müller (damals PDS) und Matthias Platzeck (SPD) als damaliger Potsdamer Oberbürgermeister. Bereits in den 1990er seien die Luzerner auf Potsdam zugekommen, erinnerte sich Platzeck. Bei einem Urlaub in der Gegend sei er schließlich neugierig gewesen - „Ich dachte, ich seh’ mir mal den OB an“ - und sprach beim Bürgermeister vor. „Es hat von Anfang an gepasst, wir verstehen uns sehr gut“, so der heutige Ministerpräsident über die erste Begegnung mit Urs Studer. Luzern, im Übrigen eine wirtschaftlich starke Region, habe viel zu bieten: Berge, Wasser, eine wunderschöne Stadt.

Wie Studer und Jakobs am Samstag versicherten, habe sich seit 2002 eine sehr stabile und lebendige Partnerschaft auf sportlicher, kultureller und wirtschaftlicher Ebene entwickelt. Studer sagte, er habe sich „stets davon leiten lassen, dass eine Städtepartnerschaft nur auf dem Papier keine Städtepartnerschaft ist.“ Er habe daher den Kontakt „von unten heraus “ und den Jugendaustausch als besonders wichtig erachtet. Bei einer Festsitzung am Samstagnachmittag konnte sich Urs Studer noch ins Goldene Buch eingetragen. Jakobs betonte dabei, dass Studer die Freundschaft beider Städte „nicht nur als Stadtpräsident, sondern vor allem als Mensch“ gefördert habe: „Er hat ganz persönliche Akzente gesetzt und die Freundschaft lebendig gestaltet“.

Seit zehn Jahren lernen sich Potsdamer und Luzerner durch kleinere und persönliche Projekte kennen, initiiert und gepflegt durch die Freundeskreise in beiden Städten. So gibt es im Zweijahresrhythmus die Jugendolympiade, Schüleraustausche, Kooperationen zwischen den Pädagogischen Hochschulen beider Städte sowie der Wirtschaftsfachschule Luzern und der Oberstufenzentren. Während Potsdam dieses Jahr Friedrich II. feiert, widmet man sich in der Schweiz der 300-jährigen Lebensgeschichte Rousseaus.

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