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Landeshauptstadt: Eine Blockhäuser-Idee

Wirtschaftsförderung: 1253 neue Potsdamer Firmen in diesem Jahr / Gründer-Tag zu Selbstständigkeit

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Er studierte Physik an der Humboldt-Uni, brach sein Studium ab, bewarb sich bei Microsoft – und wurde abgelehnt. Diese Ablehnung war für Matthes Derdack jedoch die Initialzündung: „Wenn Microsoft mich nicht haben will, gründe ich eben ein eigenes Unternehmen“. Heute ist Derdack Geschäftsführer des Potsdamer Softwareentwicklers Derdack GmbH, der Kunden, etwa BMW, Vodafone oder Porsche, in über 50 Ländern beliefert.

Derdacks Geschichte sollte den etwa 280 potenziellen Gründern, die den gestrigen 4. Gründer-Tag in Potsdam besucht haben, Mut machen. Denn: „Potsdam ist eine Gründerstadt“, sagte Stefan Friedrichs, Leiter der Potsdamer Wirtschaftsförderung. Über 12 400 Unternehmen gibt es in Potsdam, 1 253 Neugründungen gab es allein in diesem Jahr – Tendenz steigend. Damit es sich weiter so gut in Potsdam gründen lässt, informierte der Gründer-Tag mit Workshops, einer Podiumsdiskussion und einer Informationsbörse darüber, was beim Weg in die Selbstständigkeit beachtet werden muss.

Zwei von ihnen sind die Lehramtsstudenten Mathias Herz und Tibor Szabó. Ihr Plan: „Wir wollen in Potsdam und Umgebung Blockhäuser bauen!“ Die Idee kam dem 24 Jahre alten Herz bei einem Urlaub in Schweden, wo man viele Blockhäuser als Ferienwohnung beziehen kann. Aktivurlauber, Umweltbewusste oder Fahrradtouristen sollen so die Möglichkeit haben, Abenteuerflair zu erleben, Natur zu genießen und rustikal am offenen Kamin zu sitzen, während sich eine Solaranlage um warmes Wasser kümmert. „Aber noch fehlen uns natürlich die Connections und das Know-How für die Umsetzung, außerdem muss man sich bei touristischen Sachen immer um viele Genehmigungen kümmern“, so der 25 Jahre alte Szabó. Deshalb wollten die beiden den Workshop über „Die richtige Rechtsform“ besuchen; stehen sollen die Hütten später vielleicht in Neufahrland oder am Schwielowsee.

Aber Ideen allein reichen natürlich nicht aus, wie Matthes Derdack in seinem Eröffnungsvortrag ausführte: Leidenschaft, solides Wirtschaften, Ausdauer und Glück, das seien die Dinge, die ein Gründer brauche. Und wann sollte man am besten gründen? „Eigentlich immer. Wenn Sie gerade von der Uni kommen, haben Sie noch ein gesundes Maß an Naivität, und wenn Sie schon älter sind, hilft Ihnen Ihre Erfahrung weiter.“

Das konjunkturelle Klima für Gründungen ist jedenfalls gut, besonders in Potsdam mit seinem Branchenmix: „Kleine und mittelständische Betriebe sind das Rückgrat von Potsdams Wirtschaft“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der den Tag mit einem Grußwort eröffnete. „Potsdam ist nicht einseitig von wenigen großen Wirtschaftsunternehmen abhängig und ist auch dadurch von der Krise weitgehend verschont geblieben“, lobte Jakobs. Die Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen sollten daher weiter gefördert werden. Dazu verwies Jakobs auch auf den seit drei Jahren bestehenden „Gründerservice“, der in Brandenburg einmalig sei, aber noch zu wenig genutzt werde. Erik Wenk

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