Von Thomas Gantz: Eine Botschaft hat sich überlebt
Der 1. VfL Potsdam ließ beim 38:22 (18:10) über den SV 63 Brandenburg West noch Milde walten
Stand:
Der hinter der Halle parkende Mannschaftsbus der Gäste versprach „Spitzenhandball“. Die großflächig auf die Längsseiten des Gefährts geklebte Verheißung glich nach Betrachtung der folgenden 60 Spielminuten nur noch einem trefflichen Anachronismus. Die Botschaft von zu erwartendem Qualitätshandball hat sich im Fall des SV 63 Brandenburg West binnen Monaten überlebt. Er ist nicht einmal mehr in Ansätzen in der Verfassung wie vor einem knappen Jahr, als er in heimischer Halle dem Handball-Regionalligisten VfL Potsdam seine letzte Punktspielniederlage zufügte (22:24). Vorgestern Abend vermittelte der SV 63 den Eindruck, die Partie einfach herunterzuspielen und innerlich auf andere Spiele konzentriert zu sein, um vielleicht doch noch den drohenden Abstieg in die Oberliga Berlin/Brandenburg zu verhindern.
In Potsdam amüsierte man sich nach dem 38:22 (18:10) des VfL noch einmal über eine damals von einem Journalisten herbeigeschriebene Wachablösung im havelländischen Leistungshandball. Vor 450 Zuschauern in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee ließen die in jeder Hinsicht überlegenen Gastgeber sogar noch Milde walten. „Wenn die Jungs heute richtig Ernst gemacht hätten, wären hier 45 Tore gefallen“, bemerkte ein Stammgast von Heimspielen des ungeschlagenen Tabellenführers, dessen sehr gute Torhüter Christian Pahl und Ariel Panzer großen Anteil am deutlichen Sieg hatten, mit Recht.
Die Potsdamer führten zwischenzeitlich 10:4 (13.) und 20:11 (34.). Im Feld wirkte insbesondere Andrzej Bieganski in den Zeiten seines Mittuns spielfreudig und entschlossen. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass der 25-jährige Pole im Alltag offenbar einen Dreiklang aus beruflicher Tätigkeit, Studium und Handball hinbekommt. Auch Philipp Barsties, der unlängst eine Einladung zu einem Lehrgang der Junioren-Nationalmannschaft erhielt und beim VfL sonst fast nur in der Abwehr zum Einsatz gebracht wird, war in Torlaune. Gegen das flüssig vorgetragene Tempospiel des VfL hatten die Nachbarn nur eine ordentliche Torhüterleistung Matthias Junges sowie einige Rückraumtreffer Radim Pernicas als Gegenpol einzubringen.
VfL: Pahl, Panzer; Pohlack 4, Barsties 4, Melzer 9/3, Bolduan 3/1, Mellack 2, Bieganski 4, Schulze 1, Harnge, Piske 3, Schmidt 3, Reimann 3/2, Kübler 1, Schugardt 1.
Thomas Gantz
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