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Sport: Eine Ex-Potsdamerin auf Englands Fußball-Thron
Corina Schröder wurde mit dem FC Liverpool Landesmeister und wohnt gleich neben der Penny Lane
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Liverpool - Es scheint, als habe Corina Schröder mit ihrem Wechsel aus Deutschland nach England das große Los gezogen: Sie kam aus Dingden über den FCR Duisburg, Turbine Potsdam und SC Bad Neuenahr zum FC Liverpool in die acht Teams starke Super League und wurde jetzt im Spätherbst auf Anhieb englische Meisterin. Im englischen Frauenfußball wird wie in Skandinavien im Verlauf des Kalenderjahres um den Meistertitel gekickt.
Anfield Road, „you'll never walk alone“; singen hier die Fans. Die alte Arbeiter- und Hafenstadt am Mersey lebt den Fußball, den der Roten vom LFC und den der Blauen aus dem Nachbarstadtteil Everton. Und ohne die Beatles läuft in Liverpool auch nichts. Auch nicht bei den Lady Reds. Coco Schröder wohnt in einer Vierer-WG in einem typischen englischen Reihenhaus in der Ramillies Street. Nichts Besonderes, wäre das nicht eine kleine Gasse, die von der wohl berühmtesten Liverpooler Straße abgeht – der Penny Lane. Natürlich ist die Beziehung zu dem Song und den Beatles nicht allzu tief, denn als 1967 das Lied aufgenommen und ins Album Magical Mystery Tour integriert wurde, war Schröder noch gar nicht geboren. „Aber wir fahren jeden Tag durch die Straße, zum Beispiel, wenn wir zum Training müssen“, erzählt sie. „Die Wine Bar in der Penny Lane ist stets gut besucht. Wir waren dort auch schon mal. Ein Straßenschild geklaut, wie es viele Touristen tun, haben wir jedoch nicht.“
Die Unterschiede zu Turbine Potsdam seien enorm. „Turbine ist klein und eigenständig. Die Liverpool Ladies sind seit Jahresbeginn kompletter Bestandteil des Gesamtvereins. Da liegt die Verantwortung auf vielen Schultern und ist nicht so sehr auf eine Person fixiert wie bei Turbine auf Bernd Schröder“, erklärt die 27-Jährige, die von 2009 bis 2011 für Potsdam kickte. „Wir sind mit den Frauen hervorragend in den Großverein integriert. So haben wir schon mit den Profis gefrühstückt und trainiert. Ein Punktspiel haben wir auch im Stadion an der Anfield Road bestritten. Das war ein riesiges Erlebnis: Unser Gastspiel bei Arsenal London fand im legendären Emirates Stadium statt. Normalerweise spielen wir in Windes. Es kommen zwischen 500 und 2000 Zuschauer. Die Stimmung auf der Haupttribüne jedenfalls ist immer gut.“
Überhaupt sei das Interesse an den Frauen groß, im Verein und darüber hinaus. „Wir werden schon mal erkannt und angesprochen, erhalten viel Lob von Passanten. Die finden das ganz toll“, sagt Corona Schröder. „Unser Bäcker zum Beispiel erkundigt sich nach jedem Spiel.“ Warum das öffentliche Interesse so groß geworden ist, liegt für Schröder auf der Hand. „Das hängt mit unseren Erfolgen zusammen. Wenn du englischer Fußballmeister wirst, von null auf hundert, und künftig Champions League spielst, dann ist das was.“
Für Schröder selbst läuft es ideal in Liverpool. Die zu Saisonbeginn auf zwölf Positionen veränderte Mannschaft habe schnell zueinandergefunden. Schröder hat zu alter Stärke zurückgefunden. Die Erklärung: „Matt Bernd ein sehr guter Trainer und hat großes Vertrauen in mich. Das hilft. In Potsdam war das bis zu meiner Verletzung auch so. Danach nicht mehr. Ich habe kaum noch gespielt.“ Beim LFC gilt die offensive Verteidigerin auf der linken Seite als Impulsgeberin nicht nur für Nicole Rosler, die deutsche Angreiferin. Einen Vertrag in Liverpool hat Schröder noch für ein Jahr; sie kann sich aber gut vorstellen, länger an der Anfield Road zu bleiben. Rainer Hennes
Rainer Hennes
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