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Der Bau der Mauer: Eine Forschungslücke

Wie der Mauerbau im August 1961 in Potsdam ablief, wurde noch nicht von Historikern untersucht.

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Heute jährt sich der Beginn des Mauerbaus bekanntlich zum 53. Mal. Zu den Ereignissen in Potsdam rund um den 13. August 1961 ist bisher aber kaum geforscht worden. „Das ist noch nicht beschrieben“, sagt der Historiker Hans-Joachim Hertle vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) auf PNN-Anfrage. Auch Thomas Wernicke, Historiker am Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG), kann nur eine Forschungslücke konstatieren: „Was hier in Potsdam im Einzelnen geschah, ist nicht richtig erforscht.“

In der vom ZZF zusammengestellten „Chronik der Mauer“, die das Geschehen rund um den Bau der Berliner Mauer mit zahlreichen Dokumenten, Fotos und Rundfunkmitschnitten nachzeichnet – im Internet auf www.chronik-der-mauer.de abrufbar –, taucht immerhin für den 21. August 1961 eine Meldung aus Potsdam auf – von der Westberliner Polizei: Im Laufe jenen Tages hätten DDR-Volkspolizisten und Grenzpolizisten „sämtliche privaten Wasserfahrzeuge von Bootshäusern und Ufergrundstücken zwischen Griebnitzsee, Glienicker Lake, Jungfernsee, Sacrow und Brüningslinden entfernt und in Richtung Potsdam abgeschleppt“, notierten die Beamten auf der Westseite damals. Während es andernorts wegen der Grenzarbeiten zu Streiks kam, ist für Potsdam laut einem Papier des DDR-Gewerkschaftsverbundes FDGB vom 14. August 1961 nichts dergleichen überliefert.

Für Potsdam und die umgebenden Gemeinden wie Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow bedeutete der Mauerbau auch Einschränkungen bei der Bahnanbindung: Statt der S-Bahn nach Berlin, die davor noch – teilweise ohne Halt, als sogenannter "Durchläufer" – durch Westberliner Gebiet gefahren war, gab es nun nur noch den bereits 1956 eingeweihten Sputnik, eine weiträumige Umfahrung. Der Bahnhof Pirschheide wurde in der Folge zu Potsdams Hauptbahnhof.

Die DDR-Staatssicherheit zog Ende September 1961 eine erste Bilanz über die Stimmung in der Bevölkerung im Bezirk Potsdam, wie Thomas Wernicke bei der Stasi-Unterlagenbehörde recherchiert hat. Die Geheimdienstler stellten demnach unter anderem „negative Gruppierungen männlicher Personen bis 25 Jahre“ fest, auch von Festnahmen ist die Rede. In Potsdam war den Stasi-Leuten vor allem die Junge Gemeinde und die Evangelische Studentengemeinschaft wegen angeblicher Hetze und Verbindungen nach Westberlin und Westdeutschland ein Dorn im Auge.

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